Nicht jedes Menü tut Mieze gut. Das fand erneut die Stiftung Warentest heraus, die im Mai ihre aktuellen Test­ergebnisse in Bezug auf Nassfutter veröffentlichte. Stimmt der Nährstoffmix? Sind Schadstoffe enthalten? Passt die angegebene Fütterungsmenge? Erfreulich: «Mehr als jedes zweite Futter im Test bietet eine gute oder sehr gute Mahlzeit.» Und dennoch: Von insgesamt 30 Feuchtfuttern stimmte bei fast jedem dritten der Nährstoffmix nicht, sechsmal vergab die deutsche Konsumentenorganisation gar ein «mangelhaft». 

Zwei Jahre zuvor nahm sie handelsübliches Trockenfutter unter die Lupe. Auch hier ein augenscheinlich positives Ergebnis: 20 der 25 Trockenfutter lieferten den perfekten Mix, den Katzen brauchen. Genügend Eiweiss, wichtige Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Dennoch erhielten am Ende einige der Knuspermahlzeiten lediglich ein «befriedigend» oder ein «ausreichend».

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Fehlerhafte Kennzeichnung 
Wie kommt diese Diskrepanz zustande? Zum einen ist häufig die Kennzeichnung auf den Produkten fehlerhaft beziehungsweise zu pauschal. Gerade puncto Fütterungsmengen. Nicht nur, dass unterschiedliche Rassen aufgrund von Grösse, Mobilität und anderen Eigenarten einen unterschiedlichen Nährstoffbedarf haben. Auch ausgehend von der herkömmlichen Hauskatze, der Europäisch Kurzhaar, stimmen die Empfehlungen mitunter hinten und vorne nicht. Ein Alleinfuttermittel hat laut der Vereinigung europäischer Futtermittelhersteller (FEDIAF) bezüglich Nährstoffen und Menge auf einer solchen Durchschnittskatze zu basieren. Diese lebt laut der FEDIAF typischerweise in einer Wohnung und wiegt gut vier Kilo. Am Tag braucht sie rund 16 Gramm Eiweiss. So viel liefern etwa 75 Gramm Pouletfleisch. Dieses sorgt für Muskeln statt Fett, doch genau davon enthalten vor allem Trockenfutter oft zu wenig – bezogen auf die empfohlene Futtermenge. Zudem geben laut Stiftung Warentest einige Futtertabellen als oberste Gewichtsklasse zehn Kilo oder mehr an. Das sei aber immer zu viel, selbst bei grossen Maine-Coon-Katern. Die Folge: «Übergewicht wird nicht erkannt, sondern gefördert.» 

Nierenschäden als Folge?
Bei den Nassfuttern scheint die Crux dagegen in der optimalen Verteilung von Nährstoffen zu liegen, die für feste Knochen und Zähne verantwortlich sind. Natrium, Kalzium und vor allem Phosphor, das über Fleisch, Knochen, Getreide oder als Zusatzstoff ins Futter gelangt, sind häufig überdosiert. Das kann beispielsweise die Nieren der Katze schädigen. Und Nierenprobleme sind bei Katzen bekanntlich weit verbreitet: Bis zu 35 Prozent der älteren Tiere leiden an einer chronischen Nierenerkrankung. Mitunter mit tödlichen Folgen. 

Umso wichtiger ist ein Blick hinter Kennzeichnungen und Werbeversprechen. Wer weiss denn schon, was sich alles unter dem Begriff «tierische Nebenerzeugnisse» verbirgt, welche Marken ehrlich sind und welche Rolle Getreide in diesem Wirrwarr tatsächlich spielt? Letzteres widerspiegelt sich hauptsächlich im Preis. Denn Futter ohne Getreide oder Gluten sind laut Stiftung Warentest die teuersten, und das obwohl sie entgegen der Kennzeichnung oft Gluten enthalten. Eine mögliche Erklärung: In Geflügelmägen enthaltener Weizen. Tierärzte geben hier allerdings Entwarnung. Eine Glutenunverträglichkeit bei Stubentigern sei eher selten. Auch der schwedische Futtermittelhersteller Bozita, der unter anderem aufgrund von zu viel Phosphor aktuell ein «mangelhaft»  aufgedrückt bekommen hat, steht für getreidefreies Futter. Seine Begründung: «Der Phosphorgehalt kommt hauptsächlich auf natürliche Weise durch unser Hühnchen in der Rezeptur zustande. Unter anderem durch die Teile Karkasse und Flügel.» Ausserdem halte man sich an die Kalzium-Phosphor-Quote der FEDIAF.

