Die Meldung tönte dramatisch: «Im Tierheim des Aargauischen Tierschutzvereins in Untersiggenthal AG ist man geschockt», schreib die «Aargauer Zeitung» am 12. Juli. Sie berichtete, dass im Aargau so viele Katzen wie nie ausgesetzt worden seien. 

Im Audiobeitrag von «Tierwelt online» relativiert Astrid Becker, Präsidentin des Aargauischen Tierschutzvereins allerdings: Generell habe man in letzter Zeit zwar tatsächlich signifikant mehr Findeltiere gefunden, im Vergleich mit derselben Periode im letzten Jahr. Doch ob sie wirklich ausgesetzt wurden, sei mitunter schwer zu sagen. 

Audiobeitrag: Interview mit der Aargauer Tierschutzpräsidentin Astrid Becker

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Dass auch schweizweit zurzeit auffällig viele Findelkatzen entdeckt und gemeldet werden, bestätigt Helen Sandmeier von der Medienstelle des Schweizer Tierschutzes (STS). Gleichzeitig scheine es, dass die Situation im Aargauer besonders dramatisch ist. «Doch erklären kann ich mir das nicht, die Gründe für die statistische Zunahme sind mir ein Rätsel», sagt sie.

Vielleicht bringt die neue Tierschutzstatistik im Herbst weitere Erkenntnisse. Für Sandmeier ist klar, dass darin diesmal nicht nur die Zahlen des Vorjahres, sondern aufgrund der aktuellen Lage auch die Entwicklungen der vergangenen Monate berücksichigt werden sollen.

Viel geäusserter Wunsch: Ein Tier leasen
Sicher ist sie, dass sich die Folgen des Lockdowns in den Zahlen spiegeln werden – wie es bereits hinsichtlich der Anfragen an die Schweizer Tierheime geschehen ist: «Im Homeoffice sind auffallend viele Menschen auf die Idee gekommen, sich ein Tier anzuschaffen». Viele hätten eines adoptieren wollen, andere sogar leasen, mit dem Ziel, es danach wieder zurückgeben zu können. 

Ob der Anstieg bei den Findelkatzen darauf zurückzuführen sei, dass nach dem Ende der frappanten Einschränkungen nun viele ihre einst so geschätzten Lieblinge wieder los werden wollen, könne sie nicht sagen. Eines ist für Sandmeier jedoch gewiss: «Es wird spannend sein zu beobachten, ob diese Tierliebe nachhaltig ist».