Mitte August sind sie zum ersten Mal gesehen worden, die blauen Hunde von Mumbai, im indischen Bundesstaat Maharashtra. Fünf Streuner, in den Strassen der Planstadt Navi Mumbai mit einem blau gefärbten Fell. In der Nähe fliesst der Kasadi-Fluss durch eine Industriezone. 

Die Tierschützer der Gruppe Navi Mumbai Animal Protection Cell schlugen Alarm. Sie beschwerten sich bei der Umweltverschmutzungs-Kontrollbehörde von Maharashtra. Ausserdem teilten sie Fotos und Videos der blauen Streuner auf Facebook, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Die Bilder gingen prompt um die Welt und durch die Medien.

«Die letzten Tage waren ziemlich hektisch», sagt Arati Chauhan, die die Tierschutzgruppe leitet. «Das Telefon hat den ganzen Tag geklingelt.» Nun hat sich der Rummel ein bisschen gelegt und Chauhan und ihre Mitstreiter können einen Erfolg vorweisen. Mit ihrem Brief an die Behörden haben sie erreicht, dass diese eine Untersuchung einleiteten. Der schuldige Industriebetrieb wurde ausfindig gemacht. Die Fabrik soll Färbemittel in den Fluss entleert haben.  Nach einer Warnung wurde sie nun gestern geschlossen. «Die Hunde konnten in die Fabrik hinein und mussten dabei durchs Wasser waten», sagt Chauhan. Dabei wurden sie blau.

Von den blauen Hunden sei einer eingefangen und von Tierärzten untersucht worden. Bis auf die Färbung schien er unversehrt. «Er wurde behandelt und getestet und dann gleich wieder freigelassen», sagt Chauhan. Wie aber in den Videos zu sehen ist, hat einer der Hunde noch eine andere Verletzung an einem seiner Hinterläufe: Er hinkt deutlich. Immerhin haben die Streuner ihre natürliche Fellfarbe schon fast zurück: «Der Regen hat die Farbe mittlerweile ausgewaschen. Es ist nur noch ein leichter blauer Farbstich vorhanden.»

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Es bleibt allerdings noch viel zu tun. «Viele Betriebe hier verschmutzen die Umwelt und spülen giftige Chemikalien ins Wasser. Wieso wird nur eine geschlossen?», fragt Arati Chauhan. So habe sie beispielsweise am Wochenende ein Fabrikbesitzer angerufen. Ein Hund sei in Salpetersäure gefallen. Er wurde von Tierärzten behandelt, hat aber aufgrund seiner Verletzungen sein Augenlicht verloren. 

«Nur weil die blauen Hunde international Schlagzeilen machten, hat sich etwas getan. Zuvor hat sich niemand hier für die Hunde interessiert», sagt Chauhan resigniert. «Die Zustände sind auch für die Arbeiter schlimm. Auch sie sollten sich wehren. Wir müssen alle zusammenhalten und gemeinsam gegen die Umweltzerstörung kämpfen.»

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