Der Hund ist ein Rudeltier. Und er ist nicht gerne allein. Es gibt wohl kaum einen Hund, der freudig mit dem Schwanz wedelt, wenn sein Herrchen ihn verlässt. Wieso also nicht den Hund in einen Tageshort bringen statt ihn alleine zu Hause zu lassen? «Es ist sicher besser für den Hund, wenn er Sozialkontakt hat», sagt Julika Fitzi, Hundefachfrau beim Schweizerischen Tierschutz STS. 

Es sei aber wichtig, dass die Hunde dann auswärts auch gut betreut würden. «Es sollte eigentlich immer jemand da sein, der zu den Tieren schaut. Es ergibt keinen Sinn, wenn ich meinen Hund in einen Hort gebe und dort wird er dann alleine in einem Zwinger gehalten.» Auch von Gesetzes wegen sei der Hund immer unter Aufsicht zu halten. Wenn der Halter seinen Hund weggibt, übergibt er auch diese Verantwortung. Dessen seien sich möglicherweise weder alle Halter noch alle Hundebetreuer bewusst.

Hundebetreuung nur mit Bewilligung
Und was vielleicht einige auch nicht wissen: Wer mit der Betreuung von Tieren Geld verdient, braucht nach der neuen Tierschutzverordnung seit diesem Jahr eine Bewilligung. Ausgenommen davon ist die Betreuung von bis zu fünf Hunden, dafür braucht es bloss einen Sachkundenachweis für Hundehalter. Wer regelmässig und gleichzeitig bis zu 19 Tiere betreut, muss eine achttägige «fachspezifische berufsunabhängige Ausbildung» absolviert haben. Für die Aufsicht von 20 und mehr Hunden wird eine Tierpflegerausbildung verlangt. Diese Anforderungen gelten unabhängig davon, ob die Tiere zu Hause oder auswärts betreut werden – sogar wenn nur ein Spazierdienst angeboten wird.

Erteilt werden die Bewilligungen von den kantonalen Veterinärämtern. Relevant hierfür sind neben der Ausbildung auch die «Grösse, Zahl und Beschaffenheit der Haltungseinheiten, die Einrichtungen und die Belegdichte der Räume und Gehege», wie das Veterinäramt des Kantons Zürich in einem Merkblatt festhält. Wer schon jetzt gewerbsmässig mehr als fünf Hunde betreut, muss nachträglich ein Gesuch einreichen. «Die kantonale Bewilligung muss bis 2017 vorliegen«, erklärt Nicolas Späth, amtlicher Tierarzt in Basel-Stadt. «Bis dann müssen die Tierbetreuer auch die jeweiligen neuen Ausbildungsanforderungen erfüllen.»

Wer für seinen vierbeinigen Freund im Internet eine Betreuung sucht, findet unter Stichworten wie «Hundesitter, Hort, Tagesbetreuung oder Dogsitting» Angebote in der ganzen Schweiz – und verliert rasch den Überblick. «Um sicher zu sein, dass die zuständige Person mehrere Hunde im Griff haben kann, würde ich mich vor Ort nach dem Know-how erkundigen», rät Julika Fitzi. Beim Tierschutz seien schon Klagen eingegangen, weil ein Hundebetreuer die ihm anvertrauten Tiere in Boxen übereinander stapelte. «Und einmal beschwerte sich der Nachbar eines Hundehorts, dass der dortige Betreuer die Tiere  ständig anschreie.»

Hundesitter Pascal Bischof weiss aus Erfahrung: «Die Arbeit wird oft unterschätzt.» Er machte vor Jahren aus der Not eine Tugend. «Mein neuer Vorgesetzter erlaubte mir nicht mehr, meinen Hund mit in den Betrieb zu nehmen. Da musste ich eine Betreuung finden.» Weil er rasch merkte, dass andere Hundehalter dasselbe Problem hatten, beschloss er, selbst eine Hundepension zu eröffnen. Gemeinsam mit Barbara Schwyter und Seraina Stewart-Bugmann betreibt er den Hundehort «Anihome24» im bernischen Wynau und im solothurnischen Balsthal.

