Spiel, Sport und Ablenkung
Tipps: Wie helfe ich meiner scheinschwangeren Hündin?
Scheinschwangerschaften können für Hündinnen sowie ihre Besitzer Stress bedeuten. Sebastian Arlt, Tierarzt des Universitären Tierspitals Zürich, gibt Tipps, wie Hündeler ihrer Vierbeinerin helfen können.
Im Körbchen liegen Plüschtiere. Die Hündin knurrt, als die Besitzerin näherkommt. Sie verteidigt ihre «Welpen». Scheinschwangerschaft nennt man dieses Phänomen. Der Tierarzt und Experte für Reproduktionsmedizin Sebastian Arlt erklärt, dass es sich bei diesem Phänomen eigentlich eher um eine Scheingeburt handelt. Denn die Symptome werden durch das Hormon Prolaktin ausgelöst, welches bei einer tatsächlichen Geburt für die Muttergefühle und die Milchproduktion verantwortlich ist. Das Phänomen kann aber auch ohne Trächtigkeit und Geburt bei Hündinnen zwischen zwei und acht Wochen nach der Läufigkeit auftreten. Die Hündinnen sind in diesem Fall teilweise anhänglicher, nisten und kramen Spielzeuge oder Plüschtiere zusammen, die sie dann als ihre Welpen behandeln. Einige zeigen teilweise auch aggressiveres Verhalten, weil sie ihren «Wurf» verteidigen wollen. Körperliche Symptome seien laut Arlt auch oftmals zu beobachten: Häufig schwillt das Gesäuge an, und manchmal kommt es zum Milchausfluss.
Sebastian Arlt erklärt, dass die Scheinträchtigkeit vermutlich auf die Abstammung vom Wolf zurückzuführen ist. «In einem Wolfsrudel gebären oftmals nur die Leitwölfinnen. Durch die Scheinträchtigkeit mit Milchbildung können die anderen Wölfinnen die Welpen mitversorgen, wenn die Leitwölfin auf der Jagd ist oder im schlimmsten Fall verstirbt.» Evolutionär macht das Phänomen also durchaus Sinn. «Scheinträchtigkeiten sind keine Krankheit, sondern ein Phänomen», sagt Arlt. Trotzdem gingen damit einige Erkrankungsrisiken einher. So ist im Falle von Milchbildung das Risiko einer Gesäugeentzündung höher.
Spielen, spazieren und schmusen
In milden Fällen verschwinden die Symptome relativ schnell wieder, wenn der Körper merkt, dass keine Welpen vorhanden sind. Dann sinkt die Konzentration des Hormons Prolaktin und die Symptome mildern sich ab. Unterstützen kann man dies, indem man die Hündin ablenkt. Der Tierarzt empfiehlt, spazieren zu gehen und zu spielen – die Hündin mit körperlicher und geistiger Arbeit auszulasten. Er rät auch, Plüschtiere oder Nestmaterialien im Voraus verschwinden zu lassen. So kann die Hündin das Verhalten gar nicht erst ausleben und beginnt nicht oder weniger stark, einen vermeintlichen Wurf zu bemuttern.
Wenn die Scheinschwangerschaft aber enormen Stress für die Hündin bedeutet, zu Aggressionen oder einer starken Gesäugeschwellung führt, kann laut Arlt eine Medikation sinnvoll sein. Es gibt Medikamente, die innerhalb weniger Tage Abhilfe schaffen. In jedem Fall sollte eine Behandlung aber mit dem vertrauten Tierarzt abgesprochen werden – genauso wie die Erwägung einer Kastration. Dabei werden der Hündin die Eierstöcke entfernt. Laut Arlt können Scheingeburten ein Punkt sein, der die Entscheidung für eine Kastration beeinflusst. Da die Scheingeburt aber mit Medikamenten behandelt werden kann, muss sie kein zwingender Grund für eine Kastration sein. Denn eine Kastration bringt auch einige Risiken mit sich: Sie kann das Risiko für Inkontinenz oder auch Verhaltensänderungen erhöhen. Deshalb gilt auch hier: Sich unbedingt eingehend von der vertrauten Tierärztin oder dem vertrauten Tierarzt beraten lassen.
Tipps bei Scheinschwangerschaft
• Plüschtiere und Nestmaterial vorgängig verstecken
• Spielen, spazieren und ablenken
• In schlimmen Fällen Kontakt mit dem Tierarzt aufnehmen
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