An den Farbenzwergen fasziniert mich, dass sie so lebendig und aufgeweckt sind. Es gibt sie in verschiedenen Farbenschlägen, und genau dies ist so interessant», schwärmt der Schweizerische Klubobmann Michael Hauser. In der Schweiz ist dieser Typ einer Zwergrasse mit guter Haltung und schön geformtem Körperbau seit 1955 im Standard anerkannt. Der erste Farbenzwerg, ein sogenanntes Hermelin mit blauen Augen, wurde aber bereits 1923 an einer Ausstellung präsentiert.

Aktuell gibt es 24 Zwerge in verschiedenen Farbenschlägen. Dabei bemüht man sich möglichst, das Erscheinungsbild der grösseren Ausgangsrasse zu erreichen. Beim Typ und Zuchtziel wird vor allem auf die gute Haltung und den Körperbau geachtet. Nach Angabe von Obmann Hauser, der selber 79 Kaninchen hält, befindet sich der Zuchtstand grundsätzlich auf einem hohen Niveau. «Er entspricht den Anforderungen eines Typentiers, mit kräftigem, markantem, dicht an den Schultern anliegendem Kopf», sagt das Mitglied der KTF Affoltern am Albis. Die Stirn- und Maulpartie sind breit und gut entwickelt. Die kräftigen, eng getragenen, aufrecht stehenden Ohren müssen eine Länge von 5,8 bis 6,2 Zentimeter haben. Die Brust ist voll ausgeformt, die Schultern geschlossen und gut bemuskelt. Die Vorderläufe sind kurz, gerade und mittelkräftig. Die Haltung sollte mittelhoch und der Rücken gut abgerundet sein.

Klubs müssen sich öffnen
«Die meisten Unterschiede bestehen bei den Fell- und Zeichnungsfarbenschlägen. Hier gibt es grosse Unterschiede in der Fellbeschaffenheit», erklärt der 43-Jährige. Die Rhönfarbigen wiesen oft ein etwas längeres und weicheres Fell auf. Bei den Japanerfarbigen hingegen sei das Fell eher etwas feiner und kürzer ausgeprägt. «Allerdings haben auch diese Rassen in den letzten Jahren massive Fortschritte gemacht.»

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Natürlich gäbe es auch Farbenschläge, welche nicht mehr so oft anzutreffen seien. «Der Hauptgrund dafür sind die rückläufigen Mitgliederzahlen. In der heutigen Zeit will sich niemand mehr in einem Verein engagieren.» Dabei seien diese der eigentliche Lebensnerv der Kaninchenzucht. Ohne sie würde die Kaninchenzucht früher oder später verschwinden. «Ob dies im Ortsverein oder in den Klubs ist, sei dahingestellt», sagt Hauser.

Was es in der Zukunft kaum mehr geben werde, seien reine Rassenklubs einer Rasse. «Wegen dem Mitgliederschwund in den Vereinen und den Klubs braucht es neue Verbindungen und Zusammenschlüsse. Ortsvereine müssen sich auch für Hobby-Kaninchen- und Kleintierhalter öffnen», hält er fest. Als Obmann sei man bestrebt, dass sich die Rassen weiterentwickeln und auch in Zukunft bestehen bleiben. Aber nicht um jeden Preis, das Tierwohl müsse im Vordergrund stehen. «Wir werden immer mehr unter Druck geraten durch Tierschutz- und andere Organisationen, die politisch und gesellschaftlich immer grössere Erfolge erzielen», sagt Hauser. Aus diesen Gründen müssten sie für Neues und alternative Haltungsformen offen sein.

Doch das Wichtigste sei, dass es ein Hobby bleibe, wo auch die Kameradschaft im Vordergrund stehe. «Die Jungen sollen über die Zukunft bestimmen, also sollten diese ihre Chance erhalten», hat der Kaninchenexperte klare Vorstellungen. «Die Alten sollten aber auch offen für Neues sein.»

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Leidenschaft für Japanerkaninchen
Deshalb sei es wichtig, dass die Rassen- und Farbenvielfalt aufrechterhalten werde. Es gäbe immer wieder Züchterinnen und Züchter, welche sich dieser Aufgabe annehmen und eine fast verschwundene Rasse wieder aufleben lassen, wie beispielsweise die Farbenzwerg-Silber madagaskar, schwarz und eisengrau. Der Austausch im Schweizer Farbenzwergklub funktioniere hervorragend. Man unterstütze sich gruppenübergreifend. Immer wieder würden Zuchttiere ausgetauscht oder ausgeliehen, um die Rasse oder den Farbenschlag voranzubringen. Auch gäbe es mehrere Zuchtgemeinschaften innerhalb des Klubs.

Michael Hauser sah die ersten japanerfarbigen Farbenzwerge in Holland an der Europaschau als Jungzüchter. Er züchtete damals bereits erfolgreich Japanerkaninchen. «2002 importierte ich meine ersten japanerfarbigen Farbenzwerge aus Deutschland und begann mit der Zucht in der Schweiz. 2015 brachte ich diese in den Schweizer Standard.»

Hausers Stallanlage in Uerzlingen ZH ist speziell. Er hat zwei Haltungsformen: Die Innenstallanlage besteht aus 36 einzelnen Buchten und einem Laufstall. Hier werden die Ausstellungstiere und Zuchtrammler gehalten. Zibben mit Jungtieren erhalten Doppelställe, bis diese nach 10 bis12 Wochen getrennt werden. «Zibben und Jungtiere kommen dann in Gruppen in die Aussenstallanlage», sagt er. Von den Stallungen können die Tiere dabei immer in vier grosse Freigehege gelangen.

Fellverwertung ist nicht mehr in
Im Winter nimmt Hauser die Zuchttiere in die Innenstallanlage, damit er sie im Frühjahr wieder decken kann. Es sei extrem eindrücklich wie die Kaninchen sich wiedererkennen, wenn sie wieder in die Gruppen gelangen, hat er festgestellt. Sie beziehen immer dieselben Regionen und Röhren, die Rangordnung sei von Anfang wieder klar. «Es gibt immer mehr Züchterinnen und Züchter, welche gleiche oder ähnliche Haltungsformen praktizieren. Das ist die Zukunft – für robuste und gesunde Kaninchen», ist er überzeugt. 

Und es beziehen auch immer wieder Personen aus seinem Umfeld Kaninchenfleisch aus seinem Freilauf. Hauser selber grilliert sehr gerne, vor allem Rücken und Stotzen sind für ihn ein Gaumenschmaus. Das Fleisch wird zuvor in Weisswein eingelegt. «Aber auch meine Hamburger schmecken extrem gut», sagt er lächelnd. Diese bestehen zu zwei Dritteln aus Kaninchenfleisch sowie aus einem Drittel Beef und Schwein. Das Fleisch ist mit verschiedenen Gewürzen verfeinert.

Obwohl es das Kaninchenfell in verschiedenen Farben und Musterungen gibt, ist für die Fellverwertung kein Bedarf mehr vorhanden. Hauser findet dies sehr schade. Man könnte die Pelze gut bei Kleidungsstücken als Verzierungen nutzen. «Ich verabscheue Pelzzucht, aber es ist absurd, dass unsere Felle, sowie solche aus der Fleischproduktion und Jagd, ungenutzt entsorgt werden.»

Kaninchenzucht könne ein Hobby für die ganze Familie sein. «Es gibt viele schöne Momente, wenn man sich mit den Kaninchen beschäftigt und sich auch mal Zeit nimmt, um diese zu beobachten», sagt Hauser.