Es gibt sie auch in der Schweiz, z. B. Im Zoo Zürich. Und bei ihrem Anblick wird einem selbst im Winter warm, sei es angesichts ihres flauschigen Fells oder beim Gedanken an ihre Heimat, die zentralasiatische Wüste Gobi. Wie Fachleute des Zoos Zürich erläutern, lebt man dort zwischen Hitze und klirrender Kälte – die Temperaturunterschiede sind nicht nur zwischen Sommer und Winter, sondern auch im Tagesverlauf stark schwankend. Zwar verhält sich der Sand, wie er sich zu mehreren hundert Meter hohen Dünen auftürmt, ähnlich eine Flüssigkeit, doch Wasser ist hier rar. Umso sparsamer müssen die Wüstenbewohner mit dem kostbaren Nass umgehen. Ein Meister darin ist das Trampeltier.

Verluste auf ein Minimum reduziert

Schwitzen tut das zweihöckrige Kamel nicht, damit spart es sich im Vergleich zu Menschen schon eine ganze Menge Wasser. Weiter scheiden diese Tiere Urin und Kot in sehr konzentrierter Form aus, um möglichst nur Abfallstoffe oder Unverdauliches aus dem Körper zu befördern. Dafür ist eine Schleife des Nierensystems verlängert und der Enddarm mit spezialisierten Zellen zur Wasserrückgewinnung ausgestattet, wie beim Kamelhof Olmerswil im thurgauischen Neukirch zu lesen ist.

Wenn es Wasser hat, wird ordentlich getankt

Neben den minimierten Verlusten ist auch die Wasseraufnahme beim Trampeltier optimiert: Sie können in 13 Minuten bis zu 135 Liter trinken. Beim Menschen würde das zu einer potentiell lebensbedrohlichen Hyperhydratation führen, in deren Folge sich Wasseranleingerungen im Gewebe bilden. Davor schützten das Kamel seine speziell geformten roten Blutkörperchen: Sie sind sehr zahlreich und oval statt rund. So können sie sich ausdehnen, um Wasser aufzunehmen und verhindern eine Überforderung des Kreislaufs.

Das viele Wasser wird nach dem Trinken zudem in drei Vormägen in spezialisierten Zellen gespeichert.

Eigene Wasserproduktion auf dem Rücken

Berühmt sind die beiden Höcker auf dem Rücken eines Trampeltiers. Dabei handelt es sich um Wasserspeicher, sie sind aber nicht damit gefüllt. Vielmehr beinhalten sie Fettdepots. Bei Bedarf verstoffwechselt («verbrennt») das Kamel dieses Fett, wodurch Energie und eben Wasser verfügbar wird.

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Schutz vor der Hitze und Kühlung beim Urinieren

Eine Wüste stellt man sich als sehr trockenen und auch heissen Ort vor – was er zumindest im Sommer und tagsüber auch ist. Trampeltiere kommen mit hohen Temperaturen zurecht, indem sie sommers auf ein leichteres Fell wechseln. Die fetthaltigen Höcker wirken isolierend, da dieses Gewebe Wärme schlecht leitet. Die langen Beine halten den Rumpf ein Stück vom heissen Sand entfernt. Muss das Tier trotz allem einmal einen gewissen Wasserverlust in Kauf nehmen und urinieren, nutzt es die Gelegenheit, um die Flüssigkeit mit dem wedelnden Schwanz zur Kühlung des Hinterteils grosszügig zu verteilen.

Das Leben mit stark schwankenden Temperaturen fällt dem Kamel leichter, da seine Körpertemperatur um sechs bis acht Grad schwanken kann, ohne dass das Tier Schaden nimmt. Ein Mensch mit derartigem Fieber würde das nicht überleben.

Das Wüstenschiff bleibt nicht stecken

Ihr charakteristischer Passgang hat Kamelen die Bezeichnung «Wüstenschiff» eingebracht: Sie bewegen jeweils beide Beine einer Seite gleichzeitig, wodurch sie hin und her schwankend vorwärts gehen. Pferde setzen im Gegensatz dazu immer übers Kreuz einen Huf vor den anderen, also z. B. das linke Vorder-und das rechte Hinterbein.

Apropos Huf – solche haben Trampeltiere nicht. Ihre Füsse sind gespreizt und tragen schwielige Polster. Das schützt sie vor Hitze oder scharfen Steinchen und vergrössert ausserdem die Auflagefläche, was ein Einsinken im Sand verhindert.

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Kühlen Kopfes durch die Wüste

Sand ist nichts anderes als zerkleinerte Steine und entsprechend wirkt ein Sandsturm wie Schmirgelpapier auf ungeschützter Haut. Ausserdem sind die feinen Körnern anschliessend überall. Damit kein Sand in Augen und Nase gelangt, haben Kamele dicke Augenlieder, dichte Wimpern und verschliessbare Nasenlöcher. Ausserdem verfügt ihr Riechorgan über Kammern und Zellen, die der Atemluft Wasser entziehen und das Gehirn kühlen können. Knorpelige Schwielen an Knien, Ellenbogen und Brustbein schonen die Gelenke und halten auch beim Liegen Hitze vom Rumpf fern.

Trampeltiere auf StadtspaziergangSeit 1931 gibt es im Zoo Zürich die zweihöckrigen Kamele. Einige davon nehmen am traditionellen Sechseläuten teil und laufen im Umzug bei der Zunft der Kämbel mit.  Deren Wappen ziert nämlich ein Kamel – allerdings ein Dromedar (mit nur einem Höcker).

Der Zoo Zürich bietet saisonal und wetterabhängig Kamelreiten an. Beim Kamelhof Olmerswil umfasst das Angebot unter anderem Vorträge über Kamele, Reiten, Trekking und Tierpatenschaften.