Durchschnittlich zehn Hunde betreut das Team von Anihome 24 täglich in Wynau. Bischof teilt die Hunde jeweils in Gruppen auf – keine leichte Aufgabe. «Der Charakter und das Alter der Tiere müssen berücksichtigt werden. Wenn ich die Tiere mische, gibt es weniger Dynamik, aber ich kann trotzdem nicht einen einzelnen, alten Hund zu einer Gruppe Junger geben.» 

Fast wie in der Kindertagesstätte
Bischof würde sich wünschen, die Anforderungen an Hundebetreuer wären höher. «Der Sachkundenachweis ist ja für alle Hundehalter, da lernt man nicht, mit mehreren Hunden umzugehen.» Aufpassen heisst es beispielsweise in der Mittagspause. «Die älteren Hunde legen sich hin und wollen schlafen, während die Jungen dann noch rumtoben.» Das benötigt Aufsicht, denn «die Tiere sind bei uns im Haus und auf dem Grundstück, wir sperren sie nicht irgendwo ein.» Zweimal am Tag werden die Hunde ausgeführt, am Nachmittag ein Schläfchen – eigentlich wie in einer Kindertagesstätte. «Es ist tatsächlich vergleichbar», schmunzelt Bischof. 

Das bestätigt auch Ruth Thole, die seit 14 Jahren im schwyzerischen Bäch den Hundehort Höfe betreibt. Sie betreut derzeit insgesamt sieben Hunde, zwei bis drei pro Tag. «Das sind schon eingespielte Teams», erzählt sie. «Die Hunde freuen sich, herzukommen, vor allem auch wegen der anderen Hunde.» 

Thole arbeitet ausserdem als Hundetrainerin und geht mit Hunden in Schulen, um Kindern den richtigen Umgang mit den Tieren zu zeigen. «Es ist ein toller Job und die Hunde sind sehr dankbar. Dennoch möchte ich im Moment keine neuen Hunde aufnehmen», sagt sie. Auch wenn sie immer wieder Anfragen erhalte. «Es ist wichtig, dass man nicht zu viele neue Hunde aufnimmt.» Nur so könnten Unfälle vermieden werden, denn auch im Hort Höfe bewegen sich die Hunde frei. Vor allem junge Hunde seien anspruchsvoll. «Welpen müssen erst aufgebaut und in die Gruppe integriert werden.» Und auch Details wie: «Wo gehe ich mit mehreren Hunden spazieren und wie transportiere ich sie dort hin?», würden oft unterschätzt. Ganz zu schweigen vom Schmutz, den die Tiere halt einfach machen. «Da heisst es täglich Putzen. Wir teilen mit den Hunden ja unsere Wohnräume. Sie haben hier richtigen Familienanschluss.»

Nicht jeder Hund darf in den Hort
Viele Hundehorte nehmen Rüden nur kastriert auf und keine «potenziell gefährlichen Rassen». Anihome 24 macht diese Einschränkungen nicht. «Wir machen aber immer zuerst einen Probespaziergang mit dem neuen Hund und seinem Halter», sagt Pascal Bischof. Dabei erkenne man schnell, ob der Hund gehorche. «Wenn er sich nicht abrufen lässt, nehmen wir ihn an die Schleppleine.» Manchmal helfe auch die Gruppendynamik. «Wenn ich einzelne Hunde zu mir rufe, kommen die anderen auch. Es könnte ja etwas zu fressen geben.» 

Bischof versteht sich als Partner der Tiere. «Mit Schreien erreiche ich nichts, das verunsichert die Hunde nur.» Auf den Probespaziergang nimmt er auch die beiden eigenen Hunde mit, «dann erkenne ich schnell, ob es geht». Nach der Rückkehr in den Hort lässt er den neuen Hund zuerst ins Haus. «Meine Hunde wissen, dass das in Ordnung geht. Das verhindert Revierstreitigkeiten.» 

Auch Bischof weiss, dass die Nachfrage nach externer Hundebetreuung steigt. «Es gibt einfach auch mehr Hunde.» Es sei wichtig, sich Zeit zu lassen mit dem Aussuchen. Ruth Thole vom Hundehort Höfe: «Es sollte einem schon sehr wichtig sein, wem man seinen Hund anvertraut und es sollte auch etwas wert sein.»

www.anihome24.ch
www.hundehort-hoefe.ch