Die Kennzeichnung von rassereinen Tieren hat in der Zucht eine lange Tradition. Bei Hunden und Kaninchen wurde jahrzehntelang tätowiert, und bei Pferden wurde ein Brandzeichen aufgeführt. Kaninchen erhalten heute in der Regel Ohrmarken. Aber auch in der Tierkennzeichnung setzt sich die Digitalisierung durch. Sogenannte Chips, die normalerweise unter die Halshaut geschoben werden, werden zum Standard. Mit einem Lesegerät ist damit eine genaue Identifikation möglich.

Lediglich das Geflügel mit allen seinen Sparten hinkt etwas hinterher. Das gilt auch für Rassetauben. Sie werden seit ewigen Zeiten mit Ringen gekennzeichnet. Diese werden vom jeweiligen Verband herausgegeben, sodass gleichzeitig auch die Verbandszugehörigkeit dokumentiert ist. 

Farbcode der Jahresringe
2019: grün

 

2020: grau

2021: weiss

2022: schwarz

2023: gelb

2024:  blau

2025: grün

2026: grau

2027: weiss

2028: schwarz

2029: gelb

2030: blau

Kunststoff statt Metall
Ursprünglich waren es einfache Metallringe, die gestanzte Zahlen hatten. Entweder sie waren vollständig glatt oder hatten einen gebördelten Rand. Zu Beginn der 1980er-Jahre kamen Ringe auf, die bei den Taubenzüchtern grosse Begeisterung auslösten. Es waren Aluminiumringe, die einen Kunststoffüberzug hatten, sodass der Text auf einem Papierstreifen fest eingeschlossen war. Solche Ringe sind heute noch bei Brieftaubenzüchtern gang und gäbe. Bei Rassetaubenzüchtern haben sich diese Ringe aber nicht durchsetzen können. Die Ringe werden nämlich fürs gesamte Geflügel gemacht und die Dichte war wohl nicht vollständig gegeben. Gerade für Züchter von Wassergeflügel kam es also vor, dass die Ringe nicht mehr lesbar waren. 

Die Folgen dieser Problematik waren dann wieder Metallringe, die aber teilweise sehr scharfe Kanten hatten, wodurch eine Verletzungsgefahr nicht ausgeschlossen war. Also hiess es wieder nach einer Alternative zu suchen, die dann auch in Vollkunststoffringen gefunden wurde. Diese sind noch heute in Gebrauch und können in der Qualität auch mehrheitlich überzeugen, gerade was die Beschriftung betrifft. Zu Beginn war das allerdings nicht der Fall. Durch das Laserverfahren ist die Farbe der Schrift nicht überall gleich gut zu lesen. Vor allem bei roten Ringen ist das der Fall. Deshalb wurde diese Ringfarbe auch aus dem Sortiment genommen. 

Heute kennen wir sechs verschiedene Ringfarben. Für jedes Jahr gibt es eine andere Farbe, sodass der Kenner schon an der Ringfarbe den Jahrgang der Taube erkennen kann. Aufpassen muss er nur im siebten Jahr. Dann kommt wieder die gleiche Farbe. Wohl jedem Züchter ist schon einmal passiert, dass er hier danebengegriffen hat, und jeder Preisrichter kennt die Situation, ein zu altes Tier in Händen zu haben.

Vaseline hilft
Die Ringgrösse ist im Standard der jeweiligen Rasse fest­gelegt. Bei Rassetauben haben die kleinsten Ringe einen Innendurchmesser von sieben Millimetern, die grössten von zwölf Millimetern. Die jeweilige Ringgrösse hängt entscheidend von der Knochenstärke oder der Laufbefiederung bei Rassen mit Latschen ab. Aus der Rassetaubengeschichte heraus weiss man, dass die Ringgrössen bei den meisten Rassen im Lauf der Zeit angepasst wurden. Normalerweise bedeutete das, dass die Ringe grösser wurden. Auch heute werden von einigen Züchtern immer wieder Wünsche dahingehend geäussert. Man muss aber genau ergründen, ob die Tiere noch den richtigen Rahmen und die gewünschte Knochenstärke zeigen oder ob es zu viel des Guten ist. 

Das Beringen selbst findet bei glattfüssigen Rassen in der Regel um den fünften Lebenstag des Kükens statt. Ein genauer Tag ist hier nicht festzulegen, da das Wachstum und wiederum die Knochenstärke des Kükens von Rasse zu Rasse zum Teil gravierend unterschiedlich ist. Beim Beringen wird der Ring über die vorderen drei Zehen geschoben, sodass die hintere Standzehe beim Weiterführen nach oben gedrückt wird. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass diese dann wieder frei ist. Wer will, kann mit etwas Vaseline das Ganze noch «fliessender» machen. Unter Umständen ist eine Kontrolle nach ein paar Tagen angebracht. Überhaupt sollte man schauen, dass der Ring nicht wieder herunterrutscht. Seinen endgültigen Platz hat der Ring dann am sogenannten Lauf.

Zahlen auf dem Kopf
Bei belatschten Tauben hingegen wird der Ring über das Fersengelenk geschoben. Das hat den Vorteil, dass die eigentlichen Latschen keine Lücke durch den Ringsitz aufweisen. Da in der Zeit des Beringens auf den Zehen schon deutliche Kiele sind, kann eine kleine Plastikfolie sinnvoll sein. Sie wird über die Zehen gelegt, sodass der Ring darüber über das Fersengelenk geschoben wird. Das hat den Vorteil, dass die Latschenkiele in keins­ter Weise beschädigt werden können. Aber auch bei den Belatschten muss man schauen, dass der Ring sitzen bleibt.

Auf welchem Fuss man beringt, bleibt dem Züchter überlassen. Meistens ist es so, dass der Linkshänder die Taube am linken Fuss beringt, der Rechtshänder rechts. Auch in welcher Richtung die Buchstaben zu lesen sind, ist Sache des Züchters. Preisrichter tendieren dazu, so zu beringen, dass die Zahlen auf dem Kopf stehen. Das hat den Vorteil, dass man sie beim Ablesen und Notieren auf der Bewertungskarte passend vor sich hat.

Auf den Ringen ist neben einer Buchstabenkombination und einer Zahl auch die Ringgrösse mit der Länderkennung eingelasert. Bei Verbänden, die dem europäischen Kleintierzüchterverband (EE) angehören, ist zudem das Kürzel «EE» zu sehen. Als Züchter erhält man Ringe in fortlaufender Nummerierung. Viele sind dazu übergegangen mehrmals Ringe zu bestellen, um unterschiedliche Serien zu bekommen. Das ist sinnvoll, wenn man unterschiedliche Linien mit verschiedenen Serien beringt. Gerade für Züchter, die unterschiedliche Rassen in mehreren Farbenschlägen züchten, kann das sehr sinnvoll und eine Unterstützung bei der täglichen Zuchtarbeit sein. Selbst bei so einfachen Dingen wie dem Ring sollte man also manche Dinge beachten. Darüber nachzudenken und sie selbst anzuwenden, lohnt sich bestimmt.