Forderung der GST
Tierarzt-Tarife sollen transparenter werden
Tierärzte können heute für einen Eingriff praktisch jeden Preis verlangen. Eine Kontrolle oder ein Preisvergleich ist kaum möglich. Die neue Präsidentin der GST, Julika Fitzi, will nun für mehr Transparenz sorgen.
Tierärzte können heute in der Schweiz ihre Tarife selber festlegen. Und dies führt zu teilweise massiven Unterschieden: Für die Kastration einer 25 Kilogramm schweren Hündin inklusive Narkose und Nachbehandlung werden beispielsweise je nach Tierarzt und Region zwischen 400 und 900 Franken verrechnet.
Die Tierhalter können die Tarifstrukturen der Tierärzte, die sich in einem freien Markt bewegen, auf die Schnelle kaum vergleichen. Zwar müssen die Tierärzte seit 1. April 2012 ihre Tarife bekanntgeben. Der Bundesrat hatte die Preisbekanntgabeverordnung auf diesen Zeitpunkt auch auf diese Branche ausgedehnt.
Oft suchen die Tierhalter aber vergeblich nach einem Anschlag mit den Kosten der gängigsten Eingriffe im Wartezimmer. So hat ein Anfang November veröffentlichter Test der Westschweizer Konsumentenschutzorganisation Fédération romande des consommateurs in Westschweizer Tierpraxen ergeben, dass die Preisbekanntgabeverordnung in fast 60 Prozent der Fälle nicht befolgt wurde. Dabei drohen im Fall der Missachtung Bussen bis 20'000 Franken.
«Unterschiedliche Tarife sind unhaltbar»
Die Gesellschaft Schweizer Tierärzte (GST) will nun für mehr Einheitlichkeit und Transparenz sorgen. Sie hat die Erarbeitung von Kalkulationsmodellen zu einem ihrer Leitziele für das kommende Jahr erhoben. «Wir werden das dringend angehen, denn die unterschiedlichen Tarife sind für unsere Kunden unhaltbar und nur schwer nachvollziehbar», sagt Die neue Präsidentin der GST, Julika Fitzi, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Wie genau die Information über die Preisgestaltung ausfallen wird, ist noch völlig offen. Die GST will sich mit der Wettbewerbskommission (WEKO) an den Tisch setzen, um die Möglichkeiten zu erörtern. Denn die WEKO hat die Tierärzte schon einmal zurückgebunden und ihre Tarifempfehlungen als verbotene Preisabsprachen taxiert.
Für die WEKO liegt der Ball primär bei der GST. Es sei am Verband, einen kartellkonformen Vorschlag auszuarbeiten. «Wir werden dann sagen, ob das so geht oder nicht», sagt Patrik Ducrey, stellvertretender Direktor der WEKO, auf Anfrage.
SKS hält Tarifempfehlungen für heikel
«Transparenz und Vergleichbarkeit sind enorm wichtig und für uns ein zentrales Anliegen», sagt Sara Stalder, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS), zum Vorhaben der Tierärzte. Bei Tarifempfehlungen sei die SKS aber zurückhaltend: «Denn dann neigt man meist dazu, die Preise an der obersten Grenze festzulegen.» Mindestens aber müssten die Preise in der Praxis gut angeschrieben sein. Diesbezüglich stehe das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) als Oberaufsichtsbehörde in der Pflicht.
WEKO pfiff GST zurück
Nicht immer gab es bei den Tierarzttarifen eine so breite Preisspanne wie heute. 2004 hatte die GST bereits einmal Tarifempfehlungen ausgearbeitet für die gängigsten Eingriffe. Sie wurden aber nach rund einem Jahr auf Druck der WEKO wieder zurückgenommen, wie sich Martin Seewer, damals Verantwortlicher für Wirtschaftsfragen bei der GST, erinnert.
«Zuerst wurden unsere Tarifempfehlungen beschnitten und schliesslich sogar ganz verboten», sagt der inzwischen pensionierte Tierarzt. «Für uns war das Risiko zu gross, eine diesbezüglich von der WEKO angedrohte Untersuchung mit ungewissem Ausgang abzuwarten», begründet er den damaligen Rückzug. Denn allein die Untersuchung hätte die GST mehrere 100'000 Franken kosten können.
Auch bei den Tierarzneimitteln habe die WEKO ihr Veto eingelegt. Den Tierärzten sei damals die Faustregel nahegelegt worden, den Tierhaltern den anderthalbfachen Einkaufspreis zu verrechnen. Auch darin sahen die Wettbewerbshüter eine verbotene Preisabsprache.
Importe bis 300 Prozent teurer als in anderen Ländern
Bei den Tierarzneimitteln fehlt es deshalb ebenfalls an Transparenz. Eine im vergangenen Februar veröffentlichte Untersuchung des Preisüberwachers bei Nutztiermedikamenten hat zudem gezeigt, dass Schweizer Veterinäre für die untersuchten Tierarzneimittel im Durchschnitt 70 Prozent mehr als ihre Kollegen in Vergleichsländern zahlen.
Am stärksten überteuert war ein Medikament, das auf das Muskel- und Skelettsystem von Schweinen und Rindern wirkt. Selbst nach der Korrektur der Wertschöpfungsstufe blieb immer noch ein gewaltiger Preisunterschied von über 300 Prozent, wie der Preisüberwacher herausfand. Insgesamt wird der Umsatz von Tierarzneimitteln in der Schweiz auf Stufe Publikum auf jährlich etwa 150 Millionen Franken geschätzt.
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