Von klein auf lernen sowohl Wölfe als auch Hunde, dass sie mit bestimmten Lautäusserungen ihre körperlichen Signale unterstützen können. Knurrt das Tier beispielsweise, während es eine steife Haltung einnimmt und die Ohren spitzt, verstärkt es die Drohung. Je länger und tiefer es knurrt, desto ernster und entschlossener ist es auch zum Angriff überzugehen. Denn tiefe Töne haben meist eine drohende Bedeutung, hohe eher eine beschwichtigende. Wuffen ist dagegen ein abgeschwächtes Bellen, das zum Beispiel zur Warnung dient, wenn sich ein Fremder nähert. 

Dieses Wissen sollte sich auch jeder Halter zunutze machen und Befehle in einem ruhigen und tiefen Ton aussprechen und Lob stattdessen in höherer, freundlicher Lage. Neben der Tonlage unterscheiden Hunde auch die Tondauer sowie die Anzahl der Wiederholungen.

Nicht nur bei Vollmond wird geheult
Das wohl bekannteste Geräusch, das man mit Wölfen assoziiert, ist das Heulen. Anders als von vielen Filmen vermittelt, heulen sie aber nicht nur bei Vollmond, sondern in erster Linie, um ihr Rudel zusammenzurufen beziehungsweise um ihr Rudel auf sich aufmerksam zu machen. Vielleicht haben sie es bei der Jagd verloren oder sind aus irgendwelchen Gründen auseinandergetrieben worden. Aus bis zu sechs Kilometern Entfernung können sie das Heulen eines Kameraden noch hören. 

Führt es dennoch nicht zum Erfolg, schlägt das Tier eine andere Tonart ein, das Heulen geht in ein Fiepheulen über, was weitaus leiser ist und trauriger klingt. Ist es weiterhin allein und auf der Suche nach seinem Rudel, kommt es zum nächsten Stadium: zum Bellheulen. Dieses kann über Stunden und sogar mehrere Tage anhalten. Heulen Hunde stattdessen gemeinsam oder im häuslichen Bereich sogar zusammen mit den Zweibeinern, bestätigen sie ihre Zusammengehörigkeit sowie ihr Territorium.

Forscher vom «Wolf Science Center» im niederösterreichischen Ernstbrunn haben übrigens im vergangenen Jahr eine weitere Entdeckung in puncto Heulen gemacht: Wölfe heulen verschieden stark, je nachdem welches Rudelmitglied fehlt. Handelt es sich dabei um ein Alpha- oder Beta-Tier, in der Hierarchie also weit oben, ertönt das Geheul lauter. Auch fällt die Suche nach dem Vermissten lautstarker aus, wenn die emotionale Bindung zwischen den Tieren über das eigentliche Mass an Rudelzusammengehörigkeit hinausgeht – oft ergeben sich enge Freundschaften und es bilden sich regelrechte Cliquen. 

Sind Hunde noch im Welpenstadium, jaulen sie ab und an auch gerne. Ähnlich wie das Menschenbaby, das gelernt hat zu schreien, um Aufmerksamkeit zu bekommen, fangen sie an zu jaulen, wenn ihnen langweilig ist oder sie Hunger haben. Lautes Gejaule ist allerdings davon zu unterscheiden und nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, da es sowohl bei Welpen als auch bei ausgewachsenen Tieren ein Ausdruck von Schmerz sein kann. 

Fühlt sich der Hund unwohl, weil er alleine ist oder den Verlust eines Rudelmitglieds zu verkraften hat, beginnt er oft auch leise zu wimmern oder zu winseln. Neben einem solchen psychischen Schmerz kann das Winseln jedoch ebenso die Folge von körperlicher Qual sein. 

