Dass die Schweiz ein Importland ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Was viele nicht wissen: Neben Lebensmitteln, Fahrzeugen und Maschinen zählen auch Haustiere zu den Importschlagern. Allen voran Hunde. Gemäss Angaben des Schweizer Tierschutz STS werden pro Woche rund 500 Hunde in die Schweiz importiert. Nur ein kleiner Teil davon dürfte aus seriösen Zuchten stammen, die meisten aus illegalen Vermehrungsstationen oder aus Heimen und Auffangstationen im Ausland.

Nicht selten verlieben sich Herr oder Frau Schweizer in den Ferien in eine verwilderte Katze oder einen Strassenhund, den sie dann am liebsten gleich mit nach Hause nehmen möchten. Laut STS ist dies keine gute Idee, aus vielerlei Gründen. Zum einen gibt es eine ganze Reihe an Anforderungen für den Import von Tieren. Werden die nicht eingehalten, kann das Tier im schlimmsten Fall eingeschläfert werden. Zum anderen hätten langjährige Beobachtungen gezeigt, dass für jeden geretteten Streuner bald einer oder mehrere neue nachrücken. «Wenn man also meint, dass man mit einer solchen Spontanadoption in Bezug auf die Situation vor Ort helfend eingreift, dann täuscht man sich», sagt Lucia Oeschger von der Fachstelle Heimtiere des STS.

Tierschutz ist ein globales Unterfangen.

Alejandra Fries
Verein home4dogs

Im Ausland schlimmer dran als hier
Kommen Tiere aus ausländischen Heimen und Auffang- oder Tötungsstationen in die Schweiz, wird dies meist von hiesigen Vereinen organisiert, die sich der Rettung der dortigen Tiere verschrieben haben. «Tierschutz ist ein globales Unterfangen», sagt Alejandra Fries und begründet damit das Engagement des Vereins home4dogs für Hunde und Katzen in Polen und Spanien. Ähnlich klingt es beim Verein Melampo Schweiz, der Hunde aus dem gleichnamigen Tierheim in Spanien vermittelt: «Einem armen Tier muss geholfen werden, egal, ob es sich in der Schweiz oder hinter deren Grenze befindet», erklärt Monika Kellenberger vom Verein Melampo Schweiz.

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Sowohl, was den gesetzlichen Schutz als auch den Umgang der heimischen Bevölkerung mit den Tieren angeht, seien Hunde und Katzen im Ausland oft deutlich schlechter gestellt als in der Schweiz, wie beide Vereine betonen. Entsprechend gebe es in den besagten Ländern mehr Tiere, die Hilfe benötigen, als in der Schweiz. Der Vorwurf, dass es doch in der Schweiz genug herrenlose Tiere habe, um die man sich kümmern soll, lassen die Vereine nicht gelten. «Wenn in der Schweiz alle ausschliesslich ein Tier aus einem Schweizer Tierheim adoptieren würden, wären wohl in kürzester Zeit alle Tierheime leergefegt», gibt Alejandra Fries zu bedenken.

Da es im Ausland mehr notleidende Tiere gibt, sei das Angebot entsprechend grösser, sagt Monika Kellenberger. «Wir haben regelmässig Adoptionsanfragen von Leuten, die bereits länger in Schweizer Tierheimen nach einem neuen Begleiter gesucht, jedoch keinen passenden Hund gefunden haben.» Einige Tierheime in der Schweiz würden deshalb selber Hunde aus dem Ausland holen, um mehr Auswahl zu bieten, fügt Alejandra Fries an.

Zwei Ansätze für Hilfe vor Ort
Der STS jedoch setzt auf zwei andere Lösungsansätze, um das Leid der Tiere im Ausland zu mildern – beide bleiben vor Ort: Ein Ansatz sieht vor, Streunerhunde und -katzen zu fangen, zu kastrieren und wieder freizulassen. «Dies würde die Population auf Dauer im Lot halten», sagt Lucia Oeschger vom STS. Um sicherzustellen, dass die Bevölkerung und die politischen Entscheidungsträger vor Ort dies akzeptieren und die Tiere nach dem Freilassen in Ruhe lassen, braucht es begleitend sehr viel Aufklärungs- und Beratungsarbeit.

Der andere Ansatz besteht darin, die Tiere einzufangen, zu kastrieren, zu registrieren, zu impfen, tierärztlich zu versorgen und dann bis zur Vermittlung in gut geführten Tierheimen zu halten. Die lokale Adoption solle gefördert werden. Dabei sollen die Tiere ausschliesslich an einheimische Private vermittelt werden und so im jeweiligen Land bleiben. Dafür brauche es jedoch ausreichend Aufklärungsarbeit, Information, Beratung aller Beteiligung und auch genügend Ressourcen.

Wenn man meint, dass man mit einer Spontanadoption in Bezug auf die Situation vor Ort helfend eingreift, dann täuscht man sich.

Lucia Oeschger
Schweizer Tierschutz STS

«Auch wir versuchen, die Situation vor Ort zu verbessern», sagt Alejandra Fries von home4dogs. Wann immer es die Spendensituation ermögliche, unterstütze der Verein Kastrationsprojekte in der Umgebung der Partnertierheime sowie Sensibilisierungs­projekte. Der Verein Melampo Schweiz unterhält ein eigenes Hundeheim in Andalusien und helfe daher stark vor Ort, erklärt Monika Kellenberger. Alle Hunde, die der Verein ausschreibe, stünden auch in Spanien zur Vermittlung. «Wir vermitteln auch jedes Jahr viele Hunde in der Region. Allerdings haben gerade ältere oder schwarze Hunde wenig Chancen in Spanien.»