Katzendame Broccoli liegt gemütlich auf ihrem Bettchen – wie eine gewöhnliche Hauskatze. Ihr Zuhause ist jedoch etwas grösser als das von anderen Stubentigern. Sechs Hektaren – so gross ist das Gelände der Kaserne in Lyss, wo Broccoli seit acht Jahren lebt. Langweilig wird es der getigerten Katze nie, sind doch immer etwa 300 Rekruten und Kader anwesend. 

Broccoli hat sich ihr neues Zuhause selbst ausgesucht. Sie wohnte einst in einem Quartier in der Nähe der Kaserne, hielt sich aber ständig auf dem Areal des Militärs auf. Ihre Besuche häuften sich, bis sie eines Tages nicht mehr nach Hause gehen wollte. 

Ihr Name stammt übrigens von ihrer ersten Mahlzeit im Militär. Eines Tages wartete sie sehr hungrig vor der Küchentüre. Als dem Koch ein Broccoli von der Tragkiste fiel, stürzte sich die Katze auf das Gemüse und frass es auf. Seither wird sie Broccoli genannt. Die Katze gewann schnell die Herzen vieler tierliebender Soldaten. «Broccoli hat keine offizielle Aufgabe, sie ist einfach für den Seelenzustand der Rekruten zuständig», sagt Hauptmann Marc Geyer, der die Katze auch ins Herz geschlossen hat. Broccoli habe sicherlich schon unendlich viele Geschichten der Rekruten angehört. Die Zeit in der Rekrutenschule sei nicht immer einfach, da tue eine Freundin wie Broccoli gut. 

Die Anwesenheit der Armee-Katze sprach sich schnell herum. Mittlerweile hat Broccoli, der man den Dienstgrad «Brigadier» (Ein-Stern-General) gegeben hat, sogar eine eigene Facebook-Seite mit über 2900 Fans. Dort veröffentlichen Soldaten regelmässig Fotos des «Armee-Tigerlis». Die Katze erhält sogar Fanpost und «Fresspäckli».

Zunächst bezahlten die Soldaten privat für Broccoli, heute gehört sie zur Armee
Das Gemüse Broccoli mag die Katze heute übrigens nicht mehr. «Sie wird immer heikler», sagt Werner Holzer lachend, der als Mitarbeiter der Waffenplatzverwaltung tätig ist. Die Katze hält sich oft in seinem Büro auf. In Holzers Schublade befindet sich auch der Impfausweis der Katze, ausserdem sind die Tierarzttermine auf seinem Computer gespeichert. Die eigentlichen Bezugspersonen von Broccoli sind jedoch zwei Frauen des Reinigungspersonals. Sie kümmern sich liebevoll um die Katze, auch wenn die Kaserne über die Feiertage nicht besetzt ist.

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   Bild: Stephanie Federle

In den ersten Jahren fütterten die Soldaten Broccoli mit privatem Katzenfutter. War sie krank, bezahlten sie auch die Tierarztkosten aus der eigenen Tasche. Seit einem Jahr gehört Broccoli nun offiziell zum Militär. Durch die «Inventarisierung» der Katze werden das Futter sowie die Tierarztkosten von der Schweizer Armee finanziert. Ausserdem wurden zwei Katzentürchen im Hauptgebäude angebracht. 

Für die Soldaten gelten strenge Regeln. Nicht so für Broccoli: Sie darf mit der Patrouille auf Tour gehen, geniesst die Sonnenstrahlen auf den Autodächern oder liegt gerne mal im Wäschekorb. «Die Katze ist jedoch sehr gut erzogen», sagt Geyer. Broccoli ist nicht die einzige registrierte Armee-Katze in der Schweizer Armee. Die anderen zwei Katzen haben jedoch im Gegensatz zu Broccoli eine klare Aufgabe: Sie sind am Standort Sand-Schönbühl für die Mäusejagd zuständig. 

Aus der Kaserne Lyss ist das Tigerli nicht mehr wegzudenken. «Es wäre traurig, wenn sie nicht mehr bei uns wäre», sagt Holzer. Kürzlich musste die Katze zum Tierarzt, da sie an Arthrose leidet. «Wir hoffen einfach, dass sie noch viele Jahre bei uns ist», sagt Holzer. Zeit hat Broccoli noch bis 2022, dann soll der Waffenplatz aufgrund von Sparmassnahmen geschlossen werden. «Das geht noch so lange, Broccoli wird diese Schliessung nicht mehr betreffen», ist Geyer überzeugt.