An diesem heissen Sommertag steht Gaby Brühwiler am Ufer der Thur, in den Händen je ein Wurfspielzeug. Jonny und Pandora warten schon sehnsüchtig darauf, dem Spielzeug ins kühle Nass hinterherzuspringen. Landseer sind richtige Wasserratten. Mit Jonny ging die St. Gallerin früher sogar regelmässig zum Wasserrettungstraining an den Bodensee. Pandora hingegen ist mit ihren knapp zwölf Monaten noch ein wenig zu jung dafür. «Bis sie vollständig ausgewachsen sind, sollten Landseer massvoll bewegt werden. Gerade wegen der Wachstumsschübe dürfen sie nicht noch zusätzlich belastet werden», erklärt Brühwiler. 

Doch auch für andere Aktivitäten kann man den Landseer begeistern, der temperamentvolle Hund möchte beschäftigt werden. Mit ausgedehnten Spaziergängen und passenden Hundesportarten kann er körperlich und geistig sinnvoll gefordert werden. «Fälschlicherweise wird der Landseer aufgrund seiner Grösse oft als Herdenschutzhund wahrgenommen, was jedoch seinen Anlagen widerspricht», sagt Brühwiler. Im Gegenteil, der Landseer sei ein absoluter Familienhund und brauche entsprechend viel Aufmerksamkeit und Familienanschluss. Deshalb sei er auch für eine Zwingerhaltung völlig ungeeignet. «Doch trotz seines gutmütigen Charakters braucht er vom ersten Tag an eine konsequente Erziehung. Keinen Kadavergehorsam, doch der Landseer soll wissen, wer der Meister ist. Gerade weil er so gross ist, muss der Besitzer seinen Hund kontrollieren können.» Deshalb seien auch Welpenspielstunden und Hundeschule ein absolutes Muss. 

Der Landseer ist eine Rasse, bei der sich Deutschland und die Schweiz als Ursprungsland das F.C.I.-Zertifikat des kynologischen Dachverbandes teilen. Ursprünglich aus Neufundland, kam der Landseer nach der Entdeckung der Insel im 15. Jahrhundert unter dem Namen weiss-schwarzer Newfoundland dog nach England. Im 19. Jahrhundert wurde der beliebte Familienhund vom englischen Maler Sir Edwin Landseer gemalt auf vielen Bildern verewigt und erhielt so seinen Namen.  

Mit Raskan fing alles an
Anfang des 20. Jahrhunderts begannen Schweizer und Deutsche Hundezüchter auf der Basis des englischen weiss-schwarzen Neufundländers eine eigene Zuchtlinie des Landseer aufzubauen, die bis heute erfolgreich im Rassenverband vertreten ist. 

Gaby Brühwiler ist ein leidenschaftlicher Landseerfan. Gerade seine Grösse, ein Rüde kann bis zu 80 Zentimeter gross und bis zu 70 Kilogramm schwer werden, und sein toller Charakter haben es ihr angetan. «Mir gefallen grosse, schwere Hunde aus Prinzip, weil ich mit so einem Hund aufgewachsen bin. Man sagt, der Landseer sei vom Charakter her der grosse Riese mit dem Herzen aus Gold. Ich kann das nur bestätigen.» 

Seit 16 Jahren gehören die grossen Hunde zu ihrem Leben. Sie kann sich noch gut an ihren ersten erinnern: «Raskan war vom Charakter her für mich der Landseer schlechthin, er war unglaublich gutmütig.» Acht Jahre später kamen zwei weitere Landseerrüden in die Familie Brühwiler, Jason und Jonny. Mit ihren drei «Goldriesen» ging die St. Gallerin regelmässig zum Wassertraining und zu internationalen Ausstellungen. 

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Landseerhündin Pandora liebt es, im Wasser zu spielen. Bild: Gaby Brühwiler

Mit Pandora hat sich Brühwiler letztes Jahr einen lang ersehnten Traum erfüllt. Mit ihr wird sie in Zukunft selber Landseer züchten. «Mit Pandora führe ich auch gleichzeitig die Zuchtlinie von Raskan weiter, was mir sehr am Herzen liegt.» Ebenso ist sie sich ihrer neuen Verantwortung bewusst. «Ich gehe mit viel Herzblut und Sorgfalt daran, meine Zucht aufzubauen, weil ich für diese Rasse etwas tun möchte.» Zu ihrer Verantwortung gehöre es auch, dass sie ihre künftigen Welpen in ein gutes Zuhause vermittle und die neuen Besitzer vorbereite. Gerade wenn man sich für eine grosse Rasse wie den Landseer interessiere, sollte man sich im Vorfeld sehr gut überlegen, welche Voraussetzungen nötig seien, um dem Tier gerecht zu werden. «Ein Landseer passt nun mal nicht in einen Smart», sagt Gaby Brühwiler. «Wer Ja zu einem Landseer sagt, sollte bereit sein, sein Leben mindestens während der nächste acht bis zehn Jahre mit diesem liebenswürdigen Riesen zu teilen.» 

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