Immer mehr Menschen lehnen den Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten ab. Die Gründe dafür sind vielfältig und gehen von Tierschutz über die Klimaerwärmung bis hin zur eigenen Gesundheit. Während der Mensch seine Ernährung einigermassen problemlos auf «pflanzlich» umstellen kann und zunehmend auf Verständnis sowie Gleichgesinnte trifft, sieht es bei der Katze anders aus. Der Entscheid, seinem Büsi kein Fleisch zu füttern, ist – gelinde gesagt – umstritten. 

Aufrufe auf Facebook, ob jemand über seine Erfahrungen berichten würde, enden mit Löschung, Tumult und dem Hinweis, wer seine Katze vegetarisch ernähre, gehöre ins Gefängnis. Uneinsichtigen Pflanzen-Fütterern wird zudem empfohlen, sich gefälligst eine Ziege oder ein Kaninchen anzuschaffen und die arme Katze zu verschonen. 

Auch der Schweizer Tierschutz STS findet deutliche Worte: Eine Katze vegetarisch zu ernähren, sei eine grundlegende Missachtung ihrer Biologie, Bedürfnisse und Würde. Prinzipiell sei es zwar möglich, wenn alle notwendigen Nährstoffe wie das lebensnotwendige Taurin, Vitamin A oder essenzielle Fettsäuren beigemischt würden. Aber allein die Tatsache, dass es möglich sei, mache eine vegetarische Katzenernährung eben noch lange nicht tiergerecht. 

Die Frage nach dem Sinn
Auch Annette Liesegang vom Zürcher Institut für Tierernährung kritisiert in einer in der Tierärztlichen Monatsschrift veröffentlichten Expertenmeinung, dass mit dem «Trend vegan» dem Tier Lebensweisen aufgezwungen würden, die seiner Physiologie nicht entsprechen: «Katzen sind reine Karnivoren und benötigen, um ihren Nährstoffbedarf zu decken, unbedingt tierische Produkte.» Wie vom Tierschutz erwähnt, könnten zwar alle wichtigen Nährstoffe, die nur in tierischen Futtermitteln zu finden sind, synthetisch hergestellt und supplementiert werden, wobei sich aber die Frage nach dem Sinn einer solchen Fütterung stelle. 

Gerade die Sinnfrage ist es aber, die viele Vegan-Fütterer an- und umtreibt. «Ich verzichte auf tierische Produkte, weil ich gegen die Ausbeutung von Tieren bin und mich ums Klima sorge. Und dann verfüttere ich meiner Katze Fleisch, das erst noch aus Tierfabriken stammt? Das macht doch keinen Sinn», sagt etwa Monika Fischer. Die 36-jährige Zürcherin hat sich auf einen Facebook-Aufruf gemeldet. Weil sie sich vor negativen Reaktionen fürchtet, tritt sie nicht mit ihrem richtigen Namen auf. Sie verstehe zwar, dass Fleisch zu füttern natürlicher sei: «Aber die Haltung von Haustieren ist per se unnatürlich und fordert von den Besitzern allerlei Kompromisse.» Dass sie nicht zuletzt von Menschen, «die selber möglichst billiges Fleisch essen ohne auf Tierschutzmassnahmen zu achten», immer wieder heftig kritisiert wird, findet sie hingegen «schlicht nicht nachvollziehbar».

Hochwertiges veganes Futter
Dorothea Schmid (Name ebenfalls geändert) füttert ihre zwei Lieblinge (6 und 15 Jahre alt) seit 2013 vegan. «Unsere Katzen sind aus dem Tierschutz. Ich kann ja nicht ein Tier retten und dann für dieses andere Tiere sterben lassen. Das ist absolut unlogisch», sagt sie. «Da es ja gutes, qualitativ hochwertiges veganes Futter gibt, das sie mit allem versorgt, warum nicht?» Sie habe schon lange davon geträumt, einer Katze ein neues Zuhause zu geben: «Ich wollte, dass sie gesund ernährt werden. Darum musste ich den Wunsch so lange zurückstecken, bis es auch das Futter dazu gab.» 

Damit meint Schmid Nass- und Trockenfutter von Firmen, die sich auf vegane Tiernahrung spezialisiert haben, sowie Katzengras, Hefeflocken, Malzpaste, Vitaminpaste, spezielles Katzenöl, Taurin und ab und an ein Leckerchen. Das Schwierigste sei, darauf zu achten, dass die beiden Katzen gleich viel essen würden. «Der Kater ist jünger und agiler und sehr verfressen. Die Katze frisst in Etappen. Da müssen wir etwas aufpassen.»

Ihrem Tierarzt habe sie sich bis anhin «nicht offenbart», sagt Schmid. Sie lasse die Katzen aber regelmässig untersuchen und auch das Blut kontrollieren. Es gehe beiden gut. Die 15-jährige Katze, die seit zwei Jahren bei ihr lebe, sei am Anfang fett und träge gewesen: «Jetzt ist sie schlanker und fängt wieder an zu spielen.»