Fast mantra-artig taucht eine Ermahnung immer und immer wieder auf: Wer sich ein Haustier anschafft, möge sich doch vorher über dessen Wesen und Haltung eingehend informieren. Sonst sind unangenehme Überraschungen vorprogrammiert – für den Menschen, aber auch für das Tier. Oft verhallen die Mahnungen jedoch ungehört. Gerade auch, wenn es darum geht, den Haushalt um eine Katze zu erweitern, geschweige denn um mehrere. Diese Tiere, so hört man immer wieder, sind selbstständig und brauchen nur etwas Futter und ab und zu etwas Zuneigung. 

Das mag im Ansatz stimmen. Doch um einer Katze gerecht zu werden, tut der Besitzer gut daran, sich mit Wesen, Verhalten, Vorlieben sowie Eigenarten seines Büsis auseinander zu setzen. Nicht zuletzt, weil er sonst Gefahr läuft, dass es sich sonst einen anderen Platz sucht – und sei es fernab des Menschen. Denn Katzen sind Meister darin, sich anzupassen, und auch Hauskatzen verwildern, wenn sie dadurch einem ungeliebten Platz entrinnen können Das schreibt die promovierte Zoologin und Autorin Sarah Brown in ihrem Nachschlagewerk «Die Katze – Geschichte, Biologie, Rassen». 

Es vermittelt Katzenhalter-Neulingen nicht nur umfassendes Wissen über die Tiere, sondern bringt selbst diejenigen zum Staunen, die seit langem mit Büsi unter einem Dach wohnen und dachten, restlos alles über ihre Lieblinge zu wissen. 

Ein Abriss der Hauskatzen-Geschichte 
Spannend liest sich bereits das Eröffnungskapitel. Es liefert fundierte Einblicke in die Familie der Katzen, der Felidae, und ordnet die modernen Katzenlinien ein. So zeigt eine Grafik, dass sich unter anderem Löwe, Leopard, Jaguar und Schneeleopard bereits vor 10,8 Millionen Jahren entwickelten, während die Ursprünge der Hauskatze viel später zu suchen sind, «erst» etwa vor 3,4 Millionen Jahren.

Nach einem reich bebilderten Ausblick auf deren nächste Verwandten wie Wildkatze (Felis silvestris), Sandkatze (Felis margarita), Falbkatze (Felis lybica) oder Gobikatze (Felis bieti) macht sich die Autorin auf die Spuren der Verbindung von Mensch und Katze. Anschaulich schildert sie, wie sich Katzen etwa in Ägypten im Laufe der Zeit von einfachen Schädlingsbekämpfern und Gefährten des Menschen zu vergötterten Wesen entwickelten.

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Die Rolle der Büsis als Schädlingsbekämpfer lobten sich später, im 8. Jahrhundert, die Händler und Entdecker: An Bord der Schiffe fanden die Tiere genug zu fressen. Gleichzeitig halfen sie, die Ladung von Schädlingen zu schützen. Durch den Handel gelangten sie gleichzeitig in in viele Teile der Welt.

Nachdem die Verbreitung in alle Welt geklärt ist, ist die Zeit gekommen, sich mit der Anatomie der Büsi zu befassen. Anschaulich, mit vielen Bildern und Skizzen, geht die Autorin zunächst auf Skelett und Muskulatur ein, veranschaulicht mit einer Bilderserie Bewegung und Gleichgewicht beim Fallen oder nimmt den Hör- und Sehsinn der Katze unter die Lupe. Für den einen oder anderen dürfte etwa neu gewesen sein, dass blauäugige Katzen zu Taubheit neigen.

Hilfen für die Kommunikation
Es folgt ein Kapitel über die Ernährung, mit vielen Tipps, die sich jeder Katzenbesitzer zu Herzen nehmen sollte: Etwa dass Schokolade, Zwiebeln, Knoblauch, Trauben, rohe Eier und roher Fisch gefährlich sind für die Tiere. Bei derselben Gelegenheit weist Sarah Brown darauf hin, dass im Winter ausgelaufene Frostschutzmittel viele Katzenleben kosten.

Wertvolles Wissen vermittelt der darauf folgende Exkurs über Paarung und Geburt, der vor allem denjenigen wichtige Informationen liefert, deren Kätzin zum ersten Mal Junge erwartet. Wie die Kleinen aufgezogen werden, wie sie sich entwickeln, spielen und zu jagen beginnen – das gesammelte Wissen sollte man sich auf jeden Fall schon vor der Geburt aneignen. 

Hilfreich bei der Kommunikation mit dem Büsi sind diejenigen Kapitel, in denen es um die Interaktion geht: sei es in Form von Verhalten oder Miauen, Fauchen und Schnurren – etwas, das die Miezen im Laufe der Evolution beziehungsweise des Zusammenlebens mit dem Menschen perfektioniert haben. Dank dieser Laute erweichen sie die Herzen ihrer Besitzer, etwa um Futter zu erhalten oder signalisieren, dass etwas nicht stimmt.

Nach einem Kapitel, das sich mit der Gesundheit der Katzen befasst, listet Sarah Brown 48 beliebte Katzenrassen auf. Diese Zusammenstellung rundet das Nachschlagewerk ab, das sich flüssig liest und mit seinen unzähligen Bildern selbst diejenigen in seinen Bann ziehen dürfte, die nicht zu den Katzenhaltern gehören, aber dennoch ein felines Gen besitzen. Und sei es auch nur ein kleines.     

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«Die Katze – Geschichte, Biologie, Rassen» von Sarah Brown
Haupt Verlag,
224 Seiten
1. Auflage, 2020
ISBN 978-3-258-08164-9
Zirka 30 Franken