Neugierig schlendert Poldi vorbei am Wohnzimmerfenster der Nachbarn, riskiert einen kurzen Blick hinein und geht dann weiter auf die Pirsch. Jede Wiese, beinah jeder Grashalm, ist für den Kater zunächst interessant. Doch nicht einmal eine Ameise lässt sich blicken. Ein Tag im Leben einer Katze – eingefangen mit der CatCam von «Mr. Lee» – ist nicht ganz so spannend wie manch einer denken könnte.

Der deutsche Entwicklungsingenieur Jürgen Perthold fragte sich: «Was macht eigentlich meine Katze den ganzen Tag?» So begann er nach einer kleinen Digitalkamera zu suchen, stattete sie mit einem wasserfesten und stabilen Gehäuse aus und entwickelte eine Steuerung. Daraus entstand die 30 Gramm leichte und gut fünf Zentimeter lange CatCam, die am Halsband befestigt wird und automatisch Videos und Bilder aus der Katzenperspektive macht. Bei den Bildserien lässt sich das Aufnahme-Intervall, bei den Videos die Länge manuell einstellen. «Also zum Beispiel, dass die Kamera alle fünf Minuten einen Film von zwei Minuten aufnimmt. Bei einer kontinuierlichen Aufzeichnung wären Speicher und Batterie schnell erschöpft», erklärt Perthold. 

Poldi ist weniger begeistert. Nach anfänglichen Versuchen, die Kamera abzustreifen, kapituliert er und geht seinem üblichen Tagesablauf nach: Nach dem Frühstück öffnet sich die Terrassentür zur «Wildnis». Der Zaun zum Nachbargrundstück ist schnell überwunden, danach folgen Wäscheleine, Wiese und Büsche, die von allen Seiten unter die Lupe genommen werden. Weiter streift Poldi vorbei an einer Baustelle und macht unter einem parkierten Auto halt.

Für den Katzenhalter ist das Spielzeug interessanter als für die Samtpfote
Schliesslich erreicht Poldi den Wald. Im dichten Buschwerk lassen die Bilder nur noch erahnen, an welchen Pflanzen und Bäumen die Katze vorbeisaust. An einem Weiher kehrt wieder Ruhe ein und Poldi gönnt sich ein paar Schlückchen Wasser. Danach spaziert er entspannt zurück in die Siedlung, sucht sich einen gemütlichen Terrassenstuhl und Ende. Die 30 Minuten sind vorbei und der Kameraspeicher ist voll. 

Neben der recht kurzen Aufnahmedauer stören die manchmal auftretenden und bis zu einer halben Minute andauernden Stockungen in den Filmen. Doch auf Ersteres weist der Erfinder bereits auf seiner Internetseite hin: «Bitte berücksichtigen Sie, dass aufgrund der hohen Bildrate und Auflösung (2048 × 1536 Pixel) die Länge der Aufnahmezeit begrenzt ist. Deshalb empfehlen wir für umfassendere Videoaufzeichnungen die Video CatCam.» Da die bisherige Website – eine neue ist in Arbeit – jedoch ähnlich unübersichtlich gestaltet ist wie die Bedienungsanleitung der Kamera, ist dieser Hinweis leicht zu übersehen. 

Alles in allem ein unterhaltsames Spielzeug für interessierte Katzenhalter. Poldi ist allerdings sichtlich froh, wieder ohne Anhänger vor die Tür gehen zu dürfen. 

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