Im Juni 2014 erobert der IS die irakische Stadt Mossul. Seither kontrollieren die Terroristen die Stadt. Eine Mutter mit fünf Kindern entschliesst sich zu fliehen. Die Familie hat sieben Katzen, doch auf die Flucht können sie nur eine mitnehmen. Die Kinder entscheiden sich für den weissen Kater Kunkush, schweren Herzens lassen sie die übrigen Tiere in der Obhut ihres Grossvaters in der besetzten Stadt zurück.

Im Oktober 2015 landet die Familie schliesslich mit vielen anderen Flüchtlingen auf Lesbos. Auch Kunkush ist immer noch mit dabei, doch als seine erschöpften Besitzer aus dem Boot steigen und seinen Korb auf den Boden stellen, springt das verängstigte Büsi davon. Verzweifelt leitet die Familie die Suche ein, auch Freiwillige helfen mit. Aber auch nach Stunden kann Kunkush nicht gefunden werden. Traurig muss die Familie weiterziehen.

Aus Kunkush wird Dias
Eine Woche später taucht Kunkush ausgehungert, mit verfilztem und grauem Fell in einem Fischerdorf wieder auf. Er wird als das verlorengegangene Flüchtlingsbüsi erkannt, doch seine Familie ist nirgens mehr zu finden. Die beiden Amerikanerinnen Amy Shrodes und Ashley Anderson, die auf Lesbos ehrenamtlich den ankommenden Flüchtlingen helfen, wollen den Kater, den sie «Dias» – der neugriechische Name des Gottes Zeus – nennen, mit seiner Familie wiedervereinigen.

«Ich war schon in den USA an Wiedervereinigungen von Familien mit ihren Haustieren nach einem Tornado beteiligt und ich weiss, wie viel Hoffnung das jemandem geben kann, dem sonst nichts mehr geblieben ist», begründet Shrodes ihre Motivation. «Die Familie hat eine gewaltige Anstrengung unternommen, den Kater mitzunehmen. Für mich war klar, dass er ein Teil der Familie ist.»

Shrodes, Anderson und ihre Freundin Michelle Nhin, die von Oklahoma aus hilft, setzten nun alle Hebel in den sozialen Medien in Bewegung. Sie schaffen Facebook- und Twitter-Seiten, lassen ihren Aufruf auf Persisch und Arabisch übersetzen, sammeln über Crowdfunding Geld, um für Tierarzt- und Reisekosten aufzukommen. Nach einigen Monaten hat «Dias» all die nötigen Impfungen und eine Kastration hinter sich und bekommt die Erlaubnis auzureisen. Seine erste Station ist Berlin, wo er im Januar 2016 eintrifft. «Wir gingen davon aus, dass die Familie irgendwo in Europa sein musste und wählten Deutschland als Ausgangspunkt für die Suche», sagt Amy Shrodes.

Happy End in Norwegen
Fünf Wochen später dann die erfreuliche Nachricht. Ein Nachbar meldet sich aus Norwegen, die Familie habe ihre Katze in einem Artikel der englischen «Daily Mail» erkannt. Am 18. Februar kommt es dann endlich zu einem tränenreichen Wiedersehen im neuen Zuhause der Familie im norwegischen Steinjker. Mehr als 4000 Kilometer haben Menschen und Büsi alleine in Europa hinter sich gebracht, bis sie dort ankamen. «Es geht allen gut, die Familie hat sich eingewöhnt», sagt Michelle Nhin. «Kunkush schaut gerne zum Fenster heraus und spielt mit den jüngeren Kindern. Auch beim vielen Reisen gab es keine Probleme mit ihm.»

«Wir sind überglücklich, dass Kunkush wieder bei seiner Familie ist», ergänzt Ashley Anderson. Auf ihrer Facebook-Seite schreiben die drei Helferinnen: «Kunkushs Geschichte ist eine Geschichte der Hoffnung. Sie zeigt, dass wir die Schranken, die uns trennen, nur in unseren Köpfen schaffen.»

In der obigen Bildergalerie sehen Sie einige Bilder von Kunkush auf Lesbos und mit seiner Familie im Irak und in Norwegen. Das untenstehende Video zeigt die Wiedervereinigung in Norwegen.

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