Tibbi Bracher ist Autorin von Hundebüchern, Chihuahua-Halterin und Gründerin des Klubs «Chihuahua-Academy» – und sie ist empört, wenn sie von dem Fall erzählt, der die Gemüter in ihrem Club momentan erhitzt. «Vor etwa drei Wochen wurden zwei Chihuahuas in eine Pflegestelle in der Nordwestschweiz gebracht, die aus ganz schlimmen Verhältnissen stammen», erzählt Bracher.

Die zwei Weibchen, neun und elf Jahre alt, seien im Kanton Aargau offenbar jahrelang in einem Käfig gehalten worden, der bloss einen auf zwei Meter messe. «Sie kennen keine Spaziergänge und hatten noch nie eine Leine um – ihr Verhalten zeigt deutlich, dass sie wahrscheinlich den ganzen Tag eingesperrt waren», sagt Bracher.

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 Die Chihuahuas waren nur noch Haut und Knochen.
 Bild: Tibbi Bracher  

Nur Katzenfutter
Laut ihr konnten zwei Frauen die Halterin dazu bewegen, ihnen die Hunde zu überlassen. Seither versuche man, sie in einer Pflegestelle aufzupäppeln. «Sie waren nur noch Haut und Knochen», sagt Bracher. Die Halterin habe ihnen einzig Katzenfutter vorgesetzt – und das erst noch viel zu wenig. «Zum Glück essen sie nun gut und haben schon beachtlich an Gewicht zugelegt.»

Trotzdem stehe es nicht sehr gut um die beiden Hündchen. Eines hat laut Bracher keine Zähne und keinen Unterkiefer mehr. Auch dem anderen mussten schlechte Zähne entfernt und Löcher im Zahnfleisch geschlossen werden. Zudem ist es fast blind und kam mit einem aufgeblähten Bauch in die Pflegestation. Es stellte sich heraus, dass es unter einer Gebärmutterentzündung litt, die eine Operation nötig machte. Ansonsten wäre es gestorben.

Kaum Muskeln
«Nach dem Eingriff geht ihm jetzt den Umständen entsprechend gut. Aber es ist sehr schwach», sagt Bracher. Überhaupt hätten die beiden Chihuahuas kaum Muskeln. «Es muss sie immer jemand hochheben und hinaustragen, damit sie im Garten ihr Geschäft verrichten können.» Und obwohl es in der Pflegestelle noch andere Chihuahuas gebe, wollten die beiden nicht spielen. «Sie sind es nicht gewohnt und wissen nicht, was sie mit ihrer neuen Freiheit anfangen sollen.»

Eigentlich, sagt Bracher, sei es unglaublich, dass sich in der Schweiz ein Fall wie dieser abspiele. Allerdings merke sie immer wieder, dass Menschen sich völlig falsch Vorstellungen von den Bedürfnissen kleiner Hunderassen machten. «Viele glauben, dass man Chihuahuas den ganzen Tag in einer Handtasche haben kann», sagt sie.

Keine Plüschhunde
Das stimme natürlich nicht: Auch kleine Hunde brauchen viel Bewegung. «Chihuahuas sind zwar die kleinsten Hunde der Welt», sagt Bracher. «Aber sie sind vollwertige Hunde und keine Plüschhunde, die man nach Belieben in einen Schrank einschliessen kann.»

Für die beiden geschundenen Chihuahuas suchen Bracher und die Pflegestelle noch Unterstützung. «Wir hoffen, dass die beiden noch ein paar Jahre lang ein normales Hundeleben führen können und das erste Mal in ihrem Leben etwas Liebe bekommen.»