Ernsthafte Versuche, Tiere als Spione einzusetzen, gibt es schon seit knapp hundert Jahren. Im Ersten Weltkrieg setzten deutsche Militärs mit Kameras ausgerüstete Brieftauben als Fernaufklärer ein. Deren Aufgabe war es, im Flug feindliche Stellungen auszukundschaften. So zumindest die Theorie. Die Praxis sah leider etwas anders aus: Die von den Tauben geschossenen Luftbilder waren oft unscharf und wirkten durch die Weitwinkelobjektive obendrein auch noch ziemlich verzerrt. 

Und manchmal hatten die geflügelten Spione schlicht keine Lust zu fliegen. So blieb öfters mal eine Taube stundenlang ungerührt auf einem Kirchturm sitzen, anstatt Luftaufnahmen von gegnerischen Schützengräben zu liefern. Letztendlich waren die Resultate der Feindaufklärung per Taube derart unbefriedigend, dass die deutschen Militärs das Projekt «Taubenfernaufklärer» bald aufgaben und statt dessen Flugzeuge für die Luftaufklärung einsetzten. 

23 Millionen für die Katz
Auch die CIA musste schon ihre Erfahrungen machen mit Helfern aus dem Tierreich. In den 1960er-Jahren lancierte der US-Geheimdienst das Spionage-Projekt «Acoustic Kitty». Die CIA wollte, wie es damals so schön hiess, eine «optimierte» Hauskatze schaffen und mit ihrer Hilfe russische Botschaften oder möglicherweise sogar den Kreml auskundschaften. Um dieses doch recht ambitionierte Ziel zu erreichen, wurden deshalb einer Katze in einem etwa einstündigen Eingriff Mikrofone in die Ohren implantiert, ein Funksender in den Schädel und ein Draht als Antenne in den Schwanz eingebaut. Durch den Eingriff sollte die «optimierte» Mieze in der Lage sein, Gespräche zu belauschen und per Funk gleich an einen Empfänger mit Aufnahmegerät weiterzugeben. Die Kosten des gesamten Projekts beliefen sich auf stolze 23 Millionen Dollar. Allerdings sollte sich schon rasch zeigen, dass diese Millionen im wahrsten Sinne des Wortes für die Katz ausgegeben wurden.

Die derart ausgerüstete Katze wurde nämlich schon bei ihrem ersten ernsthaften Testlauf – sie sollte in einem Park zwei Mitarbeiter der sowjetischen Botschaft belauschen –von einem Taxi überfahren. Und von diesem Zeitpunkt an gibt es zwei Versionen, die kursieren. Die eine besagt, dass die Katze sofort tot war. Nach der anderen, tierfreundlicheren Version überlebte die Katze den Unfall schwer verletzt, erholte sich und durfte, nachdem man ihr dann den ganzen Spionage-Krimskrams wieder herausoperiert hatte, fortan ein schönes Leben als stinknormale Katze führen. 

Das Projekt «Acoustic Kitty» wurde jedenfalls rasch beerdigt. Denn letztlich hatte die CIA das herausgefunden, was alle Katzenbesitzer den Spionen schon vorher hätten sagen können: nämlich, dass Katzen sich nicht darauf trainieren lassen, auf Befehl zu bestimmten Orten zu gehen und dort auch zu bleiben. Dafür sind die Samtpfoten einfach zu eigensinnig.

Geheimagenten mit Flossen
Etwas erfolgreicher scheinen andere Tierspione zu operieren. Und zwar unter Wasser: Delfine und Seelöwen, beides hochintelligente Tiere, idealerweise auch noch sehr gelehrig und dazu mit einem hervorragenden Ortungssinn ausgestattet, sind geradezu prädestiniert, Spionage zu betreiben. Sowohl die USA als auch die Sowjetunion bedienen sich solcher Tiere seit den 1960er-Jahren. Beide Staaten bilden in streng geheimen Trainingszentren in San Diego in Kalifornien, respektive in Sewastopol auf der Krim, Del­fine und Seelöwen aus. Mit Kameras ausgerüstet, sollen die Tiere Informationen aus feindlichen Hafenbecken beschaffen oder mit ihrem hervorragenden Ortungssinn feindliche Kampfschwimmer oder Minen aufspüren.

