Jede Katzenhalterin und jeder Katzenhalter kennt ihr oder sein Büsi meistens ganz genau. Ist es zutraulich und verschmust? Oder ist es etwa scheu und versteckt sich oft vor anderen Menschen? Die Besitzerinnen und Besitzer der Tiere können solche Fragen natürlich beantworten.

Und genau da setzte eine im Juli im Fachblatt «Animals» veröffentlichte Studie der Universität Helsinki an. Ein Forschungsteam um Salla Mikkola und Hannes Lohi wollte nämlich wissen, ob sie die Charaktereigenschaften der Katzen quantifizieren und so für die Forschung greifbar machen lassen. «Im Gegensatz zu Hunden wissen wir vergleichsweise wenig über das Verhalten und die Persönlichkeit von Katzen», sagt Doktorandin Mikkola in einer Medienmitteilung ihrer Universität. «Wir brauchen mehr Wissen, um problematisches Verhalten verhindern zu können und das Wohlergehen der Katzen zu verbessern.»

Um an dieses Wissen heranzukommen, stellten Mikkola und Lohi einen Fragebogen mit 138 Fragen zusammen und liessen Katzenhalterinnen diesen ausfüllen. Das taten diese offenbar gerne, denn letztendlich flossen die Daten von 4316 Katzen in die Analyse ein. Dabei konnten die Forschenden sieben Merkmale identifizieren, die den felinen Persönlichkeiten zugrunde liegen: Aktivität / Verspieltheit, Ängstlichkeit, Aggression gegenüber Menschen, Geselligkeit gegenüber Menschen, Geselligkeit gegenüber Katzen, Probleme mit dem Kistchen und exzessive Fellpflege. «Die letzten beiden sind zwar keine Charaktereigenschaften per se, aber sie können einiges aussagen über die Stressempfindlichkeit einer Katze», erklärt Mikkola.

Unterschiede zwischen Rassen
Wie sich zeigte, gibt es nicht nur klare Unterschiede in der Ausgeprägtheit dieser Merkmale zwischen einzelnen Tieren, sondern auch zwischen verschiedenen Rassen. «Die ängstlichste Rasse in unserer Studie war Russisch Blau, die am wenigsten ängstliche Abessinier», sagt Hannes Lohi, der als Professor an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Uni Helsinki forscht. «Siamesen und Balinesen putzten sich am exzessivsten, während Türkisch-Van-Katzen mehr Punkte bei der Aggressivität gegenüber Menschen und weniger bei der Geselligkeit gegenüber anderen Katzen erzielten.»

Die Daten aus der Umfrage sowie die daraus gewonnenen Resultate sollen nun für weitere Forschung verwendet werden. Unter anderem möchten Lohi und Mikkola psychologische, genetische und Umweltfaktoren identifizieren, die problematisches Verhalten verursachen können. Diese Erkenntnisse sollen schliesslich zum Wohle der Katzen eingesetzt werden.