Auf den 28. Dezember hatte sich Heinz Steger aus Zürich-Oerlikon gefreut. Freunde hatten ihn zur Jagd nach Pfyn im Kanton Thurgau eingeladen – etwas, das sich der 56-Jährige nicht entgehen lassen wollte. Seit rund 30 Jahren ist die Jagd seine grosse Leidenschaft. Zunächst lief alles reibungslos ab. Bis zu dem Moment, als seine Hündin Iluq nicht mehr aus dem Dickicht zurückkam. Sie schien wie vom Erdboden verschluckt. Alles Rufen half nichts. Und auch der Ortungssender, den das Foxterrier-Weibchen trug, hatte sich während der Jagd abgeschaltet. 

Für Steger begannen qualvolle Stunden und Tage der Ungewissheit. Eines war ihm indes klar: dass er Iluq nicht im Stich lassen würde. «Sie war immer meine beste Freundin und weilte 24 Stunden an meiner Seite», erzählt er. Verzweiflung schwingt in seiner Stimme mit. Mittlerweile sind mehr als zehn Tage vergangen und Iluq ist noch immer nicht aufgetaucht. Dabei habe man alles Menschenmögliche unternommen.

Mit zeitweise bis zu 80 Freiwilligen hat er die Wälder Pfyns durchkämmt. Zahlreiche Suchhunde waren im Einsatz, darunter Schweisshunde, die aufs Duchsuchen von Fuchsbauten spezialisiert sind. Auch Hi-Tech durfte nicht fehlen: Eine Drohne überflog das Waldgebiet und übermittelte Bilder in Echtzeit an den Suchtrupp am Boden. Danach liess sich Steger von einer ungewöhnlichen Suchmethode überzeugen: «Ich setzte Tierkommunikatoren ein, die versuchten, Kontakt mit Iluq aufzunehmen.» Mit www.hunde-suche.ch wurde sogar eine eigene Webseite aufgeschaltet. Doch auch das brachte nicht den gewünschten Erfolg. Der einzige Hinweis, den Steger bisher erhalten hat, besagt, dass Iluq auch nach dem Ausfall des Ortungssenders noch im Wald gesehen wurde. Danach verlieren sich ihre Spuren.

Es besteht noch Hoffnung
Ans Aufgeben denkt Steger dennoch nicht. «Es besteht noch Hoffnung», sagt er. «Es kann gut sein, dass Iluq sich irgendwo verkrochen hat – zum Beispiel während des Wintersturms in der ersten Januarwoche. Denn vor Stürmen hat sie Angst.» Orte, an denen sie sich verstecken kann, gibt es im zerklüfteten Gebiet in den Wäldern Pfyns unzählige. Denkbar ist aber auch, dass Iluq bei einem der vielen Höfe Unterschlupf gefunden hat, für welche der Thurgauer Ort bekannt ist.

Vom Gang an die Medien erhofft sich Steger Hinweise auf den Verbleib seines siebenjährigen Foxterrier-Weibchens: «Es ist denkbar, dass Iluq jemandem zugelaufen ist. Jemandem, der sie auch gleich aufgenommen hat», mutmasst Steger. An einen Diebstahl mag er zwar nicht glauben, obwohl im Thurgau in den vergangenen Wochen weitere vier Hunde bei der Schweizerischen Tiermeldezentrale als vermisst gemeldet wurden. «Trotzdem, auch für diesen Fall habe ich vorgesorgt. Man weiss ja nie», erzählt er. Den Hundechip hat er speziell registrieren lassen. Veterinäramt und Tierärzte sind informiert. «Sollte jemand Iluq zur Behandlung bringen, würde Alarm ausgelöst», sagt er.

Überwältigende Hilfsbereitschaft
Bis er Gewissheit hat, was mit seiner treuen Begleiterin geschehen ist, bleibt Steger in Pfyn. Er übernachtet sogar im Wald, an der Stelle, an welcher er Iluq zum letzten Mal sah. Doch die Nächte sind kalt. «Ich darf Infrastruktur und Heizung des Restaurants Krone nutzen, das gerade Betriebsferien hat», erzählt er. Einen Schlüssel für die Lokalität hat er erhalten. Von der Hilfsbereitschaft sei er überwältigt, sagt er. «Immer wieder melden sich zudem wildfremde Leute bei mir und fragen, wie sie helfen können. Oft sind es Mitglieder von Jagd- oder Hundevereinen».

Dann wird er nachdenklich. Da ist er wieder, der traurige Unterton in seiner Stimme: «Nachdem alle Mittel ausgeschöpft sind, bleibt mir nur noch übrig, abzuwarten. Vielleicht zeichnen ja die Wildkameras etwas auf. Aber sonst sind mir die Hände gebunden.»

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Angaben zum Verschwinden von Iluq können direkt an Heinz Steger gemeldet werden (079 419 89 30). Er verspricht einen Finderlohn.