Wenn es zum ersten Mal passiert, geraten Halter oftmals in Panik: Ohne Voranzeichen zieht der Hund plötzlich in schnell aufeinanderfolgenden Abständen fast anfallsartig stossweise Luft durch die Nase ein. Dabei streckt er den Kopf nach vorne und die Nase hoch, so als würde er um Luft ringen. Zumeist wenige Sekunden später ist der Spuk vorbei und der Hund wieder vollkommen normal. Zurück bleibt ein erschrockener und beunruhigter Halter mit der Frage: Was war das denn? 

«Rückwärtsniesen ist kein Grund zur Panik. Es tritt bei Hunden relativ häufig auf», erklärt Tierärztin Katharina Staub aus Einsiedeln SZ und kann so besorgte Hundehalter beruhigen. Das Rückwärtsniesen, auch Reverse Sneezing genannt, ist eigentlich kein richtiges Niesen, sondern ein Schutzreflex des Körpers. Durch eine Reizung im Nasenrachenraum oberhalb des Gaumensegels wird ein Muskelkrampf ausgelöst. Dieser zeigt sich in Form des Rückwärtsniesens. «Ähnlich wie bei einem Niesanfall oder Hustenreiz kann der Hund in dem Moment das Rückwärtsniesen nicht unterdrücken», sagt Staub.

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Enge im Hals begünstigt Attacken

Zwar sind nicht alle Hunde vom Reverse Sneezing betroffen. Manche zeigen das Reverse Sneezing ab und an, bei anderen ist es schon fast Teil ihres normalen Lebens. Staub hält hierfür zahlreiche Auslöser für möglich. «Alles, was zu einem Reiz im Nasenrachenraum führen kann, kann Rückwärtsniesen auslösen. Manche Hunde zeigen Rückwärtsniesen im Alltag beispielsweise bei Aufregung, hastigem Fressen oder Trinken.» So eine Episode ist meist nach einigen Sekunden vorüber. Häufiger betroffen sind kurzköpfige, auch als «brachyzephal» bezeichnete Hunde. Zu diesen gehören alle Hunde mit besonders rundem, kurzem Kopf, die keinen deutlichen Stopp zwischen Stirn und Nase besitzen wie etwa Möpse, Pekinesen und Bulldoggen. Aber auch Terrier machen oft solche Attacken durch. «Alle diese Hunde haben aufgrund ihrer Anatomie kleinere Kehlköpfe und Luftröhren, wodurch das Gaumensegel leichter gereizt werden kann, weil es dort eben ein bisschen enger ist», erklärt Staub.

Wenn der Hund immer wieder rückwärtsniest und die Anfälle länger dauern, könnte das allerdings auch andere Gründe haben, die laut der Expertin besser vom Tierarzt untersucht werden sollten. «Wenn der eigene Hund plötzlich sehr heftiges Reverse Sneezing zeigt, was er sonst nie macht, sollte man zum Tierarzt.» Wie auch bei lang anhaltendem Niesen oder Nasenbluten kann nämlich ein Fremdkörper in der Nase oder den Atemwegen Grund der Attacke sein. «Steckt zum Beispiel ein Grashalm fest, dann wird der Hund ständig und heftig rückwärtsniesen», sagt Staub.

Ebenso sei es bei einer starken Angina. «Eine Entzündung im Rachenraum durch eine Infektion oder eine Allergie kann ebenfalls Rückwärtsniesen auslösen, insbesondere wenn durch Anschwellen der Schleimhaut und der Mandeln der Rachenraum bereits verengt ist.» Der Tierarzt kann eventuelle Fremdkörper entfernen oder eine vorhandene Schwellung respektive Entzündung mit Medikamenten lindern. Häufig bleiben die Untersuchungen allerdings ohne Befund.

Ein Tierarzt gibt Tipps

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Hundehalter können beruhigen

Die Attacken kann leider auch ein Tierarzt nicht verhindern. Halter können ihrem Hund dennoch helfen. So kann man versuchen, den Auslösern vorzubeugen, indem man herausfindet, ob der Hund immer in bestimmten Situationen rückwärtsniest – beispielsweise, wenn er aufgeregt oder angestrengt ist. Tritt das Phänomen vor allem nach dem Fressen oder Trinken auf, rät Staub dazu, den Hund dabei zu unterstützen, sich mehr Zeit zu lassen. Es kann aber auch sein, dass der Hund auf Chemikalien, Duftstoffe oder Pollen allergisch reagiert oder durch diese Stoffe gereizt wird, sodass es zum Rückwärtsniesen kommt. 

Aus welchem Grund auch immer der Hund rückwärtsniest, wichtig ist vor allem: Ruhe bewahren. Reagiert man panisch, wird auch der Hund nervös. «Meist hört sich Reverse Sneezing schlimmer an, als es ist. Es geht schnell vorbei und braucht kein Eingreifen», erklärt Staub. Dennoch hält die Tierärztin es für nützlich, wenn Halter während der Attacke etwas unternehmen. Ihrer Meinung nach beruhigt es nämlich vor allem die Besitzer, wenn sie nicht tatenlos zusehen müssen.

Staub schlägt vor, einfach auszuprobieren, was beim eigenen Hund den Anfall schneller löst. «Bei einigen Hunden hilft eine leichte Massage im Halsbereich, bei anderen nicht.» Eventuell können ein Klopfen auf die Vorderbrust oder ein Leckerli Abhilfe schaffen. «Es sollte den Hund aber beruhigen und nicht aufregen.» Von Massnahmen wie die Nase zuhalten hält Staub daher nichts. «Das haben viele Hunde einfach nicht gern.»