Seit dem Jahr 2003 gelten Tiere auch aus rechtlicher Sicht als Lebewesen und nicht mehr als Sachen und seit 2008 ist die Würde des Tiers ausdrücklich geschützt. Anteil an diesen Erfolgen hat die Schweizer «Stiftung für das Tier im Recht». Sie ist eine Tierschutz-/Tierrechtsorganisation, die sich auf die juristischen Aspekte des Tierschutzes konzentriert.  

 Grosse Erfolge in 25 Jahren Tierschutz 

Seit ihrer Gründung im Jahr 1996 setzt sich die Organisation aktiv für die kontinuierliche Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung in Recht, Ethik und Gesellschaft ein. Dabei will TIR alle Tierkategorien schützen, also Heim-, Nutz-, Versuchs-, Wild- und Sporttiere. Es gibt nur wenige Organisationen, die sich auf das Tierschutzrecht fokussieren, die Anliegen der Organisation stossen jedoch auf fruchtbaren Boden, sagt Gieri Bolliger. So konnte  die TIR seit Anfang der 2000er einige spektakuläre Erfolge verbuchen, die den Rechtsstatus von Tieren erheblich verbesserten. Mittlerweile hat die Stiftung 18 festangestellte Mitarbeitende und ist auch international tätig. Unter anderem unterstützt sie mit verschiedenen Partnern ein staatenübergreifendes Projekt gegen Wilderei. 

Zwei Drittel der Angestellten sind Juristinnen und Juristen. Es sind jedoch auch kaufmännische Mitarbeitende, eine Biologin, eine Tierpflegerin und eine Buchbinderin im Team. Gemeinsam versuchen sie, das Bewusstsein für den Tierschutz zu fördern und Tieren ein schmerz- und sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Es werden Schwachstellen in der aktuellen Rechtslage analysiert und Gesetzesvorschläge dazu ausgearbeitet. Danach wird versucht, diese an PolitikerInnen zu vermitteln. Ein grosser Teil der Stiftungsarbeit liegt in der Sensibilisierung der Gesamtgesellschaft, aber auch von Behörden, Richtern und Medienschaffenden in Sachen des Tierschutzes. 

Eines der wichtigsten Ziele sei es zudem, junge Juristinnen und Juristen für die Materie zu gewinnen. So wird nachhaltig auf dieses Thema aufmerksam gemacht. Unter anderem unterhält die TIR mit ihrer eigenen Bibliothek die wohl grösste Literatursammlung im Bereich Tierschutzrecht in Europa.  

Grösste Herausforderung im Tierrecht 

Das aktuelle Urteil im Fall Hefenhofen zeige die generell grosse Problematik im Tierrecht. Man habe zwar eine durchaus griffige Gesetzesgrundlage, die Tiere schützen sollte, diese werde in der Praxis viel zu wenig konsequent umgesetzt. Ein Landwirt von Hefenhofen wurde wegen mehrfacher Tierquälerei angeklagt und sein Hof wurde 2017 geräumt. Er wurde erstinstanzlich jedoch in den meisten Anklagepunkten freigesprochen und erhielt nur eine bedingte Freiheitsstrafe von acht Monaten und kein Tierhalteverbot.

Die Rechtssituation von Tieren in der Schweiz sei im Vergleich mit dem Ausland in einigen Punkten zwar besser, das heisse aber nicht, dass man mit der Situation zufrieden sein dürfe. Es könne immer noch mehr zum Schutz der Tiere getan werden, vor allem im Bereich der Nutztiere. Die Massentierhaltung sei nicht tiergerecht und stark verbesserungswürdig. Die TIR setzt sich dafür ein, dass das Tier nicht in der Masse untergeht.  

Tierschutz und Tierrechte 

Aus rechtlicher Sicht gibt es rund um Tiere zwei Bewegungen. Die eine setzt sich mit dem Tierschutzrecht auseinander und fordert Gesetze, die Tiere bestmöglich vor Qualen und Misshandlungen schützen. Die Tierrechtsbewegung fordert hingegen, dass Tiere eigene Rechtssubjekte mit eigenen Rechten sein sollten. Dies sei laut Gieri Bolliger aber weitgehend noch Zukunftsmusik, man habe schon Mühe, die heutigen Tierschutzbestimmungen um- und durchzusetzen.  

Hunde und Rinder werden am meisten Opfer von Tierquälerei

Viele der Verstösse gegen das Tierschutzrecht werden nie publik, da die Täterinnen und Täter – meist die Tierhalterinnen und Tierhalter selbst, alles versuchen, dass die Vorfälle hinter verschlossenen Stall- und Wohnungstüren bleiben. Dennoch werden der TIR fast täglich Fälle von Tierquälereien, wie Misshandlungen und Vernachlässigungen, gemeldet. Die meisten Fälle betreffen Hunde und Rinder.  

«Tiere haben den gleichen Anspruch auf Respekt wie wir» 

Der ethische Grundsatz dem Gieri Bolliger folgt, wonach kein Tier soll schlecht behandelt werden soll, tönt zwar recht simpel – betrifft aber verschiedene Bereiche unserer Gesellschaft. Die Realität ist jedoch in verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen eine andere. Tatsache bleibt aber, dass Tiere positive und negative Emotionen empfinden wie wir, deshalb sei es unsere moralische Pflicht, ihnen ein schmerz- und sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Sie können sich nur bedingt wehren und sind dem Menschen ausgeliefert, deshalb sei unsere Verantwortung so gross, sagt Gieri Bolliger.