Katzen haben keine Karies. Als reine Fleischfresser haben sie gar keine Kauflächen, die von Bakterien zerstört werden könnten. Ein Loch im Zahn können sie aber trotzdem kriegen. Im Gegensatz zu uns Menschen beginnt der Zerstörungsprozess des Zahnes aber oft in der Wurzel. Hier hilft eine oberflächliche Behandlung nicht.   

Stefan Grundmann ist Leiter der Abteilung Zahnheilkunde am Tierspital der Universität Zürich. Anders als man vermuten könnte, ist er kein grosser Freund des Zähneputzens bei Katzen. Denn: «Die erhältlichen Zahnbürsten sind fürs Katzengebiss viel zu gross.» Damit laufe man Gefahr, seinem Tier das Zahnfleisch zu verletzen. Hinzu komme die fehlende Toleranz beim Tier. «Kaum eine Katze lässt sich regelmässig die Zähne reinigen.» Und da sich Zahnstein innerhalb von 48 Stunden bilde, könne man sich die gelegentliche Reinigung auch gleich sparen. 

Viel eher rät Grundmann zur jährlichen Zahnkontrolle – insbesondere bei älteren Katzen. Erfolgen kann diese direkt beim Haustierarzt. Beispielsweise beim jährlichen Impftermin. Ist diese Kontrolle auffällig oder entdeckt man beim Tier selbst Symptome wie einseitiges Kauen, plötzliches Zurückschrecken beim Fressen oder verstärkten Zahnbelag, sollte man sich Gedanken machen, wie und wo man sein Tier behandeln lässt. 

Tierzahnarzt ist keine eigenständige Fachrichtung – grundsätzlich darf jeder Tierarzt auch eine Zahnbehandlung durchführen. Aber es gibt Unterschiede. Von Vorteil ist, wenn der Tierarzt entsprechende Aufbau- oder Fortbildungskurse besucht hat. Die Mitglieder des Vereins Swiss Society of Veterinary Dentistry befassen sich beispielsweise intensiv mit der Zahnheilkunde bei Kleintieren.

Kaum eine Katze lässt sich regelmässig die Zähne reinigen.

Stefan Grundmann
Leiter Zahnheilkunde Tierspital Zürich

Dentales Röntgen ist wichtig
Noch entscheidender als ein entsprechender Zusatztitel ist laut Grundmann die Ausrüstung. Denn ohne entsprechende Technik sei eine Zahnbehandlung bei der Katze schlicht unzureichend. «Bei Röntgenaufnahmen des Schädels gibt es nur ungenügende Detailerkennbarkeit der Zähne», sagt der Fachmann. Darum seien dentale Röntgengeräte wichtig, bei denen man die einzelnen Zähne ohne Überlagerungen darstellen könne. 

Ein Grossteil der Katzen ab acht Jahren sind von Resorptionsschäden an den Zähnen betroffen. Die Resoptive Läsion (RL) beginnt in der Wurzel des Zahns und schreitet unbemerkt voran. «Das Loch in der Zahnkrone oder am Zahnhals ist das Endstadium», sagt Grundmann. Eine mögliche Begleiterscheinung von RL ist gerötetes Zahnfleisch, das in die Defekte am Zahnhals einwächst. Doch ohne das entsprechende Röntgenbild wird das leicht mit einer Zahnfleischentzündung verwechselt, deren häufigste Ursache Zahnstein ist. Doch der Experte warnt: «Hier reicht es nicht, wenn man einfach nur den Zahnstein entfernt.»

Die Folge: Das eigentliche Problem bleibt bestehen und in kürzester Zeit steht der nächste Tierarztbesuch an. Man kann RL durch eine regelmässige Zahnsteinentfernung auch nicht verhindern. «Prophylaktisch lässt sich fast nichts machen», so Grundmann. Denn die Ursache der Erkrankung ist unklar. «Es ist eine typische Katzenkrankheit und war einfach schon immer da, wie historische Funde zeigen.» 

Eingriffe nach Möglichkeit bündeln
Zudem lässt sich die Erkrankung auch nicht behandeln. Der geschädigte Zahn muss gezogen werden, und zwar komplett mit Zahnwurzel. «Wenn Teile der Wurzel noch drinbleiben, ist das schmerzhaft für das Tier und kann weitere Entzündungen im Knochen verursachen», erklärt Grundmann. Immerhin: Erst wenn die Erkrankung in der Mundhöhle sichtbar ist, ist es auch schmerzhaft für die Katze. «Darum braucht man nicht unbedingt vorsorglich zum Röntgen zu fahren», erklärt der Veterinär.  

Aber sobald der Verdacht auf ein Zahnproblem vorliegt, sollte man die Zähne – besonders bei älteren Katzen – gründlich untersuchen und auch röntgen. Denn angefangen beim Röntgen finden alle Behandlungen am Katzengebiss unter Narkose statt. Es ist also sinnvoll, Eingriffe zu bündeln und in einem Abwasch durchzuführen. Denn das Wichtigste ist, dass die Katze nach der Behandlung keine Schmerzen hat.