Belinda Penn ist bis auf die Haut durchnässt. Haarsträhnen kleben ihr auf der Stirn, das Wasser reicht ihr fast bis an die Knie. Unter die Arme geklemmt trägt sie zwei kleine weisse Hunde. Winston und Baxter, der eine West Highland Terrier, der andere Shih Tzu, sind pitschnass, aber wohlauf. «Es war keine Option für uns, sie zurückzulassen», sagt die Texanerin der «New York Times». Penn und ihr Mann sind Betroffene des Tropensturms «Harvey», der Regenmassen und Überschwemmungen nach Texas gebracht hat. Wie den Penns geht es vielen: Wer kann, versucht neben Hab und Gut auch seine Lieblinge vor den Fluten zu retten.  

Es gelingt nicht allen. So stranden in den Tierheimen der betroffenen Regionen immer mehr herrenlose Haustiere. «Bitte helft uns! Wir brauchen dringend Käfige in Handgepäck-Grösse», veröffentlichte ein Tierheim im texanischen San Antonio auf seiner Facebook-Seite einen Hilferuf. Um Platz zu schaffen, müssen bisherige Heimbewohner weichen. Das Hochwasser in Texas erfordert eine logistische Leistung von Tierschützern in den gesamten USA: Helfer transportieren bisherige Tierheim-Schützlinge per Flugzeug in andere Teile des Landes.  

Allein aus San Antonio zogen bereits mehrere Hundert Hunde auf dem Luftweg um, unter anderem bis ins mehr als zweitausend Kilometer entfernte New Jersey an der US-Ostküste, wie die Tierschützer auf ihrer Facebook-Seite weiter schrieben. Nicht abtransportiert würden selbstverständlich diejenigen Tiere, die die Retter erst wegen «Harvey» aufgegriffen hätten, beruhigen die Verantwortlichen besorgte Facebook-Nutzer: «Dies sind nicht die an der Küste geretteten Tiere.» Die sollen «heimatnah» untergebracht werden, in der Hoffnung, bald zu ihren Besitzern zurückkehren zu können.

Hund trottet mit Futtertüte durch Regen  
In den sozialen Netzwerken machten einige herzzerreissende Bilder die Runde: So war ein Hund zu sehen, der mit einer Futtertüte im Maul durch den Regen trottete. Ein CNN-Reporter teilte auf Instagram ein Foto, das zwei Golden Retriever in einem Boot im texanischen Dickinson zeigt.  

Die beiden Hunde seien von ihren Besitzern vor einem überfluteten Haus zurückgelassen worden, schrieb er dazu. Andere Aufnahmen zeigten Freiwillige, die Pferde aus kniehohem Wasser retten.   Nachdem es in der grössten Notunterkunft in Houston zunächst Irritationen um abgewiesene Tierbesitzer gab, sind dort mittlerweile Haustiere willkommen. Gemäss einer nach Hurrikan «Katrina» erlassenen Verordnung sind bei einer Evakuierung im Katastrophenfall auch Tiere zu berücksichtigen.  

Damals hatten sich viele Menschen geweigert, ihre Häuser zu verlassen, weil Katzen und Hunde in New Orleans bleiben sollten. Andere liessen ihre Haustiere in dem Glauben zurück, nach wenigen Tagen wieder da zu sein. Tatsächlich dauerte es in einigen Fällen Wochen, bis Bewohner zurückkehren durften. Etwa 250'000 Hunde und Katzen kamen nach Angaben der Tierschutzgesellschaft ASPCA 2005 bei «Katrina» ums Leben oder wurden herrenlos.