Über die Entstehung des Japanerkaninchens scheint nichts bekannt. So schreibt Friedrich Dorn in seinem 1989 erschienenen Handbuch für Kaninchenhalter denn auch: «Es ist zwecklos, über seine Herkunft irgendwelche Vermutungen anzustellen. Fest steht allein, dass wir über das Werden dieser Rasse nichts wissen. Es ist ebenso ungeklärt, welcher Spassvogel den Namen der Rasse ersann und welchen Grund er hierfür hatte.» Klar ist hingegen, dass 1887 erstmals Kaninchen unter dem Namen «Japaner» in Paris ausgestellt wurden. Die Zeichnung der Tiere wies damals noch weisse Anteile auf, welche erst im Laufe der Zeit weggezüchtet wurden. Von Frankreich gelangten die Japanerkaninchen in die Schweiz, wo bereits 1896 eine erste Bewertungsskala veröffentlicht wurde. Der Name Japaner scheint ein Phantasieprodukt seiner französischen Züchter zu sein, mit einer etwaigen Herkunft aus Japan hat er (wohl) nichts zu tun.

Gemäss aktuellem Standard zeigt das Fell des Japanerkaninchens orangefarbene und schwarze Farbfelder. Angestrebt wird eine Verteilung von schwarzen und gelben Farbfeldern, die möglichst rein, also nicht mit andersfarbigen Haaren durchsetzt sein sollten. Der ganze Körper soll mit nicht zu gros­sen Farbfeldern bedeckt sein, dabei wird eine auf beide Körperhälften versetzte Streifenzeichnung gewünscht. Für die Kopfzeichnung wird eine Kreuzzeichnung angestrebt; eine Seite des Kopfes soll schwarz die andere orangefarben sein, mit jeweils entgegengesetzt gefärbten Ohren. 

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Keine Garantie
Der Klub Japaner Kaninchen Schweiz wurde 1911 gegründet und ist in zwei Gruppen aufgeteilt: Gruppe Ost mit 26 Mitgliedern und Gruppe West mit 46 Mitgliedern. Angeführt wird der Klub von Stefan Ramseier aus Oberbottigen BE. Seit 2019 haben die Japaner  den neuen Farbenschlag schwarz-weiss, der sich momentan im Aufnahmeverfahren befindet. Die Zucht von Japanerkaninchen ist äusserst anspruchsvoll. Dies liegt daran, dass die Zeichnung – etwa im Gegensatz zu den Scheckenkaninchen – nicht gefestigt werden kann. Was bei den Schecken in der Kopfzeichnung durch konsequente Zuchtauslese möglich ist, kann bei den Japanern nicht auf diesem Weg erreicht werden. So ist die Zeichnung von Kopf und Rumpf immer mit etwas Glück verbunden. Selbstverständlich haben erfahrene Japanerzüchter den Blick oder das Bauchgefühl, was ungefähr passen könnte – aber eben keine Garantie. 

Erwartet wird in der Kopfzeichnung eine wechselseitige Teilung. Geteilte Ohrfarben und geteilte Kopfseite. Als Ideal soll die Trennlinie beider Farben vom Ohrenansatz bis zur Nase über den Kopf verlaufen. Die Rumpfzeichnung sollte einem Schachbrett entsprechen. Eine schwierige Aufgabe, die eine grosse Auswahl nötig macht. Hier ist vor allem die Fruchtbarkeit gefordert, denn grosse Würfe erhöhen die Chance auf ein bis zwei ausstellungsfähige Tiere. Die Grundfarbe ist Schwarz und Orange, intensiv und glänzend. Sehr tückisch ist die Farbe Orange, je intensiver diese ist, desto grösser ist das Risiko eines weissen Flecks, sehr oft an den Pfoten der Vorderläufe. Das erklärt das Phänomen der mehrheitlich intensiveren Farben des Holländer-Japanfarbigen.

Elster-Kaninchen in Europa
Seit einem Jahr sind die schwarz-weissen Japaner im Aufnahmeverfahren. In Teilen Europas sind sie unter dem Namen Elster-Kaninchen anerkannt. Zeichnungsmässig entsprechen sie dem Japanerkaninchen. Wobei man sich fragen kann, ob der Name Japaner hier überhaupt korrekt ist, beziehungsweise ob der Japaner eine Kaninchenrasse oder eher eine Farb- und Zeichnungskombination ist? Japanerzeichnungen sind schiesslich auch vom Holländer, Rex und Farbenzwerg bekannt. Die Zeichnung basiert immer auf den Farben Schwarz und Orange – eine Kombination Schwarz und Weiss als Japaner existiert sonst nirgends. 

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Die Zucht der Japaner in der Schweiz ist eng verbunden mit dem Namen Hans Meister aus dem solothurnischen Mümliswil. Seit 1963 züchtet er diese Rasse und seit 1964 stellt er jedes Jahr mindestens eine Kollektion aus. Nach der schönsten Rasse im Standard braucht man ihn nicht zu fragen – für ihn gibt es überhaupt nichts anderes als die Japaner. Und es gibt nichts, was der 74-Jährige nicht schon einmal gewonnen hätte, sein Medaillenschrank und Pokalzimmer sind der Beweis. Während 31 Jahren präsidierte er den schweizerischen Klub mit viel Sachverstand und Herz. Zurzeit züchtet Meister mit sechs Zibben – und liefert damit den Beweis dafür, dass man mit wenig Tieren, aber viel Wissen und Erfahrung trotzdem an einer Klubschau siegen kann. An der Klubschau in Vilters gewann er mit seiner Kollektion mit 96,2 Punkten. Und das ohne Rassensieger oder -siegerin – ein super Resultat.

«Man muss etwas verrückt sein»Hans Meister ist ein treuer Anhänger der Japanerkaninchen. Während 31 Jahren präsidierte er den schweizerischen Klub.

Herr Meister, Sie züchten seit 57 Jahren Japanerkaninchen. Was hat sich in der Zeit verändert?
Heute sind wir nur noch eine kleine Schar. Wir pflegen eine gute Kameradschaft – aber weniger intensiv als früher. Früher waren Stallbesuche während der Zuchtsaison sehr beliebt, diese fehlen heute. 

Was fasziniert Sie an der Japanerzucht?
Freude und Herausforderung, die Zeichnung und Farbe. Man muss ein Idealist sein – und auch etwas verrückt. 

Sie waren auch Waffenläufer 
Auch da muss man etwas verrückt sein. Und dann braucht es für die Zucht Geduld, Geduld und nochmals Geduld. Beim Japaner lassen sich Bau, Fell und Farbe mit einer konsequenten Zuchtauslese festigen. Die Zeichnung bleibt immer etwas Glück.

Ist Einkreuzen ein Thema? 
Man hat es mit verschiedenen Rassen versucht: Burgunder, Rex, Blauwiener und mehr. Alle Versuche waren negativ. Einige Züchter haben es versucht mit ostdeutschen Alaska, da waren die Resultate noch am besten.  

Wie sehen Sie die Zukunft des Klubs? 
Unser Klub ist überaltert wie andere Klubs auch. Die jungen Leute fehlen. Wenn es so weitergeht, werden wir uns überlegen, die einzelnen Gruppen aufzugeben und nur noch einen Hauptklub zu führen. Das Verzwergen der Japaner ist schwierig und wird daher kaum Erfolg haben. Der Weg der SchwarzWeissen ist steinig und ob das unseren Klub wirklich weiterbringt, wird erst die Zukunft zeigen. Leider ist es so, dass wir durch diese Änderungen zwar mehr Farbenschläge haben, aber nicht mehr Züchter.