Das internationale Team mit Schweizer Beteiligung durchforstete die wissenschaftliche Literatur und Umfragen zur Verbreitung und Belastung durch die Krankheit. Die Forscher schätzen die Zahl der Todesfälle auf 59'000 weltweit. Das sei deutlich mehr als in früheren Schätzungen, die sich auf Angaben der Behörden stützten, schreiben sie im Fachjournal «PLOS Neglected Tropical Diseases».

Das höchste Risiko, an Tollwut zu erkranken, bestehe in den ärmsten Ländern der Welt, berichten die Wissenschaftler, darunter auch ein Genfer und ein Basler Forscher. Gleichzeitig würden in diesen Ländern am wenigsten Hunde geimpft – eine Strategie, mit der die meisten Industriestaaten die Krankheit eliminieren konnten. Etwa 95 Prozent aller Tollwutfälle gehen auf Hundebisse zurück.

Am meisten Tote in Indien
Mit Abstand am meisten Menschen sterben in Indien an Tollwut, das ein Drittel aller Todesfälle verzeichnet. Mit einem Serum nach dem Biss – der Postexpositions-Prophylaxe – wäre die Krankheit gut zu behandeln. Doch eine Dosis kostet zum Beispiel in Indien rund 70 US-Dollar, das ist für viele Arme zu teuer.

Auch die wirtschaftlichen Ausfälle durch die Krankheit sind enorm: Die Kosten durch vorzeitige Todesfälle sowie durch Behandlungen und Arbeitsausfälle nach Bissen schätzen die Forscher auf 8,6 Milliarden US-Dollar (rund 8,2 Milliarden Franken). Für die Hundeimpfung würden aber weniger als 1,5 Prozent davon ausgegeben.

Für die Studienautoren steht deshalb fest: «Ein stärkerer Fokus auf die massenhafte Impfung von Hunden könnte die Krankheit an der Quelle eliminieren und die Notwendigkeit für teure Prophylaxe-Behandlungen reduzieren», schreiben die Autoren. Gleichzeitig würden viele unnötige Todesfälle und Kosten verhindert. «Viele Tollwutopfer sterben zu Hause», schreiben die Wissenschaftler. Dies führe zu einer geringen Priorität der Tollwutprophylaxe bei den Behörden.

Die Studie wurde durch die UBS Optimus Foundation und den britischen Wellcome Trust finanziert.