Welpenkauf
Seriöse Hundezüchter erkennen: Tipps vom Experten Hansueli Beer
Wer sich zu ersten Mal einen Welpen anschafft, muss sich über einiges informieren. Ein Züchter kann einem den Einstieg in die Hundehaltung erleichtern und Ratschläge geben. Aber wie erkennen Unerfahrene einen seriösen Züchter? Der Zentralvorstandspräsident des Hundezuchtverbands, Hansueli Beer, gibt Auskunft.
Inserat, Tierheim oder doch aus der Zucht? Wer sich sicher ist, einen Hund anzuschaffen, wird sich früher oder später fragen, woher das Tier kommen soll. Während der Grundgedanke, einem Hund aus dem Tierheim ein Zuhause zu geben, ein nobler ist und für erfahrene Halter durchaus Sinn ergibt, spricht bei neuen Hundehaltern vieles für einen Hund aus einer kontrollierten Zucht. Die Vorteile überwiegen, wie Hansueli Beer, Zentralvorstandpräsident der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG), auf Nachfrage erklärt. «Bei der Zucht geht es darum, die Gesundheit und die gewünschten Wesenszüge eines Hundes zu erhalten und einen hohen Standard zu erreichen.» Aber nicht jeder, der vorgibt, Züchter zu sein, nimmt die Sache gleichermassen ernst. Was man bei der Züchterwahl wissen und worauf man achten sollte – die Tipps des Experten.
Der Züchter und die Zuchtstätte
«Ich empfehle, immer beim Züchter vorbeizugehen und sich keinen Hund online zu kaufen», sagt Beer. Seriöse Züchter wollen die künftigen Halter ihrer Welpen sehen und beurteilen können, ob sie sich für die Haltung eignen. «Umgekehrt muss der Halter sich auch ein Bild des Züchters machen.» Es gebe fiese Maschen, wo Welpen aus einer Zuchtfarm aus Osteuropa in eine Familie gebracht werden, um den Eindruck einer vertrauenswürdigen Zuchtstätte zu erwecken. Aber es gebe formelle Kriterien für Zuchtstätten, auf die man beim Besuch achten kann.
In der Regel müssen Züchter und Zuchtstätten von einem Rasseclub oder der SKG genehmigt werden. Das Reglement ist jeweils auf ihren Websites aufgeschaltet und stellt die Rahmenbedingungen für die Zulassung. Die Hunde müssen beispielsweise genügend Platz und einen direkten Zugang in einen Garten haben. Für den Wurf muss der Züchter ebenfalls eine genügend grosse und geschützte Wurfbox für die Hündin und die Welpen bereitstellen. Ein seriöser Züchter führe auch immer Journal über jeden Wurf, so Beer. Schliesslich kontrolliert der Rasseclub oder die SKG die Zuchtstätte und nimmt sie vor der Zulassung ab. Dies sollte auf Papier vorhanden sein. Ein gewerbsmässiger Züchter muss ausserdem einen 40-stündigen Kurs sowie ein dreimonatiges Praktikum absolvieren und anschliessend erfolgreich mit einer Prüfung abschliessen. Das gibt das Bundesamt für Veterinärwesen vor.
Vor dem Deckvorgang
Ist der Züchter zugelassen, braucht auch sein Hund oder seine Hündin eine Zuchtzulassung. Dafür schaut ein Wesensrichter der SKG oder des Rasseclubs vorbei, um das Tier zu beurteilen. Seine Wesenszüge und sein Aussehen sollten dem Standard der Rasse entsprechen. Der Hund sollte nicht viel grösser oder kleiner als der Standard, vor allem aber weder aggressiv noch ängstlich sein. «Beim Besuch sollten künftige Halter das Wesen der Mutterhündin beobachten – dieses gibt sie oft an die Welpen weiter», so Beer.
Bei der Beurteilung spielen auch die Gesundheit des Tieres und erbliche Erkrankungen eine Rolle. Eine tierärztliche Untersuchung und eine DNA-Analyse sind daher Pflicht. So können Krankheiten, die bei unkontrollierten Zuchten oftmals weitergegeben werden, herausgezüchtet werden. Die Krankheitsbilder sind je nach Rasse unterschiedlich. Beim Deutschen Schäferhund ist die Hüftgelenksdysplasie ein Problem, beim Mops Atemschwierigkeiten wegen Kurzköpfigkeit. Im Allgemeinen treten bei Hunden oft Probleme mit den Hüften, den Ellenbogen oder den Augen auf. Eine Hündin, die beispielsweise eine leichte Vorerkrankung vorweist, muss von einem Rüden gedeckt werden, der diese Krankheit nicht mehr in seiner DNA aufweist. Das gibt die SKG vor.
Sind die Hunde zugelassen, suchen die Züchter einen passenden Rüden für ihre Hündin. Diese Entscheidung liegt allein beim Züchter, je nachdem, welche Ziele er mit seinen Hunden anstrebt. Manche betreiben grossen Aufwand dafür und fahren mit der Hündin quer durch Europa für einen Rüden. «Den Stammbaum seiner Welpen zeigt und erklärt jeder seriöse Züchter gerne, das ist sein ganzer Stolz.» Auf dem Stammbaum sind auch Vorerkrankungen und Wesenszüge der Eltern und Grosseltern der Welpen notiert.
Der Welpe und die Übergabe
Seriöse Züchter lassen ihre Hündin maximal fünf Würfe in ihrem Leben austragen – alles andere ist nicht mit dem Tierschutz vereinbar. Ab acht Jahren darf sie auch nicht mehr gedeckt werden. Die Rasseclubs veröffentlichen frische oder geplante Würfe auch auf ihrer Website. Bis zur Abgabe wird der Züchter den Welpen auch bereits sozialisieren sowie chippen und impfen lassen. Der Welpe darf bei der Übergabe zudem nicht jünger als acht Wochen alt sein.
«Ein seriöser Züchter sagt aber auch mal Nein», ergänzt Beer. Das heisst, er verkauft nicht jedem einen Welpen, sondern prüft den künftigen Halter ebenfalls nach seiner Eignung. Oft setzt er auch einen Rücknahmevertrag auf: Sollte der Halter nicht mehr imstande sein, auf den Hund aufzupassen, nimmt der Züchter ihn wieder zurück, damit er nicht im Tierheim auf ein neues Zuhause warten muss.
Das Fazit heisst also: Unerfahrene Hundehaltererhalten beim Welpenkauf aus der Zucht einen gesunden und sozialisierten Hund, wissen, woher er kommt, und haben eine fachkundige Ansprechperson, die gerne Auskunft gibt. «Manchmal braucht man bei einem seriösen Züchter etwas Geduld und es dauert ein bis zwei Jahre, bis man einen Welpen kriegt», so Beer. Aber das gibt auch dem Züchter eine stückweite Auskunft über die Wesenszüge des künftigen Halters.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren