Die Fotos und Videos aus Yulin in Südchina sind erschreckend: Ein Markt mit engsten Käfigen, in denen sich die Hunde kaum umdrehen können. Eine Person, die auf der Strasse einen Hund mit einer Fangleine packt und in ein Auto zerrt. Ein Mann, der einen Hund mit mehreren Schlägen auf den Kopf tötet. Und das alles im Rahmen eines Festes, das jedes Jahr um die Sonnenwende stattfindet. Das Hundefleisch wird zu diesem Anlass traditionell mit Litschis und alkoholischen Getränken genossen. Das kostet laut Tierschützern jährlich mindestens 10'000 Hunden das Leben.

Für Menschen, die Hunde und Katzen als Haustiere lieben, ist allein die Tatsache, dass diese Tiere verspiesen werden, erschreckend. Doch für viele Einheimische hat das Essen von Katzen- und Hundefleisch Tradition. Gläubige Hindus wären ebenso schockiert, zu sehen, wie auf fast der ganzen Welt Rinder zum Verzehr geschlachtet werden, argumentieren sie. Und für die Händler von Hunden und Hundefleisch ist es schlicht ein Broterwerb. In einem Video des Magazins «Vice» aus dem Jahr 2014 erklärt eine Hundeverkäuferin ihre Situation: «Ich habe eine grosse Familie mit alten Leuten und Kindern. Mein Mann ist weg. Woher soll ich das Geld nehmen, um sie zu ernähren? Soll ich zur Hure werden?»

Herkunft der Hunde unklar
Doch die Kritik der Tierschützer richtet sich nicht nur gegen den Verzehr von Hunde- und Katzenfleischen im Allgemeinen, sondern speziell gegen die Herkunft der Tiere. Manche Händler geben an, ihre Hunden würden aus grossen Zuchten auf dem Land stammen. Die Tierrechtsorganisation Animal Asia bezweifelt jedoch die Existenz solcher Hundefarmen. Ihre Mitarbeiter hätten keine einzige grössere Zuchtstation gefunden, teilte die Organisation vor wenigen Tagen mit. Hingegen hörten sie in Dörfern zahlreiche Berichte von Hundediebstählen. Sie vermuten, dass das Hundefleisch, das in China gegessen wird, grösstenteils von gestohlenen Haus- und Hoftieren stammt.

Damit das Fleisch frisch bleibt, transportieren die Händler die Hunde lebendig, zum Teil über Hunderte von Kilometern. Nicht alle Tiere überleben den Transport in den engen Käfigen ohne Nahrung und Wasser. Mangels Kontrollen und wegen schlechter Hygienebedingungen werden mit den Hunden auch Krankheiten verbreitet.

2011 wurde ein anderes Hundefleischfest gestoppt
Diverse Tierrechtsorganisation arbeiten darauf hin, dass das Hundefleischfestival in Yulin künftig nicht mehr durchgeführt wird. Eine Online-Petition wurde bereits über eine Million Mal unterzeichnet, und aktuell (20.6.) kommen über hundert Unterzeichner pro Minute dazu. Dieses Jahr wird das Hundemassaker nicht mehr zu stoppen zu sein, und doch können die Aktivisten mittelfristig auf Erfolg hoffen. Immerhin haben die Behörden vor vier Jahren unter dem Druck der Öffentlichkeit ein Hundefleischfest in der Provinz Zhejiang im Südosten Chinas gestoppt.

[IMG 2]