Am Anfang steht eine beinahe mathematische Gleichung: Auf der einen Seite ist das Wort «Katze» zu finden, auf der anderen der «Mensch». Dazwischen befindet sich ein Gleichheitszeichen. Allerdings eines mit einem Schönheitsfehler: Es ist durchgestrichen, weil Katze eben nicht gleich Mensch ist.

Und weil beide unterschiedlich ticken, denken, fühlen und handeln, macht ein Nachschlagewerk wie das wiederveröffentlichte «Wörterbuch der Katzensprache» Sinn. Praktisch ist es auch noch gleich: Dank seines kleinen Formats passt es in fast jede Hosen- oder Jackentasche und ist notfalls rasch griffbereit.   

Aber eigentlich sollten frisch gebackene Katzenbesitzer – oder solche, die vorhaben, es zu werden – mit der Lektüre nicht zuwarten. Denn sie hilft dabei, Missverständnisse von Anfang an aus dem Weg zu räumen, und das erst noch auf eine gut leserliche Art und Weise.

Buchautorin und Tierpsychologin Petra Twardokus hat das Nachschlagewerk so konzipiert, dass die einzelnen Fallbeispiele in kurze Textfelder und mitunter Skizzen aufgeteilt sind. Links steht meist, was das Büsi denkt oder wie es sich verhält, rechts die (Fehl-)Interpretation des Menschen. In der Mitte ist derweil zu lesen, was das Tier mit seinem Verhalten tatsächlich aussagen will.

Missverständliches Blinzeln
Wenn das Büsi beispielsweise blinzelt, heisst das in der Regel «Ich bin friedlich und will keinen Ärger. Ich mag dich.» Dumm nur, dass Mensch diesen Blick oft mit verschlagenem, ja provozierendem Verhalten in Verbindung bringt. Denn, so schreibt Twardokus, «sich verengende Augen beim Menschen deuten eher auf Verärgerung und Misstrauen hin».

Spielraum für Fehlinterpretationen gibt es aber auch, wenn das Büsi mit ausgefahrenen Krallen auf den Beinen oder auf dem Arm des Menschen liegt. Twardokus weiss, was Mensch in einem solchen Moment denkt: «Aua! So eine bösartige Katze!», wie sie im entsprechenden Fallbeispiel schreibt. Doch auch dabei handelt es sich in der Regel um eine Fehlinterpretation. Denn die Katze sei einfach nur ängstlich und halte sich fest, ist um Buch zu lesen.

Dass es ihr ungeheuer ist, drückt die Katze manchmal auch aus, indem sie langsam und in geduckter Haltung über den Boden schleift. Mensch mag sich über das Verhalten wundern und denken, dem Büsi tue etwas weh. Doch weit gefehlt! Das ungewohnte Terrain sei dem Tier einfach nicht geheuer, weiss Twardoku.

Auch für erfahrene Katzenhalter lesenswert
Das «Wörterbuch der Katzensprache» richtet sich allerdings nicht nur an angehende Katzenhalter, sondern bietet auch Menschen Neues, die sich mit den Samtpfötchen bereits bestens auskennen. Zumindest erinnert es daran, auf gewisse Verhaltensweisen oder Gestik des Tieres zu achten. Daran, dass die Katze durch sanftes Berühren mit der Pfote signalisiert «Hallo, ich bin auch noch da». Oder dass sie mitunter mit zeitlupenartigen Bewegungen das Gegenteil davon ausdrückt: «Ich bin gar nicht da! Nur nicht auffallen und provozieren!».

Sollte sich der Mensch aber von der Katze dennoch einmal genervt fühlen und sie «mit langen Schimpftiraden oder ausführlichen Erklärungen» bombardieren, sorgt das laut dem vorliegenden Kompendium nur für Unverständnis. «Die Katze versteht kein Wort, ist für sie ähnlich, als würde jemand mit uns zum Beispiel Hebräisch sprechen», schreibt die Autorin dazu.

Das Fazit: Ein nützlicher Dolmetscher
Der Dolmetscher, als der sich das 128 Seiten starke Nachschlagewerk bezeichnet, leistet gute Dienste. Wer allerdings in die Tiefen der Katzen-Psyche und Katzen-Kommunikation eindringen will, sollte sich dennoch eines der vielen Fachbücher zum Thema zu besorgen. Denn für wissenschaftliche Abhandlungen ist in «Katze – Mensch / Mensch – Katze» dann doch zu wenig Platz.    

 

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Petra Twardokus «Katze — Mensch / Mensch – Katze»;
Wörterbuch der Katzensprache
1. Auflage 2011 (wieder erhältlich) 
Gebunden, 128 Seiten 
Verlag: Müller Rüschlikon, ca. 14 Franken 
ISBN: 978-3-275-01812-3