Hamster, Mäuse, Meerschweinchen, Degus. Die kleinen Nager sind beliebte Haustiere – und vermeintlich einfach zu halten. Ein Käfig, Einstreu und irgendwas zum Spielen, Klettern und Herumturnen: Fertig ist das Nagerheim. Doch halt! Gerade wenn es ums Zubehör geht, lauern einige Fallstricke, die für den Halter unerfreulich und für das Tier lebensgefährlich sein können.

Das beginnt bei den Materialien: Völlig  ungeeignet im Nagerheim ist Plastik, aus mehreren Gründen: Abgenagte, verschluckte Splitter können zu lebensbedrohlichen Verletzungen im Darm führen. Durch die meist glatte Oberfläche besteht Rutsch- und Sturzgefahr. In Plastikröhren und -irrgärten ist keine ausreichende Luftzirkulation gegeben. Und verwinkelte Elemente lassen sich häufig nur unzureichend reinigen und trocknen schlecht. Dadurch siedeln sich gerne Pilze, Schimmel und Bakterien an, die wiederum zu schweren Krankheiten führen können.

Eine Ausnahme seien sogenannte Wodent-Wheels-Laufräder, sagt Kristina Grich vom Samtpfötli Shop in Liestal. «Sie bestehen aus einem speziellen Kunststoff, der weich ist und beim Annagen nicht splittert.» Die US-Gesundheitsbehörde habe ihn als gesundheitlich unbedenklich eingestuft.

Laufräder mit Tücken 
Statt Plastikröhren empfiehlt Grich Korkröhren. «Sie sind meist schön verzweigt und lassen sich beklettern, da die Tiere auf der weichen, strukturierten Oberfläche guten Halt finden.» Auch gegen unbehandelte Kartonröhren oder leere Toilettenpapierrollen sei nichts einzuwenden. Diese werden auch gerne zernagt. «Klebt man mit einem aus Vollkornmehl und Wasser angerührten Mehlkleister noch etwas Futter darauf, dient dies der Nahrungsbeschaffung, also der Hauptbeschäftigung eines Tieres in freier Wildbahn.» Ebenfalls gut verwendbar seien Röhren und Häuser aus Ton, unlasierter Keramik, Bambus und unbehandeltem, harzfreiem Holz. 

Ein gefährliches Pflaster für die zarten Nager sind Gitteretagen. Sie rutschen leicht ab oder bleiben mit ihren Pfötchen stecken. Besser geeignet sind Etagen aus Kork oder Holz. «Diese können auch mit einem sogenannten Sabberlack lackiert werden», rät Grich. Dank dieses Spielzeuglacks dringen Dreck und Urin nicht so schnell ins Holz ein.

Käfig und Transportbox
Nager müssen in ausreichend grossen Ställen gehalten werden. Auch ein sicheres Freilaufgehege sollte zur Verfügung stehen. Geschlossene Plastikboxen und Terrarien eignen sich nicht als Nagerheim: Hier herrscht auf Dauer keine ausreichende Luftzirkulation, wodurch sich schnell Pilze und Bakterien ansiedeln. Ausserdem können schädliche Gase wie Ammoniak nicht entweichen. Für Transporte verwendet man eine genügend grosse, gut belüftete, nicht durchsichtige, abgedunkelte Box, in der sich das Tier sicher fühlt.

Eine weitere verletzungsträchtige Falle sind Metall-Laufräder mit offenen Sprossen, beidseitiger Aufhängung und Querstrebe. Da die Standbeine häufig nicht hoch genug sind, können sich die Tiere unter dem Rad einklemmen. In offenen Aufhängungen und Sprossen verfangen sich leicht Füsse und Schwänzchen. Schwere Verletzungen sind die Folge. Ein geeignetes Laufrad sollte auf einer Seite völlig geschlossen, die Einstiegsseite dagegen ganz offen sein. Zu kleine Laufräder bewirken zudem eine starke Verkrümmung der Wirbelsäule. Die Wirbel werden falsch abgenutzt, was schlimmstenfalls zu einem Bandscheibenvorfall führt. Ungefährliche, speziell entwickelte Nagerlaufräder gibt es im Zoofachhandel. 

