Lange Zeit dachte man, dass die Händigkeit und die damit einhergehende Spezialisierung der Hirnhälften auf verschiedene Aufgaben eine Errungenschaft der menschlichen Evolution sei. Mittlerweile weiss man es besser: Auch im Tierreich kommt diese Lateralisation des Gehirns vor. Bei etlichen Arten konnte dies bereits gezeigt werden.

Linksfüssige Papageien
Bei Katzen beispielsweise sind Links- und Rechtspfötler etwa gleich stark vertreten. Wie eine Studie herausfand, bevorzugen weibliche Miezen eher die rechte, männliche dagegen die linke Pfote. Noch eindeutiger scheint es bei Papageien zu sein: Bei vielen Arten wurde schon asymmetrisches Verhalten festgestellt, wobei die Mehrheit der Vögel – unabhängig von Alter und Geschlecht – dem linken Fuss den Vorzug gibt. Mit ihm greifen sie nach Futter und führen dieses zum Schnabel.  

Walrosse dagegen sind klare Rechtsflössler. Laut einer dänischen Studie setzen bei der Futtersuche 89 Prozent von ihnen bevorzugt die rechte Flosse ein. Auch unsere nächsten Verwandten sind Rechtsänder: Wie der amerikanische Forscher William D. Hopkins feststellte, brauchen Schimpansen vor allem für komplizierte Aufgaben mehrheitlich die rechte Hand, während sie einfache motorische Vorgänge mit beiden Händen erledigen, wie das auch bei Menschen häufig der Fall ist. Allerdings gibt es bei den Schimpansen mehr Linkshänder als bei den Menschen – man geht von etwa 30 Prozent  aus. Beim Menschen wird die Zahl der Linkshänder auf 10 bis 15 Prozent geschätzt.  

Menschliche Vorfahren waren Rechtshänder  
Woher die überwiegende Präferenz der Menschen für die rechte Hand kommt, wissen die Wissenschaftler bis heute nicht. Es scheint aber eine Tatsache zu sein, dass sie schon sehr lange existiert: Bereits die menschlichen Vorfahren Homo erectus und Homo habilis waren vermutlich überwiegend Rechtshänder, wie 1,5 Millionen Jahre alte Werkzeugfunde belegen. Forscher von der University of Kansas haben zudem anhand von fossilen Zähnen feststellen können, dass bei Neandertalern auf neun Rechtshänder ein Linkshänder kam.

Eine mögliche Erklärung dafür liefert die Homo-loquens-Theorie, die Theorie des sprechenden Menschen: Das Sprachzentrum befindet sich bei den meisten Menschen – unabhängig von der Händigkeit – in der linken Gehirnhälfte, welche mit der rechten Hand korrespondiert. So könnte die Präferenz für die rechte Hand ganz einfach als Nebenprodukt der Evolution der linken Gehirnhälfte für Sprache intensiviert worden sein. Dies erklärt aber nicht, warum es dann überhaupt noch Linkshänder gibt – sie sind nach wie vor ein Mysterium. Schaut man sich allerdings im Tierreich um, gibt es zumindest einen Trost: Sie sind nicht allein.