Als der Schweizer Auswanderer Marc Lanz auf der Kanareninsel Fuerteventura letzten Freitag auf Facebook davon erfährt, dass in seiner Gemeinde am Montag fünfzehn Tierheimhunde eingeschläfert werden sollen, beschliesst er, spontan zu helfen. Laut dem Aufruf der Nonprofit-Organisation Fuerteventura Dog Rescue müssen bis am Montag für alle Tiere geeignete Plätze gefunden werden.

Adoptionsanfragen laufen ins Leere  
Lanz sei erfreut gewesen, wie viele Leute das Schicksal der Hunde berührt habe, wie viele sich auch für Adoptionen meldeten und mithelfen wollten. «Andererseits war ich schockiert, weil unzählige Anfragen einfach ins Leere liefen», sagt er. Viele Organisationen und private Helfer hätten nicht die Mittel und Kompetenzen, um all die Arbeit bewältigen zu können. Daher ruft Lanz kurzentschlossen die Plattform «Fuerteventura.vet» ins Leben, setzt sich hin und schreibt ein Konzept, das schnelles Handeln in Notfällen erlauben, vor allem aber solche in Zukunft verhindern soll. Dazu gehört auch eine App, mit der Plätze für Tierheimhunde schneller vermittelt werden können.

«Für mich war es selbstverständlich, etwas zu unternehmen», sagt Lanz. Gemäss seinem Plan sammelt er erst einmal alle Angebote für Pflege- und Adoptionsplätze, die auf Facebook über die ganzen Posts und Sharings verteilt waren. «Ich konnte kein Auge zu tun. Nicht, wenn so etwas vor der eigenen Haustüre passiert und auch nur ein Hund eingeschläfert worden wäre, nur weil die Informationen nicht rechtzeitig die richtigen Leute erreicht haben.»

Die Ursache bekämpfen  
Am Samstag trifft sich Lanz mit den Verantwortlichen von Fuerteventura Dog Rescue, überzeugt sie, bei Fuerteventura.vet mitzumachen. Übers Wochenende schliessen sich seiner Aktion noch neun weitere Gruppierungen an, die sich auf Fuerteventura um das Wohl von Hunden und Katzen kümmern. Lanz geht es darum, diese Organisationen – auch mit der Notfall-App – zu vernetzen, Ressourcen zu bündeln, schliesslich aber auch durch Kampagnen und Aufklärungsarbeit zu verhindern, dass Hunde und Katzen überhaupt erst in Tierheimen landen. Denn: «Adoptionsplätze zu vermitteln ist nur Symptombekämpfung.»

Ursachen hat das Problem verschiedene. Einerseits werde zu wenig kastriert, meint Lanz. Es gäbe auf Fuerteventura aber auch illegale Hundekämpfe, für die Tiere zuweilen gestohlen und verletzt wieder ausgesetzt werden. Jäger, welche ihre Hunde nach der Jagdsaison aussetzen. Touristen, die ihr Tier nicht mehr nach Hause nehmen. 

Happy-End für die Hunde  
Für die fünfzehn Hunde von La Oliva gibt es ein Happy-End: «Am Sonntag war klar, dass alle Tiere gerettet werden konnten.» Momentan ist im Tierheim genug Platz vorhanden, doch damit ist die Arbeit für Marc Lanz noch nicht getan. In zwei Wochen werde er mit seiner App und seinem Plan auf Tour gehen, den Organisationen noch mal alles vorstellen und ein Treffen zur Schulung und zum Austausch organisieren. «Wenn wir dann einen echten Mehrwert bringen können und somit einen Beitrag leisten, Tierleben zu retten und zu verbessern haben wir gewonnen.» Er selber sehe sich aber nur als kleines Rädchen in der Tierhilfe. «Mein grösster Respekt geht immer noch an die Freiwilligen an der Front.»