Die Eremitage im russischen St. Petersburg ist eines der grössten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Der ehemalige Winterpalast der russischen Zaren beherbergt über 60 000 Exponate, darunter viele Kunstschätze von Weltruhm. Aber nicht nur die Kunstsammlung, sondern auch einige vierbeinige Bewohner der Eremitage haben es zu Popularität gebracht: die Museumskatzen. 

Mitte des 18. Jahrhunderts herrschte im Winterpalast eine fürchterliche Ratten- und Mäuseplage. Die Nager hatten sich derart breitgemacht, dass sich die Zarin Elisabeth Petrowna höchstpersönlich genötigt sah, einen Befehl zu erlassen, wonach aus dem 1000 Kilometer entfernten Kasan «die grössten und besten Katzen zu fangen und unverzüglich an den Hof zu bringen seien». Tatsächlich traf bald eine Kutschenladung Katzen der Rasse «Russisch Blau» in St. Petersburg ein, die sich unverzüglich daranmachte, die Nagerplage einzudämmen.

Als wenig später, im Jahr 1764, auf Veranlassung Katharinas der Grossen Teile des Winterpalastes in ein Museum – die heutige Eremitage – umgewandelt wurden, durften auch die Katzen bleiben, als tierische Museumswächter. Die Zarin führte jedoch eine strikte Trennung in Haus- und Hofkatzen ein. 

Verspiesen – und verhätschelt
Schlimm wurde es für die Museumsmiezen während des Zweiten Weltkrieges. Während der fast 900 Tage andauernden Belagerung des damaligen Leningrads durch deutsche Besatzungstruppen litt die Bevölkerung derart grossen Hunger, dass auch die Katzen der Eremitage auf dem Teller landeten. Mit der Folge, dass es nach Kriegsende keine Museumskatzen mehr gab. 

Es dauerte aber nicht lange, bis mehrere Tausend Katzen aus anderen russischen Städten nach Leningrad gebracht wurden, um gegen eine neuerliche Rattenplage vorzugehen. Einige dieser Katzen wurden im Museum untergebracht und begründeten dort eine neue Generation von Museumskatzen.

Der zweite Nackenschlag für die Museumskatzen kam 1991 mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Es war schlicht kein Geld mehr da, um die Katzen angemessen zu versorgen. In ihrer Not riefen Museumsmitarbeiter die Aktion «Ein Rubel für eine Katze» ins Leben, um Geld zu sammeln. Mit Erfolg: Bald ging es den Miezen wieder besser. Heute bekommen die Tiere mehrere Mahlzeiten am Tag und werden angemessen medizinisch versorgt; Sponsor ist ein grosser Futtermittelhersteller.

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Mäuse kommen schon gar nicht mehr
Allerdings durchstreifen die Katzen nicht mehr wie zu Katharinas Zeiten die Ausstellungsräume, sondern leben auf dem Hof respektive in den weiträumigen Kellern der Eremitage. Dort hängen keine Rembrandts – sondern Porträtbilder von besonders beliebten Museumskatzen. Die Schädlingsbekämpfung ist übrigens längst zu einer prophylaktischen Angelegenheit verkommen: Katzen hinterlassen nämlich in ihrem Revier einen spezifischen, auch für Mäuse wahrnehmbaren Geruch, der die Nager fernhält.

Mittlerweile haben sich die Katzen der Eremitage zu einer echten Sehenswürdigkeit entwickelt. Viele Touristen besuchen den Palast allein der Katzen wegen. Das Interesse ist so gross, dass sogar spezielle Katzenführungen angeboten werden. Logisch, dass einige Besucher gerne eine der «Promimiezen» mit nach Hause nehmen möchten. Und das ist durchaus möglich. Für mehr als 50 Katzen, so lehrt die Erfahrung, ist in der Eremitage nämlich kein Platz. Deshalb werden Jungtiere abgegeben. Allerdings überprüft das Museumspersonal mögliche Interessenten sehr genau. Die Palastkatzen sollen ja nicht in die falschen Hände geraten.

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