Jahrelang kann der weltweit verbreitete und mikroskopisch kleine Erreger Toxoplasma gondii in der Erde ausharren und sich bei mehreren Zwischenwirten wie Schafen, Schweinen und Vögeln einnisten, wo er unter anderem in den Muskeln Zysten bildet. Um seinen Lebenszyklus zu vollenden, muss der Parasit aber eine Katze finden. Nur in ihrem Darm kann er sich geschlechtlich fortpflanzen. In seinen Endwirt gelangt der Erreger, wenn eine Katze Mäuse, Vögel oder anderes Fleisch mit Toxoplasma-Zysten frisst. Rund zwei Wochen lang scheiden betroffene Katzen Parasiteneier mit dem Kot aus, sogenannte Oozysten, die bei den richtigen Umweltbedingungen nach zwei bis vier Tagen infektiös werden. Katzen bereitet der Parasit meist keine Probleme. Nur selten reagieren sie mit Durchfall und anderen klinischen Symptomen. 

Auch ihre Halter müssen sich in der Regel keine Sorgen machen. Zwar ist es theoretisch möglich, sich beim Reinigen der Katzentoilette anzustecken. Zumindest, wenn man direkt mit einigen Tage altem Katzenkot in Berührung kommt und sich danach nicht gründlich die Hände wäscht. Doch die meisten Menschen bemerken die Infektionskrankheit nicht einmal und sind anschliessend gegen den Erreger immun. Laut dem Bundesamt für Gesundheit weist hierzulande rund ein Drittel der Frauen im gebärfähigen Alter Antikörper gegen Toxoplasma gondii auf, war also schon einmal infiziert. Selten treten leichtere Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen oder leichtes Fieber auf. Seit einigen Jahren vermuten einige Wissenschaftler allerdings, dass der Erreger Verhaltensauffälligkeiten und Schizophrenie auslösen könnte – belegt ist dieser Verdacht nicht. 

Sicher ist hingegen, dass Toxoplasmose dann gefährlich werden kann, wenn das Immunsystem sowieso schon stark geschwächt ist. Dann kann sie zum Beispiel eine Hirnhautentzündung auslösen. Wenn sich eine Frau erstmalig während der Schwangerschaft infiziert, besteht zudem das Risiko, dass es – abhängig vom Alter des Fötus – zu einer Fehlgeburt kommt oder das Baby mit bleibenden Schäden geboren wird. Medikamente helfen zwar in gewissem Masse gegen den Parasiten, können aber die Übertragung von Mutter auf Kind nicht verhindern. 

Den werdenden Vater einspannen
Manchmal trennen sich Schwangere, bei denen keine Antikörper nachgewiesen werden können, deshalb sogar von ihrer Katze. Das ist zum Glück gar nicht nötig ist. «Man kann sich gut vor Toxoplasmose schützen und so die Trauer durch eine erzwungenen Trennung von der geliebten Katze vermeiden. Wegen einer Schwangerschaft und der Angst vor Toxoplasmose eine Katze wegzugeben, ist unangebracht», sagt Kate Atema, Programmdirektorin für Haustiere bei der Tierschutzorganisation «International Fund for Animal Welfare» (IFAW). Das Bundesamt für Gesundheit rät, das Katzenkistchen nicht in die Küche zu stellen, bei der Reinigung Gummihandschuhe zu tragen und sich anschliessend die Hände zu waschen. Alternativ kann man die Aufgabe natürlich auch einfach an den werdenden Vater delegieren. Da der Parasit über Katzenkot auch in die Umwelt gelangen kann, sollte man die gleichen Vorsichtsmassnahmen ebenso bei der Gartenarbeit oder dem Verarbeiten von frischem Gemüse einhalten.

Eine viel grössere Ansteckungsgefahr als von den Ausscheidungen der Katze geht jedoch von rohem Fleisch und Innereien aus. Hände und Küchengeräte sollte man nach der Zubereitung von Fleisch deshalb immer gründlich reinigen. Schwangere sollten zudem rohes oder nicht genügend gebratenes Fleisch, also zum Beispiel Tatar oder blutiges Steak, vom Speiseplan streichen.