Mara, acht Jahre alt, liebt Tiere über alles. Am liebsten sind dem Stadtkind die Besuche bei ihrer Tante auf dem Bauernhof, wo Kühe, Hühner, Pferde, Katzen und natürlich ein Hund leben. Wo immer sie auf ein Tier trifft, lässt sie alles stehen und liegen, um dem Halter ihre Standardfrage zu stellen: «Dörfis streichle?» Und selbstverständlich ist ihr innigster Wunsch der nach einem eigenen Haustier. Ihre Eltern denken nun daran, ihr diesen Wunsch zu Weihnachten zu erfüllen. 

Damit sind sie wohl nicht alleine, denn Kinder und Tiere, das gehört irgendwie zusammen. Kinder wachsen mit ihnen auf, selbst wenn es zu Hause ausser hin und wieder eine Fliege oder Spinne kein lebendiges Tier gibt: mit Hundertschaften von Plüschtieren, ebenso vielen Büchern mit Tiergeschichten, mit Dutzenden von tierischen Helden in Fernsehserien. «Tiere sind Freunde und Begleiter, eine Bereicherung», sagt Doris Hermann von Krax, der Fachstelle Kinder- und Jugendtierschutz vom Schweizer Tierschutz STS. «Sie wirken beruhigend, zum Beispiel das Streicheln des Felles oder das Schnurren einer Katze – und sie lehren Kinder, Verantwortung zu übernehmen.» Ja, Verantwortung, der wohl wichtigste Punkt, den es bei der Haltung eines Haustiers zu beachten gilt. Denn es soll ja nicht nur dem Kind gut gehen, sondern auch dem Tier. Das heisst, die Anschaffung muss sorgfältig überlegt sein, angefangen beim Zeitpunkt.

Es geht um ein neues Familienmitglied
An und für sich spricht nichts dagegen, einem Kind zu Weihnachten oder zum Geburtstag ein Tier zu schenken, aber: «Lebewesen gehören nicht unter den Christbaum», meldet sich der STS alljährlich vor den Festtagen zu Wort. Die stressigen Feiertage seien für das Tier eine denkbar ungünstige Zeit für die Eingewöhnung. Der STS rät zu stellvertretenden Geschenken –  zu einem Buch über die artgerechte Haltung oder Zubehör wie Körbchen, Futtergeschirr oder dem Gehege. Und das Tier erst in sein neues Heim zu holen, wenn wieder Ruhe eingekehrt ist.

Damit zur Verantwortung: Die liege in erster Linie bei den Eltern, sagt Doris Hermann. Sie müssten stets dafür sorgen, dass die Bedürfnisse des Tiers erfüllt werden. «Das Kind kann Schritt für Schritt lernen, Aufgaben und damit Verantwortung zu übernehmen.» Wichtig sei, dass das Kind dabei bleibe und nicht nach ein paar Wochen kein Interesse mehr habe, sich um das Tier zu kümmern. «Dazu braucht es die Unterstützung der Eltern, sie sind die Vorbilder.» Indem die Kinder von ihnen lernen, dass sie das Tier «als Familienmitglied ansehen und eine ernst gemeinte Beziehung zu ihm aufbauen». 

Hermann findet es deshalb unabdingbar, dass auch die Wahl des Tiers von der ganzen Familie getroffen wird. «Es kommt nicht gut, wenn Meerschweinchen angeschafft werden, Mutter und Vater und allfällige Geschwister aber mit diesen Tieren nichts anfangen können.» Ein Tier sei immer ein Familienprojekt, nicht das eines einzelnen Mitglieds. Alles in allem bedeutet das: Keine Spontankäufe von Tieren und keine Tiere als Überraschungsgeschenke! 

Vorher gilt es einiges abzuklären
Folgende Fragen sollten sich angehende Tierhalter vor der Anschaffung laut einem STS-Merkblatt stellen:

 

  • Warum wollen wir ein Heimtier?
  • Was erwarten wir von dem Tier?
  • Welcher Tierart können wir die besten Lebensbedingungen bieten?
  • Haben wir genügend Zeit?
  • Haben wir genügend Platz?
  • Sind alle Familienmitglieder, auch die Hausverwaltung, einverstanden?
  • Können wir uns die Kosten für Anschaffung und Pflege leisten?
  • Können wir dem Tier genügend Sozialkontakte zu Artgenossen bieten?
  • Wer betreut es, wenn wir in den Ferien sind?
  • Welche Form der Geburtenregelung wenden wir an?
  • Woher soll das Tier kommen?

 

Wer diese Fragen nicht beantworten kann, sollte sich das Haustier aus dem Kopf schlagen. Zumindest so lange, bis er die Antworten kennt. Denn zu viele Tiere landen im Tierheim oder sogar auf der Strasse, weil die Menschen zu wenig nachgedacht haben.