Kohlenhydrate sind bei Katzen nicht so wichtig wie vergleichsweise beim Hund, der inzwischen eher ein Allesfresser ist.

Julika Fitzi
Schweizer Tierschutz STS

Kein EU-Maximalwert für Phosphor
Generell wird Getreide gern als Füllstoff genommen. Ist es doch wesentlicher billiger als Fleisch. Laut Medienberichten soll in einigen Tierfuttersorten gar ein Getreideanteil von bis zu 90 Prozent enthalten sein. Das konnte die Stiftung Warentest in Bezug auf Katzenfutter jedoch nicht bestätigen. 

Wie viel Pflanzenteile tatsächlich optimal sind, daran scheiden sich die Geister. Viele Hersteller versprechen artgerechte Mengen, darunter auch Nestlé, deren Marke Purina im aktuellen Test schlecht abgeschnittenen hat. Juliette Montavon von Nestlé Suisse sagte dazu: «Gegartes Getreide liefert schnell verfügbare Energie und enthält leicht verdauliches Protein, Fette mit hohem Anteil ungesättigter Fettsäuren sowie Vitamine und Mineralstoffe. Die Purina-Vollnahrungen enthalten alle lebenswichtigen Nährstoffe, sind gut verdaulich und ermöglichen eine bedarfsgerechte Katzenernährung.» Ausserdem gebe es vom Gesetzgeber her in der Europäischen Union keinen Maximalwert für den Phosphorgehalt. Deshalb könne man die Abwertung der Produkte durch die StiftungWarentest nicht nachvollziehen. 

Optimalerweise sollte der Getreide- beziehungsweise Pflanzenanteil jedoch so niedrig wie möglich sein. Denn Katzen sind naturgemäss Fleischfresser und können Getreide schlechter verdauen. Ein zu hoher Anteil, vor allem vom kohlenhydratreichen Weizen, kann zu Übergewicht, Entzündungen des Verdauungstraktes, Verhaltensstörungen, Diabetes und anderen Stoffwechselerkrankungen führen.

Katzen brauchen Proteine
Doch wie hoch ist noch gesund? Einige Fachleute sprechen von einer 90:10-Verteilung. 90 Prozent Eiweiss und 10 Prozent Kohlenhydrate. Julika Fitzi vom Schweizer Tierschutz STS rät: «Kohlenhydrate sind bei Katzen nicht so wichtig wie vergleichsweise beim Hund, der inzwischen eher ein Allesfresser ist.» Die Katze hingegen brauche mehrheitlich Proteine. Insbesondere weil sie die Aminosäuren Taurin und Arginin nicht selbst synthetisieren könne und daher auf die Versorgung mit der Nahrung angewiesen sei. Dennoch würden ein paar Kohlenhydrate ihrer Meinung nach nicht schaden. Schuld am Übergewicht ist auch nicht der Weizen per se, die Menge macht es. Häufig fehlt es der Katze zusätzlich an Bewegung, weshalb sie Übergewicht bekommt. 

Und diesbezüglich ist Nassfutter klar im Vorteil. Denn Weizen- oder Kartoffelmehl werden vor allem bei der Herstellung von Trockenfutter eingesetzt. Diese machen die typische Brikettform erst möglich. Hinzu kommt, dass dabei meist kein hochwertiges Getreide verarbeitet wird, sondern Abfallprodukte wie Mehl und Schalenreste. 

Dennoch lohnt sich diesbezüglich tatsächlich ein Blick auf die Rückseite der Konserven und Beutel. Denn die geben in der Regel Auskunft über den Getreideanteil. Ist der vergleichsweise niedrig, der Fleischanteil mit mindestens 60 Prozent dagegen eher hoch, kann man zumindest nicht allzu viel falsch machen.