Kleines Katzen-ABC
Kommunikation mit Katzen: Körpersprache und Laute deuten
Probleme mit Katzen ergeben sich häufig aus Missverständnissen zwischen Mensch und Samtpfote. Daher ist es für Katzenhalter umso wichtiger, sich einmal näher mit den Ausdrucksformen ihres Stubentigers zu befassen. Hier ein kleiner Überblick.
Grundsätzlich ist Katzensprache sehr individuell. Wie sich eine Samtpfote genau ausdrückt, hat mit verschiedenen Faktoren zu tun. Untereinander kommunizieren Katzen überwiegend mit Körpersprache und eher weniger mit Lauten. Die vielfältige Lautsprache entstand rein aus Anpassung an den Menschen. Katzen wollen gehört werden, denn ihre äusserst subtile Körpersprache ist für uns häufig schwer zu lesen und zu verstehen. Als besonders gesprächig gelten orientalische Katzen. Es gibt also sogar rassespezifische Unterschiede bezüglich Redseligkeit. «Wie genau sich das Sprachrepertoire einer Katze auch Artgenossen gegenüber entwickelt, hängt bereits von ihrer Kinderstube und Sozialisierung ab», erzählt Katzenverhaltensberaterin Katrin Held. «Wird eine Katze zu früh von ihrer Mutter und den Geschwistern getrennt, lernt sie nur das Grund-ABC, was den Umgang mit Artgenossen zukünftig erschweren kann und oftmals auch tut. Aus der Interaktion heraus ist ihre Frustrationstoleranz dann auch nicht so hoch. Katzen, die keine gute Prägung erhalten haben, können schnell überreagieren, je nachdem auch, was ihnen vorgelebt wurde», so Held. Die Sozialisierung und das sich daraus ergebende Verhalten der Mutter spielt also eine wichtige Rolle, schliesslich ist sie wiederum Vorbild für ihre Kitten.
«Laute gibt eine Katze vor allem aus Abwehr oder Angst von sich. Und natürlich, wenn sie etwas von uns will. Jede Katze entwickelt zudem eine ganz individuelle Sprache mit ihrem Menschen. Meine Katze Mia benutzt ihre Pfote zum Beispiel nur morgens, um mich zu wecken, aber nicht in Form eines Abwehrschlagens», erklärt die Expertin. Der bekannteste Laut ist sicherlich das Miauen. «Miauen kann vieles bedeuten. Hier muss man sich immer auch den Kontext samt Tonlage anschauen. In der Regel steckt hinter Miauen eine positiv kräftige Aussage mit Wunsch nach Rückmeldung, wie zum Beispiel bei einer Freigängerkatze: ‹Hallo, ich bin wieder da. Wo bist du?› Oder es bedeutet eine Aufforderung für eine Interaktion oder Bedürfnismeldung», sagt die Verhaltensberaterin. «Meine zweite Katze Samba miaut leise, wenn sie mich bezirzen möchte. Sie schaut mich dann mit zusammengekniffenen Augen an, wedelt leicht mit ihrer Schwanzspitze hin und her oder umschmeichelt meine Beine oder einen Gegenstand in der Nähe. Wenn sie gestreichelt werden möchte, gibt sie Köpfchen oder macht ein bisschen Männchen. Und alles untermalt von etwas Miauen», sagt Held.
Ein weiterer Laut ist das Gurren. «Dies ist eine Art Universallaut, der ebenfalls oft eingesetzt wird, auch zur Begrüssung. Wenn die Katze etwas Bestimmtes möchte, lässt sie grundsätzlich freudig erregte Laute hören.» Es gibt natürlich auch unterschiedliche Tonlagen. Aber diese sind eher einer individuellen Anatomie im Bereich des Kehlkopfes und der Stimmbänder geschuldet, so wie es bei uns Menschen auch höhere und tiefere Sprech- und Singstimmen gibt. «Die Tonlage selbst sagt meist nichts über das Wesen der Katze aus. Vielmehr kommt es auf den Laut an sich und die damit einhergehende Körpersprache an», so Katrin Held.