Weil Tiere keine Spielzeuge, sondern lebende Individuen sind, gibt es auch keine entsprechenden Empfehlungen wie zum Beispiel Kindertauglichkeit oder Altersangaben, aber eine kurze Beschreibung der beliebtesten Heimtierarten kann eine erste Entscheidungshilfe sein. 

Genauere Informationen über die einzelnen Tierarten findet man viele im Internet, manche ihrer Halter haben eigene Clubs gegründet. Verschiedene Merkblätter mit Wissenswertem über Heimtiere können auch auf der Website des STS (www.tierschutz.com) unter der Rubrik Heimtiere bestellt werden. Weitere ausführliche Informationen zu einigen Tierarten gibt Kleintiere Schweiz unter www.kleintiere-schweiz.ch. Ausserdem hat es im Buchhandel ein grosses Angebot an Ratgebern. 

Hund

Lebenserwartung: 

10–15 Jahre

Kosten: Anschaffung je nach Rasse ab ca. 600 Franken aufwärts, vom Tierheim nach Anfrage; dazu ca. 1000 Franken für Chip, Hundekurs, Zubehör, Kastration etc.; Haltung ca. 2000 Franken jährlich

Besonderes: Obligatorische Erziehungskurse, braucht viel Zuwendung und viel Zeit (täglich genügend Auslauf, auch bei schlechtem Wetter); meist sehr anhänglich und menschbezogen; Achtung: Kinder müssen bei Hunden Grenzen kennen und sollten nicht mit ihnen allein gelassen werden.

Katze

Lebenserwartung: 15–20 Jahre

Kosten: Anschaffung von null bis 1500 Franken (Rassekatzen); plus ca. 500 Franken für Katzenkistli, Futternäpfe, Kastration etc.; Haltung ca. 1000 Franken jährlich

Besonderes: Freilauf bevorzugt, Wohnungskatzen nicht einzeln halten; äusserst eigenwillige Tiere, können verschmust und anhänglich, aber auch kratzbürstig sein. 

Kaninchen

Lebenserwartung: 7–12 Jahre

Kosten: Anschaffung pro Tier von null bis ca. 100 Franken, dazu 300 bis 1000 Franken für Gehege und Zubehör; Haltung ca. 700 Franken jährlich

Besonderes: Gruppentier; idealerweise im Aussengehege mit Buddelmöglichkeiten; lassen sich streicheln, aber nicht gerne herumtragen, können zubeissen.

Vogel

Lebenserwartung: je nach Art 12–40 Jahre

Kosten: Anschaffung ca. 1000 Franken, davon Voliere ca. 800 Franken; Haltung ca. 700 Franken jährlich

Besonderes: Gruppentiere; müssen in der Voliere fliegen können, sonst leiden sie an Muskelschwund; keine Kuscheltiere.

Goldhamster

Lebenserwartung: 2 Jahre

Kosten: Anschaffung ca. 500 Franken, davon der grösste Anteil für das Terrarium; Haltung ca. 500 Franken jährlich

Besonderes: Einzelgänger; nachtaktiv, kurze Lebenserwartung; keine Streicheltiere, deshalb für Kinder vor Teenageralter ungeeignet. 

Fisch

Lebenserwartung: je nach Art 2–50 Jahre

Kosten: Anschaffung je nach Art und Anzahl Fische und Grösse des Aquariums von ca. 500 Franken an aufwärts; Haltung ca. 500 Franken jährlich

Besonderes: Aquarium muss regelmässig geputzt werden. Für Schmusebedürftige ungeeignet.

Meerschweinchen

Lebenserwartung: 5–8 Jahre

Kosten: Anschaffung pro Tier von null bis ­ca.
130 Franken (wenn schon kastriert), dazu für Gehege und Zubehör ca. 600 Franken; Haltung ca. 700 Franken jährlich

Besonderes: Müssen mindestens zu zweit sein; sind bei schönem Wetter gerne auch im Aussengehege; eher ängstliche Tiere, werden nicht gerne herumgetragen und sind keine Streicheltiere, deshalb durch Kinder oft überfordert.

Europäische Landschildkröte

Lebenserwartung: ca. 70 Jahre 

Kosten: ab ca. 100 Franken pro Tier, ein Vielfaches mehr kostet das Gehege (siehe Besonderes); Haltung: ca. 500 Franken jährlich (tierärztliche Kontrolle mind. einmal im Jahr wichtig)

Besonderes: Lange Lebenserwartung; zwingend Freilandhaltung in Aussengehege mit beheizbarem Schutzhaus; Winterschlaf; sollten nicht allein gehalten werden; spannende Wildtiere, keine Spieltiere.