Rüebli, Zucchetti und Kürbis statt Hühner- oder Rindfleisch? Die Internetforen quellen über mit Diskussionen über vegetarische oder gar vegane Ernährung bei Hund und Katze. Für einige Vegetarier ist es selbstverständlich, ihren Vierbeiner ebenso fleischfrei zu halten wie sich selbst. Für andere Tierhalter ist es abnormal und ungesund. Was ist am besten für das Tier?

Bramble heisst das Vorzeigetier der Anti-Fleisch-Lobby. Als ältester Hund Grossbritanniens schaffte es der Border Collie im Jahr 2002 ins Guinnessbuch der Rekorde. Obwohl oder eben weil sein Futter vegan war und nur aus Reis, Linsen und anderem Gemüse bestand, wurde er 27 Jahre alt. Studien hätten gezeigt, dass die im Zusammenhang mit dem Fleischverzehr stehenden Leiden des Menschen wie Allergien, Krebs, Nieren-, Herz- und Knochenprobleme auch viele Tiere betreffen würden, schreibt die Tierrechtsorganisation PETA auf ihrer Internetseite. Für die Vierbeiner lebenswichtige Aminosäuren, Mineralien und Vitamine liessen sich über ergänzende Präparate, Pflanzen und Gemüse hinzufügen. 

Uneinigkeit, auch unter Forschern
Handelsketten wie Fressnapf empfehlen eine fleischfreie Ernährung für Hunde zwar nicht, schliessen sie aber auch nicht aus. Sie berufen sich auf wissenschaftliche Studien, wonach Hunde nicht auf tierische Eiweisse angewiesen sind. Darunter eine PETA-Befragung in den USA, an der die Halter von rund 300 Hunden teilnahmen, von denen fast zwei Drittel vegan und der Rest vegetarisch ernährt wurden. Das Resultat: Den allermeisten Hunden scheint es gut zu gehen. 

Doch es gibt auch Untersuchungen, die zum gegenteiligen Schluss kommen. So eine Feldstudie der Universität München: Unter 86 vegetarisch ernährten Hunden hatte mehr als die Hälfte Protein-, Calcium- und Phosphormangel. Auch Spurenelemente wie Eisen, Kupfer, Zink und Jod und Vitamine wie D und B12 waren in vielen Fällen nicht ausreichend. Allerdings wiesen die ausgewachsenen Tiere keine Mangelerscheinungen auf. Im Gegensatz zu den Welpen. «Die veganen Welpen im Alter von acht Wochen wiesen nur etwa die Hälfte des erwarteten Körpergewichts auf», heisst es im Bericht. 

Mehr Einigkeit scheint puncto Katzenernährung zu herrschen. Bis auf wenige Ausnahmen halten die Experten eine Ernährung ohne Fleisch nicht für sinnvoll. Katzen können im Gegensatz zu Hunden bestimmte Stoffe nicht verdauen beziehungsweise umwandeln. Hunde können zum Beispiel Karotten fressen, um Beta-Karotin aufzunehmen, das sich in Vitamin A verwandelt. Der Katzenkörper vermag das nicht. 

Von der Natur nicht geplant
Auch für das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen steht fest: «Wer seine Katze vegetarisch ernähren möchte, schafft sich am besten gar keine an.» Diese Meinung vertritt auch der Schweizer Tierschutz STS. Katzen seien aufgrund ihrer Biologie nicht gemacht für rein vegetarische Nahrung, sagt STS-Tierärztin Martina Schybli. Wem eine vegetarische oder vegane Ernährung seines Haustieres wichtig sei, der sollte sich ein Tier anschaffen, das an pflanzliche Nahrung angepasst ist, etwa ein Meerschweinchen oder ein Kaninchen. 

Ein Blick ins Biologiebuch bestätigt das. Sowohl Hunde als auch Katzen haben einen kurzen Darm, der auf die Verdauung proteinreicher Nahrung eingestellt ist. Pflanzenfresser weisen hingegen einen langen, komplexen Verdauungsapparat auf. Darin wird die unverdauliche Zellulose der Pflanzen durch Bakterien und Einzeller in den Vormägen (zum Beispiel beim Rind) oder im Blinddarm (beim Pferd oder Kaninchen) aufgeschlossen, wie Schybli erklärt. «Durch diesen Prozess werden die Kohlenhydrate verwertbar gemacht.» 

Nicht zu vergessen, die Unterschiede im Gebiss. Pflanzenfresser haben Backenzähne mit ebener Kaufläche, die der effizienten Zerkleinerung von Gras und Pflanzen dienen. Fleischfresser hingegen haben spitze dolchförmige Eckzähne, um ihre Beute packen zu können. Ihre Backenzähne sind scharfkantig und helfen dabei, das Fleisch zu zerkleinern. Mit solchen Fang- und Reisszähnen verschlingen Hunde und Katzen ihre Beute oft mit Haut und Haaren.

Wichtige Nährstoffe für Hund und Katze

Vitamin E: Es hilft gegen freie Radikale, die Krebs auslösen können. Es dient als Konservierungsmittel in Trockenfutter und kommt vor allem in pflanzlichen Ölen vor. 

Vitamin C:  Es kommt viel in frischem Obst, Kräutern wie Petersilie und Gemüse vor und gilt unter anderem als Fänger freier Radikale.  

Calcium und Phosphor: Diese beiden Mineralien spielen eine wichtige Rolle beim Knochenstoffwechsel.

(L-)Carnitin: Die Aminosäure befindet sich in rotem Fleisch, vor allem in Schaf- und Lammfleisch und wird bei handelsüblichem Hundefutter selten hinzugefügt. 

Taurin: Diese Aminosäure kommt in tierischem Eiweiss vor und entsteht als Abbauprodukt der Aminosäuren Cystein und Methionin, die in Pflanzen enthalten sind. Taurin ist vor allem für Katzen essenziell und wirkt sich positiv auf die Vermeidung von Herzkrankheiten aus. 

Zink: Das Spurenelement findet man etwa in Knochen, Muskeln, inneren Organen. Es ist wichtig für die Immunabwehr und einen ausgeglichenen Hormonhaushalt.