Die Meldung wurde von zahlreichen Medien aufgegriffen: Unbekannte hatten vier junge Kätzchen im Wald am Eschenberg in Winterthur ausgesetzt. Dort fand am Sonntagnachmittag eine Passantin die Jungtiere, die in der Kälte bibberten. Bis heute fahndet die Polizei nach den Besitzern. Sie haben sich strafbar gemacht: Das Aussetzen von Haustieren stellt einen Verstoss gegen das Tierschutzgesetz dar. Da die Büsis nicht gechipt waren und auch kein Halsband trugen, gestaltet sich die Suche nach den Besitzern allerdings schwierig.

Die vier jungen Büsi sind in der Obhut des Tierheims Pfötli im Zürcher Unterländer Ort Winkel. «Es geht ihnen gut. Sie sind munter und haben Appetit. Nur teilweise sind sie noch etwas scheu», weiss Mediensprecherin Jana Bauer. Natürlich habe auch sie dieses Tierschicksal getroffen. Leider sei es kein Einzelfall und gehöre zu den traurigen, mit denen das Tierheim immer wieder konfrontiert ist. «Dass Besitzer ihre Tiere nicht mehr wollen, kommt öfters vor», weiss Bauer. Letztes Jahr registrierte das Tierheim Pfötli 41 Fälle, in denen Tiere ausgesetzt wurden. Das sind fast doppelt so viele wie 2016. Eine steigende Tendenz mag Bauer dennoch nicht ausmachen.

Warum setzt jemand ein Tier aus?
Gründe, warum Leute ein Tier nicht mehr wollen, gebe es laut Bauer viele. Sei es, dass sich die Lebensumstände geändert haben und sich jemand deshalb von seinen Tieren trennen muss oder seien es Todesfälle oder der Umzug ins Altersheim. Immer wieder werden Tiere zudem unüberlegt angeschafft, worauf die Besitzer sich von ihnen trennen wollen. «Bevor man sie aber aussetzt und damit ihren Tod in Kauf nimmt, sollte man sich bei einem Tierheim melden», sagt Bauer.

Zweimonatige Wartefrist
So traurig der aktuelle Fall von Winterthur ist – er hat auch seine guten Seiten. Nach der Berichterstattung in den Medien erhielt das Tierheim Pfötli allein am Mittwoch an die 20 Anfragen von Interessenten, welche die jungen Büsi aufnehmen wollen. Sie müssen sich allerdings gedulden: «Das Gesetz sieht vor, dass die Tiere erst nach Abwarten einer zweimonatigen Frist und erfolgloser Suche nach dem Besitzer an einen neuen Platz vermittelt werden dürfen. Die ersten Wochen verbringen die Tiere in einer Absonderungsstation, in der sie gepflegt, geimpft und vom Tierarzt regelmässig untersucht werden», erklärt Bauer. Damit vermeide man, dass Krankheiten ins Tierheim eingeschleppt werden.

Danach kommen sie in einen Gruppenraum zu anderen Katzen, von wo aus sie dann nach Ablauf der Frist zur Adoption frei gegeben werden. «Nach den Informationen der Polizei weisen die Anzeichen im aktuellen Fall allerdings darauf hin, dass die Kätzchen ausgesetzt wurden. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich die Besitzer melden», meint Bauer.

An der Wartefrist gibt es allerdings nichts zu rütteln. Bis dahin weist das Tierheim Pfötli die aktuellen Anrufer darauf hin, dass bei ihnen viele weitere Kätzchen ein neues Zuhause suchen. «Jedes Mal, wenn ein Tier an einen Ort vermittelt werden kann, an dem es sich wohl fühlt und an dem es geliebt wird, ist bei uns die Freude riesig. Auch wenn wie im aktuellen Fall ein trauriges Schicksal für das gesteigerte Interesse verantwortlich ist», sagt Bauer.   


Personen, die Angaben zu den rund zwei Monate alten Katzen machen können, werden gebeten, sich mit der Stadtpolizei Winterthur, Tel. 052 267 51 52, in Verbindung zu setzen.