Knurren ist dagegen eindeutiger und (fast) immer als Drohung zu verstehen. Stellt der Hund das Knurren ein, heisst es aber noch lange nicht, dass er sich auch zurückzieht. Im Gegenteil: Knurrt er zum Beispiel einen Artgenossen eine Weile lang an, ohne dass dieser sich auf den Rücken legt oder andere Beschwichtigungssignale zeigt, kann es sein, dass er zwar aufhört zu knurren, aber nur um dann lautlos anzugreifen. Knurrt er dagegen nur kurz, ist er selber unsicher und nicht wirklich zu einem Angriff bereit. Kommt das Knurren allerdings auch mal während des Spielens vor, ist es schlichtweg ein Ausdruck der Erregung.

Beim Bellen ist genaues Hinhören gefragt
Des Hundes liebster Laut ist das Bellen? Fehlanzeige. Eigentlich bellen die Vierbeiner nur in Extremsituationen. Und im Grunde auch nur in Kommunikation mit dem Menschen und selten untereinander. Dennoch gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Bellarten und wie so oft im Leben liegen die Unterschiede im Detail:

• Wachsames Bellen dient zum Warnen der Rudelmitglieder. Entweder nähert sich ein Fremder oder es droht eine andere Gefahr. Der Hund gibt dabei klar abgrenzende Belllaute von sich in einer niedrigen Tonlage. Reagiert der Halter darauf mit Geschrei, empfindet das Tier dies als Bestätigung und denkt, dass der Mensch mitbellt. 

• Warnendes Bellen kennzeichnet sich durch ein kurzes Wuffen mit einer schnellen Folge von drei bis vier Belllauten in mittlerer Tonlage. Der Hund ist relativ entspannt und möchte lediglich auf etwas aufmerksam machen. Schaut der Halter nach, kehrt im Regelfall wieder Ruhe ein.

• Alarmierendes Bellen zeichnet sich durch viele schnelle Laute in mittlerer Tonlage aus. Der Vierbeiner ist dabei sehr aufgeregt, da sich der Eindringling bereits auf dem Gelände befindet und er Verstärkung braucht. Ob es sich um einen Freund oder Feind handelt, ist aber noch nicht geklärt.

• Defensiv-aggressives Bellen sind langsame, dafür aber anhaltende Laute in tiefer Tonlage. Der Hund fühlt sich bedroht und wird sich falls nötig auch verteidigen. Der Eindringling befindet sich allerdings noch ausserhalb des Reviers. 

• Fängt der Hund zuerst an zu knurren und geht dann ins Bellen über, ist er ebenfalls unsicher, aber im Notfall zum Kampf bereit.

• Zur Begrüssung bellt das Tier ein bis zwei Mal in mittlerer bis hoher Tonlage. Manchmal hört es vor lauter Freude kaum wieder auf.

• Möchte der Vierbeiner einen Artgenossen oder ein Kind, das ihn zum Beispiel an der Rute zieht, tadeln, bellt er tief und kurz. Es ist eine Korrektur, die zeigt: Ich fühle mich belästigt.

• Besonders Halter von jüngeren Hunden, werden oft mit dem sogenannten fordernden Bellen genervt. Dies ist gekennzeichnet durch einzelne kurze und scharfe Laute in hoher Tonlage und heisst, dass dem Hund langweilig ist. 

Möchte der Zweibeiner seinen tierischen Kumpel wirklich verstehen, muss er also nicht nur seine Körpersprache deuten, sondern auch ganz genau hinhören. Wem das zu viel ist, kann sich zumindest Folgendes merken: Wiederholtes Bellen weist auf ein dringliches Anliegen hin. Legt der Hund stattdessen einige Pausen beim Bellen ein, ist es ihm nicht ganz so wichtig. 

Und wie beruhigt man ihn wieder? Indem man ihn ernst nimmt. Der Halter sollte nicht in Hektik verfallen, sondern ruhig und gelassen nach der Ursache für die Bellattacke schauen. Handelt es sich um Besuch, muss er ihn als Erstes in Empfang nehmen. So stellt er seine Rolle als Rudelführer unter Beweis, der in jeder Situation die Oberhand behält, und gibt dem Vierbeiner die Sicherheit, die er braucht.