Welcher Aquarianer würde sich das nicht wünschen: ein Aquarium in der Stube, in dem nachts, bei völliger Dunkelheit, die Fische in den unterschiedlichsten grellen Farben leuchten. Eine lebende Lichterkette sozusagen oder vielleicht etwas biologischer formuliert: Glühwürmchen mit Flossen. In Asien und in den USA ist dieses Szenario nicht mehr blosses Wunschdenken von Aquarienbesitzern, sondern dank den Erkenntnissen moderner Biotechnologie Wirklichkeit geworden. Online Apotheke

Begonnen hat die Geschichte der sogenannten Leuchtfischchen im Jahr 1999 an der Universität von Singapur. Dort isolierten Wissenschaftler, zunächst aus der als «Leucht-Qualle» bekannten Quallenart Aequorea victoria, ganz gezielt das Gen, das für die Herstellung des sogenannten «grün fluoreszierenden Proteins» (GFP) verantwortlich ist. Dieses Protein sorgt dafür, dass die Leuchtqualle unter ultraviolettem Licht grün leuchtet. Es erlaubt der Qualle, und anderen Meeresbewohnern, die es besitzen, in der Dunkelheit der Tiefsee unter anderem kleine Beutetiere anzulocken. 

Danach wurde das aus der Qualle isolierte «Leuchtgen» in die Erbsubstanz eines Zebrabärblings eingeschleust, eines der beliebtesten Aquarienfische der Welt. Neben grün kamen später noch weitere Farbvarianten hinzu: Rot wurde aus dem Erbgut einer Seeanemone, gelb aus einem weiteren Quallen­gen transferiert.

Farbpalette lässt Kassen klingeln
Die «Herstellung» der Leuchtfische erfolgte jedoch zunächst nicht, um Farbe ins heimische Aquarium zu bringen, sondern hatte einen durchaus ernsthaften, umweltrelevanten Hintergrund. Ziel der asiatischen Wissenschaftler war es nämlich, einen Organismus zu schaffen, der dazu fähig ist, in einem Gewässer Verunreinigungen aufzuspüren. Dazu koppelten die Forscher das jeweilige Fluoreszenz-Protein im Fisch an einen sogenannten «biologischen Detektor». Auf diese Weise können die Fische in bis zu fünf verschieden Farben aufleuchten, wenn sich bestimmte Schadstoffe im Wasser befinden.

Nur wenig später, im Jahr 2004, erkannte die US-Firma «Yorktown Technologies», dass sich mit den Leuchtfischen auch bei Aquarianern so richtig Kasse machen lässt – und sicherte sich die weltweiten Rechte an den gentechnisch veränderten Fischen. Noch im gleichen Jahr kamen die ersten dieser gentechnisch veränderten Aquarienfische denn auch als «GloFish®» in den Handel und fanden sowohl in den USA als auch in Teilen Asiens reissenden Absatz. Damit waren Leuchtfische die ersten Gentech-Tiere, die als Haustiere verkauft wurden. 

Werbevideo von «GloFish®» in dem die verschiedenen Farben vorgestellt werden:

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Mittlerweile sind Leuchtfische in den einschlägigen Zoofachgeschäften in den USA in diversen Farbvarianten zu erhalten. Das Farbspektrum der Fische reicht dabei von «Sunburst Orange» über «Electric Green» und «Cosmic Blue» bis hin zu «Galactic Purple». Beim GloFish ist der biologische Detektor übrigens abgeschaltet, sie leuchten also nicht erst, wenn sich Schadstoffe im Aquarium befinden.

Für Leuchtfisch-Enthusiasten, denen leuchtende Fische im heimischen Aquarium auf die Dauer nicht hip genug sind, bietet eine amerikanische Firma seit einigen Jahren den allerletzten Schrei an: Glowing Sushi (Leucht-Sushi). Bei dieser fragwürdigen Spezialität handelt es sich um frische Leuchtfische, mit Reis und Algen umwickelt, die oft als sogenanntes «Cryptonite-Sushi» dargeboten werden. 

Die Leucht-Sushi-Produktion würde allerdings auch bequem zu Hause gehen. Auf einem Youtube-Video zeigen Köche der «Glowing Sushi Cooking Show», wie man eine perfekte «Leucht-Sushi-Platte» herstellt und dann, im wahrsten Sinne des Wortes, ins rechte Licht rückt. 

UV-Licht kann den Fischaugen schaden
Es gibt da auch so wichtige Tipps wie, man möge bei der Leucht-Sushi-Zubereitung auf zu hohe Temperaturen und Essig sowie andere säuerliche Zutaten doch bitte verzichten, da durch die Säure das GFP-Protein zerstört werde. Ausserdem versichern die Experten der «Glowing Sushi»-Website ihrer geneigten Kundschaft, dass der Verzehr von Leuchtfischen für die Gesundheit des Konsumenten völlig unbedenklich sei. Nur kochen soll man die Fische nicht, schreiben die Experten. Dann nämlich ginge ihr Leuchten verloren.

Bei uns in der Schweiz sind Leuchtfische in Aquaristikgeschäften und in Privathaltungen zwar auch schon aufgetaucht, wie die Fischauffangstation in Zürich auf ihrer Website schreibt. Allerdings darf erstens mit den «Glo-Fischen» nicht gehandelt werden, denn sie stehen unter Patentschutz. 

Und zweitens ist die Haltung solcher Fische hierzulande sowieso untersagt: Denn als gentechnisch veränderte Tiere fallen die Leuchtfische unter das Gentech­verbot. Und noch aus einem weiteren Grund sollten hiesige Aquarianer auf die Haltung der leuchtenden Zebrafischchen verzichten: Weil Halter ihre Fischchen nicht nur nachts, sondern auch tagsüber leuchten sehen möchten, beleuchten sie sie oft mit UV-Licht – dieses wiederum kann laut dem Schweizerischen Tierschutz STS den Augen der Fische schaden.