Er sieht aus wie ein zu gross geratener Unihockeyball, also wie eine Kunststoffkugel mit Löchern. Anders als bei der Hallensportart jagen dem runden Gegenstand aber keine Unihockeyspieler hinterher, sondern Pferde auf der Suche nach Heu und spielerischer Beschäftigung. Genau dafür ist der Raufutterball von Bernadette Bachmann-Egli auch gedacht. Und genau aus diesem Grund ist sie auf die Idee gekommen, Futter ins Rollen zu bringen. 

«Vor über sechs Jahren habe ich mir überlegt, wie ich für meine vier Minishetland­ponys die Fütterung sinnvoll und abwechslungsreich gestalten kann», erzählt Bachmann-Egli. Als Ziele setzte sie sich, die Tiere zu beschäftigen und auch während des Fressens zu bewegen, das Fresstempo zu drosseln, eine ergonomisch natürliche Fresshaltung wie beim Graszupfen zu ermöglichen und lange Fresspausen zu vermeiden.

Der Raufutterball im Video (Video: Offenstall):

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Auch für Schweine und Konsorten
Nach diversen Tests entstand schliesslich der Raufutterball. «Die anfänglich schwarzen Hohlkugeln stammten alle aus einer Überproduktion und sollten entsorgt werden», erinnert sich die Landwirtin aus Nottwil LU. «Das fand ich schade und habe den kompletten Posten erstanden.» 

Aktuell bezieht sie die in diversen Farben erhältlichen Kunststoff-Rohlinge, also die ungelochten Hartkunststoffkugeln, aus Deutschland. Anschliessend bohrt sie in der Regel acht Löcher in die 31,5 Zentimeter gros­sen Hohlkugeln, in die ein Kilogramm Heu passt und die sich nicht nur für alle Pferderassen, sondern auch für Esel, Schweine, Ziegen, Schafe, Lamas, Alpakas und sogar für Meerschweinchen eignen. 

Die Grösse und Menge der Löcher passt Bachmann-Egli auf Kundenwunsch gerne an. Wichtig sei ihr aber, dass sich kein Tier in dem Ball verheddern und es nicht nur aus dem etwas grösseren Einfüllloch fressen kann. Um das zu verhindern, gibt es mittlerweile für kleinere Tiere auf Wunsch einen Schiebedeckel. Nicht verhindern liess sich dagegen, dass gros­se Firmen die Idee des Raufutterballs aufschnappten und damit in die Massenproduktion gingen. Von einem Kopieren wollen diese Firmen allerdings nichts wissen. 

Machtlos gegen Grossfirmen
So heisst es auf Nachfrage beim gros­sen deutschen Futterball-Hersteller «Dr. Hentschel», dass von einem Abkupfern nichts bekannt sei, viele Jahre in die Entwicklung gesteckt wurden und die anderen Futterbälle nicht mit ihren zu vergleichen seien, da ihre Produkte nicht aus hartem, sondern flexiblem, nachgebendem Plastik bestünden. Auch eine britische Firma hat seit 2016 auf dem hiesigen Markt mit ihren Heubällen Fuss gefasst.

Bachmann-Egli bedauert zwar, dass sie am Anfang nicht bedacht habe, dass ihre Idee ein solch durchschlagender Erfolg über die Grenzen der Schweiz hinaus werden könne, verweist aber auch darauf, dass eine Patentierung ohnehin nicht möglich gewesen sei, da die Kugeln zu stark an die bekannten Unihockeybälle erinnern. Dafür habe sie den Namen «Raufutterball» und das Lochdesign schützen lassen.

Die Nottwilerin ist sich bewusst, dass sie gegen die umfangreichen Marketingmassnahmen der finanzstarken Unternehmen keine Chance habe. Das Wichtigste sei für sie aber, dass ihre Erfindung einer guten Sache diene. Sie ermöglicht zahlreichen Vierbeinern etwas Abwechslung im Stallalltag, ein gesundes Fressverhalten und zusätzliche Bewegung. Allein dafür haben sich alle Mühen und Strapazen gelohnt.

Wer Interesse an einem Raufutterball hat, kann ihn auf folgender Website bestellen: www.raufutterball.ch