Ein Affe, der einem den Haushalt schmeisst, das ist nur schwer vorstellbar. Doch genau das gibt es seit einigen Jahren im Land der unbegrenzten Möglichkeiten: «Helping hands», eine gemeinnützige Organisation in der US-Grossstadt Boston, bildet Affen zu Haushaltshilfen aus, die behinderten Menschen das Alltagsleben erleichtern sollen. 

Bei den Haushaltshilfen handelt es sich um Kapuzineraffen, eine relativ kleine Affenart, die normalerweise in Südamerika zu Hause ist. Sie bringen es bei einem Gewicht von rund vier Kilogramm gerade mal auf eine Grösse von 50 Zentimeter, verfügen aber neben einer hohen Intelligenz über extrem geschickte Hände. Eine Eigenschaft, die die kleinen Primaten dazu prädestiniert, die Knöpfe und Armaturen von diversen Geräten zu bedienen. Darüber hinaus verfügen Kapuzineraffen über ein ausgesprochen ausgeprägtes Sozialverhalten, sie sind neugierig und wissbegierig, bleiben – zumindest in den allermeisten Fällen – ein Leben lang freundlich und sind damit bestens als Pflegekraft geeignet. Von den «Haushalts­affen» profitieren vor allem querschnittsgelähmte Menschen, bei denen das Rückenmark so geschädigt ist, dass sie auch ihre Arme nur teilweise oder gar nicht benutzen können. 

Sie öffnen Flaschen und entsorgen
Abfall Auf Befehl sind die Affen in der Lage, insgesamt rund 30 der unterschiedlichsten sogenannten «Handreichungen» zu leisten, die einem Behinderten das Alltagsleben erleichtern. Sie setzen einem Patienten die Brille auf, kratzen ihn an einer juckenden Stelle, blättern eine Zeitung um, holen das Mobiltelefon, schalten das Licht an, holen einen Löffel aus der Küchenschublade, öffnen den Schraubverschluss einer Flasche oder wechseln eine DVD und werfen Abfälle weg.

Bevor die Affen zum Einsatz kommen, werden sie mehrere Jahre lang im «Monkey-College» in Boston geschult. Bei Trainingsbeginn sind die Schüler idealerweise zwischen acht und zehn Jahren alt. Die Trainer bringen ihnen zunächst mithilfe eines Laserpointers und einfachen Begriffen, wie «bring», «öffne» oder «kratz» diverse Befehle bei. Danach müssen sich die Affen mit der Funktionsweise von Lichtschaltern, Schubladen und CD-Playern beschäftigen. Fortgeschrittene Schüler werden dann in einem mit Rollstuhl, Bett, Bücherregal und Küchenzeile ausgestatteten «Lehrapartment» auf den Ernstfall vorbereitet. Die Ausbildung der tierischen Schüler erfolgt dabei nach dem Belohnungsprinzip: Haben die Affen einen neuen Befehl erlernt, werden sie mit Leckerbissen wie etwa Erdnussbutter belohnt.

Die Ausbildung eines Kapuzineräffchens zur Haushaltskraft ist mit rund 40'000 US-Dollar Kosten nicht gerade billig. Für dieses Geld kommen aber Donatoren und Spender auf, die behinderten Menschen müssen nichts bezahlen für ihre Haushaltshilfen. Eine der wichtigsten Geldgeberinnen der Stiftung ist Schweizerin: Die Genferin Marie-Christine Jaeger-Firmenich unterstützt die «Monkey helpers», wie sie in den USA genannt werden, über ihre Stiftung «Robmar».

Helfer, Freund und Therapeut
Allerdings wird das Halten von Affen als Haushaltshilfen auch kritisiert: Tierschützer bemängeln, dass eine enge Wohnung mit Sicherheit nicht die richtige Umgebung für Tiere ist, die normalerweise ihr Leben hoch oben auf Bäumen verbringen. Befürworter halten dem entgegen, schliesslich würden auch Hunde zum Arbeiten für Behinderte gezwungen.

Nicht alle Kapuzineraffen eignen sich zur Haushaltshilfe. Es gibt Tiere, die sich, aus welchen Gründen auch immer, einfach schlechter trainieren lassen als andere. Und natürlich passt auch nicht jeder Affe zu jedem Behinderten. Einige Tiere kommen mit Frauen besser klar als mit Männern. Manche brauchen einen ruhigen Partner, andere einen eher temperamentvollen. Will heissen: Die Trainer müssen sehr genau hinschauen, welchen Affen sie an wen vermitteln.

Für viele Patienten sind die Affen übrigens bei Weitem mehr als nur reine Haushaltshilfen. Sie sind Therapeuten, die ihrem menschlichen Partner wieder Lebensfreude schenken und auch das Gefühl von behinderten Menschen lindern, isoliert und einsam zu sein. Ein Veteran, der im Irakkrieg beide Beine verloren hatte, brachte es einmal auf den Punkt: «Der Affe ist der Einzige, der mich so nimmt, wie ich bin. Er sieht mich nicht als Behinderten.»

Dieses Video zeigt, wie das Äffchen Kasey Ned Sullivan hilft, der seit einem Autounfall vom Hals abwärts gelähmt ist:

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Hier noch mehr Eindrücke aus dem Leben mit einem Kapuzineräffchen als Hilfe:

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Hier sehen Sie, wie die Äffchen im «Monkey College» trainiert werden: 

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