Im August 2015 geisterte eine Meldung der palästinensischen Zeitung «al-Quds» durch die europäischen Medien, wonach Kampftaucher der palästinensischen Hamas einen Del­fin in Gewahrsam genommen hätten, der ausgestattet war mit einer Kamera und mit einer «Vorrichtung, mit der Pfeile abgeschossen werden können». Eine Ausrüstung, die nach Aussage von Hamas-Sprechern den Verdacht nahelegt, dass der Meeressäuger im Auftrag des israelischen Geheimdienstes Mossad das Training der palästinensischen Marinekommandos ausspionieren sollte. 

Überhaupt steht der Mossad immer wieder im Verdacht, sich tierischer Spione zu bedienen. So tauchten in den letzten Jahren mehrfach Medienberichte auf, wonach in Saudi-Arabien, aber auch im Sudan, in Ägypten und in der Türkei mit GPS-Geräten und anderem technischen Schnick-Schnack ausgerüstete Vögel festgenommen worden waren, die im Verdacht standen, Spionage für Israel zu betreiben. 

2007 meldete Irans Nachrichtenagentur Irna gar, in dem Land seien 14 Eichhörnchen verhaftet worden. Die putzigen Tiere seien «mit modernster westlicher Spionagetechnik ausgerüstet» gewesen und hätten ebenfalls im Solde Israels gestanden. Ganz offensichtlich ist hier jedoch auch viel Paranoia im Spiel. Bei genauerer Betrachtung stellte sich im Nachhinein nämlich oft heraus, dass die mit GPS ausgerüsteten Vögel lediglich an Studien über Vogelwanderung teilgenommen hatten, also für zivile und nicht militärische Zwecke eingesetzt wurden. Und wenn der Mossad auf Eichhörnchen als Spione angewiesen wäre, dann wäre es doch wahrlich schlecht um ihn bestellt.

Steuerbare Insekten
Was wird die Zukunft bringen? Wird es auch künftig tierische Spione geben? Oder werden sie durch hochmoderne Technik ersetzt werden? Die Experten sind sich sicher, dass die Zukunft der tierischen Spionage wohl in der Kombination aus Tier und moderner Technik liegt. So sind zum Beispiel amerikanische Wissenschaftler seit rund zehn Jahren dabei, im Auftrag des amerikanischen Verteidigungsministeriums, eine Art Hai-Cyborg, also ein Mischwesen aus lebendigem Organismus und Maschine zu entwickeln. Die Idee ist es, einem lebenden Hai eine Art Rechner ins Gehirn zu implantieren, um ihn fernsteuern zu können, damit er Aufnahmen und Sinneseindrücke an die heimische Steuerzentrale weiterleiten kann. Dereinst soll der Cyborg-Hai unauffällig feindlichen Kriegsschiffen folgen oder Hafenanlagen ausspionieren.

Auch japanische Wissenschaftler forschen in Richtung Spionage-Cyborg: Forscher der Universität Tokio untersuchen zurzeit ganz detailliert die Gehirne von Insekten. Mittelfristig sollen diese mit elektronischen Schaltungen versehen werden. Dadurch würden Anwender ein «echtes Gehirn» kontrollieren, einfach indem sie seine Verschaltung ändern. Aus dem Insekt würde ein «lebender Roboter», eine Art «steuerbarer Zombie». Und irgendwann, so die albtraumhafte Vorstellung, würde es in unseren Gärten und Stuben wimmeln von Fliegen und Mücken mit der Lizenz zum Spionieren.