Todesangst in der Laufkugel
Gar als absolut tierschutzwidrig gelten Laufkugeln und Joggingbälle, in die der Nager eingesperrt wird, um ihm Auslauf in der Wohnung zu verschaffen. Das Laufen wird der Maus oder dem Hamster hier regelrecht aufgezwungen. Da die Tiere die Kugeln nicht verlassen können, wann es ihnen passt, bekommen sie schnell Panik. Durch das Anstossen an Möbeln oder das Herunterfallen von Treppen drohen zudem schwere Verletzungen, und eine schlechte Belüftung sorgt für Atemnot und somit zusätzlichen Stress. Lieber lässt man den Nager in einem grösseren, abgegrenzten Auslauf frei rennen. 

Auch sogenannte Hamsterwatte hat so ihre Tücken. Sie besteht aus einem Material, das Fäden zieht und das den Tieren sogar ihre Gliedmas­sen abschnüren kann. Ausserdem ist Hamsterwatte nicht atmungsaktiv und kann zu schweren Verdauungsstörungen führen, wenn der Nager sie verschluckt. Ungefährlich sind stattdessen Kapokwolle, staubfreies Heu und Stroh, sowie getrocknete Blätter und Moos. «Ein ideales Nistmaterial ist zudem ein unparfümiertes Taschentuch oder Toilettenpapier», sagt Grich. Es kann ganz oder in Streifen gerissen ins Gehege gegeben werden. 

Gefährlich sind hingegen Einrichtungsgegenstände aus Stoff wie Hängematten, Tipis, spezielle Stoff-Nester und -Häuser. Sobald das Tier den Stoff annagt, setzen sich die langen Fasern frei. Diese können wiederum Gliedmassen abschnüren, was bis zur Amputation oder sogar zum Tod der Tiere führen kann. «Oder die Fasern werden verschluckt und rufen einen Darmverschluss hervor, den man in der Regel bei einem so kleinen Tier nicht bemerkt. Ein qualvoller Tod wäre die Folge», warnt Grich. 

Zudem sollte man nur unbehandelte Einstreu verwenden. Parfümierte oder mit geruchsbindenen Stoffen behandelte Streu reizt dagegen Atemwege und Haut der Nager. Auch kann sie Stressreaktionen hervorrufen, da der Eigengeruch der Tiere damit übertüncht wird. «Wichtig ist, dass die Einstreu beim Bau der unterirdischen Gänge stabil bleibt», sagt Grich. Dafür eigne sich besonders Kleintierstreu aus Weichholzspänen. In sogenannten Buddelboxen können auch andere Einstreuarten angeboten werden. Dies dient der Abwechslung und Beschäftigung des Kleinnagers.

Gross genug für volle Backen
Bei Spielzeugen, Röhren und Häusern achte man stets auf eine ausreichende Gesamtgrös­se, aber auch auf genügend grosse Tür- und Fensteröffnungen, damit ein Steckenbleiben in jedem Fall ausgeschlossen ist. «Für Hamster gilt, dass sie auch mit vollen Backentaschen mühelos durch die Eingänge passen müssen», sagt Grich. Zwerghamster benötigen somit mindestens fünf bis sechs, Mittelhamster mindestens sieben bis acht Zentimeter Durchmesser.

Auf Futterbälle und Gitterraufen, die auf der Innenseite des Käfigs angebracht werden, sollten Nagerhalter verzichten. Zu leicht bleibt ein Pfötchen oder der Kopf des pelzigen Hausgenossen darin hängen. Heuraufen befestigt man lieber aussen oder man verteilt das Heu lose im Käfig.