Bedächtig setzt Paschan eine Pfote vor die andere. Der Kater stolziert durch den Raum mit dem königsblauen Teppich, springt grazil auf eine Stufe, bevor er sich vor einem Spiegel ausstreckt. Sein Fell leuchtet golden im Licht der Nachmittagssonne, die in sanften Strahlen durch das Dachfenster dringt. Dann – ein Rascheln. Maitreyi D. Piontek holt ein kleines Stück Hühnchen aus einem Plastiksack. Plötzlich ist Paschan voll konzentriert. Wie wenn es das Selbstverständlichste wäre, rast er zu einem roten Reifen, der in einen Holzrahmen eingespannt ist und wartet. «Chum, Paschänli», ruft seine Halterin liebevoll und Paschan nimmt kurz Anlauf, spannt seine Muskeln und springt elegant und kraftvoll durch den Reifen. 

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Kater Paschan hat Freude an Cat Agility und springt
auf Zuruf elegant durch einen Reifen. 
Bild: Sandra Ardizzone 

Der fünfjährige Kater ist ein wahrer Cat­-Agility-Fan. Mit seiner Halterin Maitreyi D. Piontek war er anfangs einer der wenigen, die in der Schweiz den Katzensport betrieben. Begonnen hatte alles an einer Ausstellung, die Piontek als Züchterin mit Paschan besuchte. «Ich hatte mit meinem Hund jahrelang Agility gemacht, aber Agility für Katzen war mir neu», erzählt sie. Bis an der entsprechenden Ausstellung. Weil gerade keine Katze den Parcours absolvierte, lud der Aussteller Paschan ein, den Cat-Agility-Parcours auszuprobieren. Und siehe da: «Paschan bewegte sich zu meiner Verwunderung, als hätte er das schon immer gemacht», sagt Piontek stolz. «Er genoss es sichtlich, von den Zuschauern bewundert zu werden.» Danach wurde der Abessinier immer wieder an Shows eingeladen und ein neues Hobby war geboren. 

Auch Gartenmöbel können zu Agility-Hindernissen werden 
Piontek arbeitet gerne mit Katzen und sagt, sie sei immer wieder erstaunt, was in den Tieren stecke: «Katzen sind intelligent, vielseitig und unternehmungslustig. Sie können aber auch eigenwillig sein.» Deshalb eigne sich Agility keineswegs für alle Katzen, betont die ehemalige Züchterin: «Es ist wichtig herauszufinden, was dem Tier Spass macht. Ich habe Katzen, die Agility über alles lieben und andere, die viel lieber zuschauen und staunen.» 

Agility kann jeder zu Hause mit seinen Tieren betreiben. Für die Sportart braucht man einzig einige Hindernisse, Vertrauen zwischen Halter und Tier und vor allem viel Geduld. Die Katze wird vom Halter über, unter oder durch die Hindernisse geführt. Das steigert unter anderem die Koordinationsfähigkeit und die Intelligenz des Tieres. Ob ein Stuhl, eine Decke oder ein Geländer – alles kann zum Hindernis werden, die Möglichkeiten sind grenzenlos. Piontek beispielsweise lässt ihre Katzen drinnen und draussen Agility machen. Da wird kurzum ein Gartenzaun zur Balancierstange oder ein Sessel zur Hürde. In die spielerische Erziehung ihrer Katzen investiert sie viel Zeit und wenig Geld. Die Hindernisse bastelt die Zürcherin meist selbst; im Ganzen schätzt sie die Ausgaben auf rund 100 Franken. 

Den Sport betreibt sie in Zeiten, in denen die Katzen keinen Freigang haben. «Agility ist eine Art Fitnesstraining für die Katzen, schliesslich gibt es viele übergewichtige Hauskatzen», sagt Piontek. «Aber vordergründig ist es ein Spiel, das kreativ, entspannt und lustvoll bleiben soll.» 

Die Bequemlichkeit und der Eigensinn der Katze machen Agility nicht immer einfach 
Auch Boris Ehret betreibt mit seinen Katzen Agility. Er ist im internationalen Katzenverband TICA aktiv und ist über die USA erstmals mit Cat Agility in Kontakt gekommen. Ehret nennt verschiedene Gründe, weshalb die Sportart in der Schweiz noch nicht Fuss gefasst hat: «Die Leute an Ausstellungen in Europa haben viel mehr Angst um ihre Tiere als Halter in den USA. Ausserdem werden die Katzen an amerikanischen Ausstellungen viel mehr hin und her bewegt, präsentiert, in den Käfig zurückgebracht, hervorgeholt. Dadurch sind andere Rahmenbedingungen gegeben.» Es sei ohnehin schwierig, mit Katzen Agility zu machen, sagt der Züchter: «Katzen sind gemächlich, sie machen nur dann mit, wenn sie wollen.» Deshalb komme es durchaus vor, dass man lange warten müsse, bis etwas geschehe. Und das spreche auch die Zuschauer nicht sehr an. 

Dennoch würde Ehret Leute unterstützen, die Cat Agility in der Schweiz einführen möchten. Hier findet dieser Katzensport nämlich meist in den eigenen vier Wänden statt. Doch auch dort bemerke man die besondere Verbindung zwischen Tier und Halter. «Es ist faszinierend, wie viel man über seine Katze lernt, wenn man mit ihr Agility macht», sagt Ehret und fügt lachend hinzu, «aber manchmal frage ich mich, wer jetzt wen erzieht.» Interessierten raten Piontek und Ehret, einfach anzufangen. Inspiration findet man zur Genüge im Internet – zum Beispiel im Video oben. Dort zeigen die Katzen, dass auch sie folgen können, wenn sie denn nur wollen. 

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