Es ist eines der schönsten Geräusche der Welt und man nennt es Schnurren.» Das behauptet zumindest die deutsche Bestsellerautorin und Katzenfreundin Elke Heidenreich. Und auch andere Katzenliebhaber sind fest davon überzeugt, dass nichts, aber auch gar nichts auf der Welt das Gefühl von wohliger Behaglichkeit deutlicher zum Ausdruck bringt als das zufriedene Schnurren einer Katze auf dem Schoss ihres Besitzers.

Aber was versteht man den eigentlich unter dem Begriff Schnurren? Laut dem Onlinelexikon Wikipedia handelt es sich dabei um ein niederfrequentes (25 bis 150 Hertz), gleichmässig vibrierendes Geräusch, das Katzen in bestimmten Situationen erzeugen.

Und wie kriegen Katzen das mit dem Schnurren überhaupt hin? Das ist auch heute noch ein ungeklärtes Katzengeheimnis. Die Wissenschaft bietet gleich mehrere Erklärungen an, wie Katzen die sanften Brummtöne produzieren. Favorisiert wird zurzeit die Hypothese, dass das Schnurren das Ergebnis rhythmischer Impulse aus dem Kehlkopf der Katze ist, die durch die Bronchien und den Kehlkopf noch verstärkt werden.

Auch auf die Frage nach dem Warum gibt es keine einfache Antwort. Meistens schnurren Katzen, wenn es ihnen gut geht und sie glücklich und zufrieden sind. Eine Katzenmutter signalisiert zum Beispiel ihren Jungen mit sanftem Geschnurr, dass die Katzenwelt in Ordnung ist und keinerlei Gefahr droht. Im Gegenzug bestätigen die Kätzchen ebenfalls in schnurrender Weise ihrer Mama, dass es auch ihnen gut geht.

Aber es gibt Ausnahmen von der Regel: Nicht immer weist Schnurren auf eine glückliche und zufriedene Katze hin. Unsere Miezen  schnurren nämlich durchaus auch, wenn sie grosse Schmerzen haben, sich fürchten oder starkem Stress ausgesetzt sind. Viele Wissenschaftler sind deshalb der Ansicht, dass Schnurren in einigen Fällen eben auch der eigenen Beruhigung dient. Und viele Katzenhalter sind sich sicher, dass kranke oder verletzte Katzen «ihren» Menschen per Schnurren mitteilen wollen, dass es ihnen nicht gut geht und sie deshalb dringend Hilfe benötigen.

Therapie mit einer Schnurr-Maschine
Schurren ist aber nicht nur eine Art Hilferuf. Es scheint – so unglaublich das klingen mag – ein regelrechtes Heilmittel zu sein. Die Fähigkeit von Katzen, selbst schwere Verletzungen zu überleben, ist ja schon lange bekannt. Nicht umsonst spricht man von den sieben Leben, die eine Katze besitzen soll. Amerikanische Wissenschaftler haben vor einiger Zeit herausgefunden, was zumindest hinter einem Teil dieser geradezu legendären Überlebensfähigkeit steckt. Sie entdeckten, dass die durch das Schnurren ausgelösten Vibrationen die Heilung verletzter Knochen und Gelenke enorm unterstützen.

Diese Erkenntnis deckt sich mit der bereits seit geraumer Zeit bekannten Tatsache, dass Knochenbrüche bei Katzen deutlich schneller verheilen als beispielsweise bei Hunden. Bei Tierärzten zirkuliert denn auch schon lange das Sprichwort: «Wenn man eine Katze und einen Haufen gebrochener Knochen nebeneinanderstellt, heilen die Knochen.»

Von den heilenden Schnurrtönen profitieren mittlerweile übrigens auch menschliche Patienten. Und das ganz ohne Katze. Ein Mediziner aus Österreich hat nämlich vor Kurzem ein sogenanntes «Schnurr-Therapiegerät» entwickelt, das sowohl das Geräusch als auch die Vibration des Katzenschnurrens perfekt imitiert. Durch den Einsatz der «künstlichen Katze» soll die Knochenfestigkeit gesteigert, die Knochenbruchheilung verkürzt und dem Auftreten von Osteoporose bei älteren Menschen entgegengewirkt werden.

Gegenüber einer echten Katze hat das Gerät mit dem Namen KST-2010 Vor- und Nachteile: Ausgiebige Schmuseeinheiten respektive ein samtweiches Fell, das geradezu zum Streicheln auffordert, kann KST-2010 nicht bieten. Dafür bringt das «Schnurr-Therapiegerät» aber auch keine toten Mäuse mit nach Hause.