Kontext beachten
«Fauchen muss immer im Kontext gesehen werden, um es entsprechend deuten zu können. So kann eine Katze einfach mal nur einen schlechten Tag haben, wenn sie faucht. Oder es zeigt sich aus Unsicherheit und Stress. Meine Katze Mia faucht recht schnell, wenn sie etwas nicht möchte. Sie hatte keine wirklich gute Sozialisierung und ist mehrmals umgezogen. Ihr Nervenkostüm ist generell eher dünnhäutig, und das kann zur Folge haben, dass sie manchmal etwas schneller faucht als eine andere Katze», erzählt die Expertin. «Beim Fauchen aus Angst weiten sich die Pupillen. Eventuell lehnt sich die Katze dabei auch etwas mehr auf ihre Hinterbeine, weil sie aus den Hinterbeinen heraus mehr Kraft hat zum Springen, sprich zur Flucht. Es kann aber auch ein Zurück-weichen vor dem Gegner andeuten.»
Lässt eine Katze ein Knurren hören, gilt höchste Alarmstufe. «Diese Lautäusserung wird immer dann eingesetzt, wenn die Situation sehr bedrohlich ist. Es bedeutet grosse Abwehr, Angst oder Unsicherheit. Hierbei werden die Schnurrhaare zurückgezogen und die Ohren aus Schutz vor einem eventuellen Angriff des Gegenübers angelegt. Ein richtiger Kampf unter Artgenossen wird zunächst mit einem Drohgesang, Schwanzpeitschen und einem Anstarren eingeläutet. In den einzelnen Kampfsequenzen werden Schreie abgegeben. Beobachtet man solch eine Szene, kann es hilfreich sein, die Aufmerksamkeit der Katzen mit einem Pfiff zu unterbrechen, weil zwei Streithähne in der Regel nicht von selber ohne Kampf aus dieser Situation herauskommen. Aber dies bitte nur in verkehrssicherer Umgebung machen», sagt die Verhaltensberaterin.
Die Katze lesen lernen
Völlig unterschätzt wird laut Katrin Held die Sprache einer Katze, wenn sie Schmerzen hat. «Schmerzen zeigt eine Katze eher über Körpersprache an als mit Lauten. Wie in anderen Situationen auch ist die Mimik hier sehr aussagekräftig. Die Stirn zieht sich dann ein bisschen zusammen, der Kopf ist gesenkt und manchmal sieht man auch eine leichte Sphinxhaltung. Laute wie beispielsweise Knurren kommen erst, wenn Berührungen schmerzen. Ist der Schmerz extrem, sind kaum noch Signale zu erkennen. Man darf sich nicht darauf verlassen, dass sich eine Katze bei Schmerzen überhaupt äussert», so die Expertin. Wird eine Katze also ungewohnt ruhig und apathisch, sollten die Alarmglocken des Halters klingeln, denn hier besteht dringender Handlungsbedarf.
Um die eigene Samtpfote und ihr Verhalten wirklich gut zu verstehen, ist es laut Verhaltensberaterin Held in erster Linie wichtig, sie gut zu beobachten. Zudem möchte eine Katze natürlich nie überfallen werden. «Man sollte sich gerade auch fremden Katzen grundsätzlich höflich annähern, sie selbst kommen und erst einmal schnuppern lassen und ihre Reaktionen, die oft sehr fein sind, gut beobachten. Auch ein Anstarren sollte unterbleiben, denn Starren bedeutet unter Katzen Konfrontation. Beachtet man dies alles nicht, kann es bei manchen Katzen zum Petting-and-Biting-Syndrom kommen. Das heisst, die Katze gibt einen Pfotenhieb mit ausgefahrenen Krallen ab oder eventuell auch einen Biss, weil sie sich von einer zu schnellen, als übergriffig empfundenen Annäherung überfahren fühlt», sagt die Verhaltensberaterin. Gerade diesbezüglich gibt es häufig Missverständnisse: Katzen werden dann als besonders schwierig und aggressiv eingestuft, und es wird nicht beachtet, dass sie eigentlich nur auf ein Überschreiten ihrer Grenze reagieren. Abwehrverhalten gegenüber Menschen äussern Katzen jedoch auch ganz individuell. «Manche fauchen nur, andere hingegen werden richtig rabiat. Ausserdem gibt es Katzen, die eine Hemmschwelle haben, Menschen mit ausgefahrenen Krallen zu hauen», erklärt Held. In jeder Samtpfote steckt also, trotz kleinem Körper, eine grosse Persönlichkeit, die es gut zu lesen gilt, um sie wirklich verstehen zu können.
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