Die Löwenköpfchen werden schon einige Jahre in der Schweiz ausgestellt und nach dem Eurostandard bewertet. Nun kommen sie ab dieser Saison in das Aufnahmeverfahren. Diese Rasse hat ein gros­ses Potenzial und wird die Rassenvielfalt in der Schweiz bereichern. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand eine Interessengruppe gründet mit dem Ziel, die Löwenköpfchen als Rasse in den schweizerischen Standard zu bringen. Unter der Leitung des bekannten Experten Beat Schweizer aus Müllheim TG nahm das Projekt einen erfolgreichen Start. Sämtliche Auflagen der Fachtechnischen Kommission (FTK) wurden erfüllt und die geforderten Zuchteinheiten von 20 weit übertroffen. Grossartig ist, dass viele junge und neue Züchterinnen und Züchter bei diesem Projekt mitmachen. Löwenköpfchen sind eine Rasse, die voll im Trend ist.

Umschrieben wird die Rasse als Zwerg­rasse mit Langhaar-Zonen und einem idealen Gewicht von 1,45 bis 1,75 Kilogramm. Charakteristisch für die Löwenköpfchen ist ihre Löwenmähne, die bis zehn Zentimeter lang sein kann und über die Ohren bis zwischen die Schulterblätter verläuft. Die Langhaarpartien sollen eine wellige Haarstruktur haben. Für die Bewertungssaison hat die FTK die Rasse an den schweizerischen Standard angepasst. Bei der Ohrenlänge hat man sich entschieden, die Länge dem Eurostandard anzupassen, der zwischen 6,5 und 7 Zentimetern liegt. Es ist durchaus möglich, dass man nach den gemachten Erfahrungen die Länge in ein, zwei Jahren neu anpassen wird. Beim Fell ist ein Normalhaar vorhanden. Nur an den Backen, der Stirn, am Nacken und an der Brust sowie auf den Schenkeln zeigt sich Langhaar. 

Fehlender Bart wird geahndet
Die Interessengemeinschaft Löwenköpfchen, die im Fuchsklub integriert ist, hat sich mit der FTK entschieden, nur die rhönfarbigen Kaninchen ins Aufnahmeverfahren zu nehmen. Alle anderen Farben können wie bisher nach dem Eurostandard bewertet werden. Verlangt wird bei den Rhönfarbigen eine weis­se Grundfarbe. Die Zeichnungsfarbe ist intensiv graufarbig bis schwarzgrau. Die Zeichnung entspricht derjenigen des Rhönkaninchens. Die einzelnen Felder sollen nicht zu gross sein, nicht scharf abgrenzen und einen fliessenden Übergang bilden.

[IMG 2]

Die Krallenfarbe ist im Gegensatz zum Eurostandard belanglos. Die Backen haben eine längere Behaarung. Die Langhaare der oberen Stirnhälfte können bis Mitte Kopf auslaufen. Die Schenkel sind länger behaart und haben eine leicht wellige Haarstruktur. Die Langhaarpartien überragen das Normalhaar um rund 3,5 Zentimeter.

Löwenköpfchen haben auch ihre Schwierigkeiten. Nebst den allgemeinen Ausschlussfehlern werden deutliche Langhaarbildungen an den Ohren, auf dem Rücken oder dem Bauch mit Ausschluss geahndet. Fehlende Zeichnung gemäss der Rhönzeichnung und Einfarbigkeit des Kopfes oder Rumpfes sind ebenfalls nicht gern gesehen. Ein fehlender Bart oder eine fehlende Mähne sowie stark ausgeprägte Kopfbehaarung, die das Auge teilweise oder ganz verdecken, werden ebenfalls geahndet.

Als 14er-Farbenschlag bei den Zwergwiddern kommen auch die Weissengrannen ins Aufnahmeverfahren in den schweizerischen Standard. Bisher waren sie an den Klubschauen der Zwergwidder zu sehen – bewertet nach dem Eurostandard. Die Interessengemeinschaft ist noch klein, erfüllt aber sämtliche Auflagen der FTK. Züchter, die Weissgrannenkaninchen halten wollen, sind ebenfalls willkommen. Bewertet werden sie analog zu den anderen Farbenschlägen, jedoch nur als Weissgrannen nicht als Schecken.

Neue Rassen in Vorbereitung
Die Deckfarbe ist ein glänzendes Schwarz. Die Unterfarbe ist intensiv blau: Unter der Decke ist diese etwa sechs Millimeter breit und rein schwarz abgrenzend. Die Abzeichen sind weiss. Die Nasenlöcher sind weiss eingefasst. Die weisse Schnauzenpartie erstreckt sich auf den Unterkiefer. Ein weisser Streifen zieht ohne Unterbruch von der Schnauze entlang der Kinnbacken. Der Augenring umfasst das Auge in einem geschlossenen weissen Streifen. Der weissliche bis weisse Nackenfleck ist dreieckig, nicht zu lang und nicht zu breit. Sämtliche weisse Abzeichen sind intensiv gefärbt und grenzen scharf ab. Der obere Teil der Brust ist schwarz mit weiss gespritzten Grannen. Diese sollen um den ganzen Körper einschliesslich Brust, Vorderläufe und Hinterpartie etwa bis zur Rumpfmitte hochziehen. Je mehr weiss gespritzte Grannenhaare, umso wertvoller.

Eine neue Rasse, drei neue Farbenschläge  – und ein Ende ist noch lange nicht abzusehen. Weitere Rassen sind in Züchterkreisen schon in Vorbereitung, so etwa Satin, Marburger Feh, Luxkaninchen, Schwarzgrannen und diverse Farbenschläge. Da stellt sich schon einmal die Frage: Muss wirklich alles in den Standard? Es ist schön eine grosse Auswahl zu haben, vor allem dann, wenn sich die Möglichkeit bietet, diese zu zeigen und nach dem Eurostandard bewerten zu lassen. Ob es noch weitere Länder gibt, die grosszügigerweise zwei Bewertungssysteme an Ausstellungen anbieten, ist nicht bekannt.