«Ruby», die Australian-Shepherd-Hündin von Claudia Stahel, ist startbereit. Sie sitzt vor einer Reihe mit mehreren «Hoops», einer Art Bogen-Tore, die im Abstand von je rund fünf Metern aufgestellt sind. Jetzt gibt Stahel das Startkommando, und die Hündin durchquert die Bogen-Tore in schnellem Tempo, saust auf Geheiss hinten gleich noch durch den Agility-Tunnel, kommt durch die Bogen-Tor-Reihe auf der linken Seite retour, umrundet eine grosse grüne Tonne – und jetzt dasselbe Programm nochmals, wieder zum Ausgangspunkt zurück. Stahel hat sich während der ganzen Zeit nicht von der Stelle gerührt und ihre Hündin nur mittels Stimme und Handzeichen durch den Parcours gelotst.

«Hoopers»-Agility – ein Sport für bewegungsfaule Hunderhalter? Claudia Stahel lacht und sagt: «Das sieht auf den ersten Blick tatsächlich so aus, ja. Im Gegensatz zum herkömmlichen Agility rennt der Mensch hier nicht mit durch den Parcours.» Vielmehr werde der Hund auf Distanz geführt – «und genau das ist die Herausforderung in diesem Sport, denn Distanzarbeit verlangt vom Hund grosse Konzentration und eine gute Führigkeit.» Bedeutet was? Stahel erklärt: «Der Hund muss sich trotz der zum Teil beträchtlichen Entfernung an seinem Besitzer orientieren; was wiederum die Bindung fördert und auch im Alltag nützlich ist.»

«Hoopers»-Agility stammt aus Amerika und  erobert zurzeit die Schweizer Hunde- sportplätze. Die Hundeschule «gooddog» in Freudwil im Kanton Zürich, bei der Claudia Stahel arbeitet, gehört mit zu den ersten Anbietern der Trendsportart. Und: Es werden laufend mehr, wie ein kurzer Blick ins Internet zeigt. Die Nachfrage unter den Hundehaltenden ist gross: «Unser ‹Hoopers›-Ferienkurs war innert kurzer Zeit ausgebucht», so Claudia Stahel. 

Am Anfang braucht es viel Geduld
Und ebendiese Kursteilnehmer treffen jetzt auf dem Übungsplatz ein. Helen Dürst mit Border Collie «Chiara» etwa ist bereits in den Sparten Mantrailing, Agility und Treibball aktiv. «Da mein Hund zu denjenigen gehört, die ihren Besitzern ständig am Bein kleben, habe ich nach einer Beschäftigung gesucht, bei der ich mit ihr vermehrt auf Distanz arbeiten kann.» «Hoopers»-Agility sei dafür sehr gut geeignet. Aber: «Es ist viel schwieriger, als es aussieht.»

Das bestätigt auch Nicole Lang, die mit Gos d’Atura «Mo» bereits den zweiten «Hoopers»-Agility-Kurs gebucht hat und deren Hündin bereits längere und schwierigere Parcours-Kombinationen beherrscht. «Ich muss mich extrem konzentrieren und auf meine Körpersignale und Befehle achten. Denn: Wenn meine Anweisungen nicht klar sind, macht ‹Mo› dann halt irgendwas», sagt Lang und lacht. 

Die Schwierigkeit zu Beginn sei vor allem, dem Hund begreiflich zu machen, dass er die Bogen-Tore durchqueren soll, auch wenn der Besitzer hinter ihm stehen bleibt. «Man beginnt möglichst einfach mit einem einzelnen ‹Hoop› und hängt mit der Zeit weitere an. Dabei gilt: Den Hund nicht locken, sondern ihn zur selbstständigen Arbeit motivieren», erklärt Claudia Stahel. Und sie gibt unumwunden zu: «Bis der Hund dies kapiert, dauert es meist etwas. Hier heisst es für den Hundehalter: Geduld und Ruhe bewahren.» 

Das Wichtigste in Kürze

Der «North American Dog Agility Council» (Nadac) hat Mitte der 90er-Jahre «Hoopers»-Agility ins Leben gerufen. Dabei wird der Hund auf Distanz durch einen Parcours gelenkt. Das Herzstück sind dabei die sogenannten «Hoops», Bogen-Tore, die anstelle von Sprüngen im Parcours stehen und die der Hund selbstständig in der richtigen Reihenfolge durchqueren muss. Weiter gibt es Tonnen zu umrunden, zudem können Agility-Geräte wie Tunnel, Slalom und Kontaktzonengeräte im Parcours integriert werden. «Hoopers»-Agility ist für alle Hunde machbar, egal welchen Alters und welcher Grösse; bedingt aber ein regelmässiges Training, damit Fortschritte erzielt werden. Es gibt verschiedene Anbieter – bisher hauptsächlich private Hundeschulen – in der ganzen Schweiz.
www.gooddog.ch
www.nadac-schweiz.ch