Haustiere
Tiernamen als Spiegel der Gesellschaft
Max, Mia oder Sina sind beliebte Namen – nicht nur für Kinder, sondern auch für Haustiere. Hunde und Katzen haben in unserer Gesellschaft einen so hohen Status, dass sie oft schon bei der Wahl des Namens vermenschlicht werden.
Heute ist der Hund in vielen Haushalten ein selbstverständliches Familienmitglied. Er ist überall mit dabei und schläft neben Frauchen und Herrchen auf dem Sofa in der Stube oder zumindest auf dem Teppich davor. Das war nicht immer so. Früher lagen Hunde als Wachhunde draussen vor dem Haus an der Kette oder in ihrem Hüttchen. Dieser Wandel in der Bedeutung unseres besten Freundes lässt sich auch in seinen Namen ablesen. Das zeigte sich kürzlich an einer Tagung in der deutschen Stadt Mainz, auf der sich Soziologen und Linguisten versammelten und ihre Studienergebnisse zur Entwicklung von Tiernamen in den letzten 150 Jahren austauschten.
Anfang des vergangenen Jahrhunderts war es noch egal, ob die Hunde männlich oder weiblich waren, frech oder schüchtern, sie hatten schlichtweg eine Aufgabe zu erfüllen, ihr individueller Charakter war nebensächlich. Daher hiessen sie stereotypisch Bello, Hasso oder Waldi; als Jagdhunde auch gerne Greifan oder Packan. Laut der Sprachwissenschaftlerin Damaris Nübling von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz war bei der Namenswahl neben der Funktion der Hunde vor allem das Aussehen entscheidend, was zu Namen wie beispielsweise Brauner führte.
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Katzen werden verniedlicht
Heute dagegen haben über die Hälfte der Hunde Menschennamen. Besonders beliebte Beispiele in der Schweiz sind Kira, Gina, Sina oder Jimmy. Andererseits orientieren sich Hundehalter oft an ihrer sozialen Umwelt: Sie benennen ihren Hund nach Alkoholika, Fernsehserien oder Schauspielern. Namen wie Tequila, Rex und Whoopi sind daher keine Seltenheit mehr.
Bei Katzen verhält es sich ähnlich, wobei bei ihnen das Geschlecht nicht ganz so wichtig ist, was sich in Namen wie Tiger oder Moppel widerspiegelt. Da viele Menschen das Kuscheln als die wichtigste Aufgabe des Stubentigers ansehen, gibt es unter ihnen im Vergleich zu Hunden mehr Namen, die Kosewörtern angelehnt sind. Allerdings sind Katzennamen äusserst individuell: Von 650 untersuchten Katzennamen waren 354 nur ein einziges Mal vergeben, so eine auf der Tagung vorgestellte Untersuchung.
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All das widerspiegle unser Verhältnis zu den Tieren, sagt Nübling. Tiernamen würden die Tier-Mensch-Beziehung «messen» und seien insofern hochinteressant. Die an der Tagung vorgestellten Resultate basieren auf Recherchen in Internetforen und umfassen mehrere Tausend Rückmeldungen von Tierhaltern. Darum gelten sie laut Nübling für den ganzen deutschsprachigen Raum – zumal auch die menschliche Rufnamengebung in Deutschland, Österreich und der Schweiz recht ähnlich sei, weshalb sie bei Tieren nicht von grossen Unterschieden ausgehe.
Prestige statt Zusammengehörigkeit
In anderen Ländern ist die Vermenschlichung der Haustiere gemäss der Tagung noch weiter fortgeschritten. So steht in Schweden der Familienhund mit in der Liste der Trauernden bei Todesanzeigen in der Zeitung. Meistens erst nach den Kindern, manchmal allerdings auch davor. Und in Finnland gibt es Namenskalender für Hunde, Katzen und Pferde.
Etwas anders als bei Haustieren verhält es sich punkto Namengebung bei Nutztieren. Pferdenamen etwa sollen eher Prestige ausdrücken statt Familienzugehörigkeit. Da man mit ihnen auf Turnieren unterwegs ist, auf denen es nicht selten um viel Geld geht, und sie teilweise als Aushängeschilder für ganze Gestüte fungieren, haben sie oft kraftstrotzende Namen wie Donner, Amazone oder Rambo. Gerne sind sie auch nach Städten benannt wie Kairo oder Amsterdam. Zudem finden sich die Namen bekannter Persönlichkeiten auf so manchem Boxenschild wieder, etwa Amadeus oder Chagall. Insgesamt tragen Pferde aber nur zu knapp einem Drittel Menschnamen. «Der Hund ist einfach viel dichter am Menschen dran», sagt Nübling.
Bei Kühen, Schafen, Hühnern und anderen sogenannten Nutztieren haben die Forscher interessante Unterschiede festgestellt. Kühe scheinen dem Bauern näherzustehen als etwa Schafe und Hühner. Letztere erhalten fast nie Namen, Kühe dagegen oft. Mastrinder und Kälber, die schon früh auf dem Teller landen, bleiben namenlos. Und auf Biohöfen sind Namen häufiger anzutreffen als in der Massentierhaltung.
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