Die Riechschleimhaut beim Menschen ist etwa so gross wie eine Briefmarke, bei Hunde hat sie dagegen eher die Fläche einer Postkarte. Entsprechend höher ist die Zahl der Riechzellen bei den Hunden, die erstens zwischen weit mehr verschiedenen Gerüchen differenzieren als wir Menschen und zweitens bereits viel geringere Konzentrationen wahrnehmen. Beim Schnüffeln werden die Duftmoleküle dabei nicht bei jedem Atmen wieder ausgestossen, sondern sammeln sich in der Nase an. Menschen machen sich den aussergewöhnlichen Riechsinn der Hunde in vielen Bereichen zu Nutze. Hier stellen wir ihnen einige Beispiele vor, die sie vielleicht nicht alle kannten.

Vorsicht, Unterzuckerung!
Diabetes ist eine nicht allzu seltene Erkrankung, die wir im Allgemeinen gut im Griff haben. Gefährlich kann es aber werden, wenn ein Patient ein Absinken des Blutzuckerspiegels zu spät bemerkt. Die Symptome reichen bis hin zur Bewusstlosigkeit. Dies zu verhindern, ist die Aufgabe von Diabeteswarnhunden. Sie riechen, wenn sich der Blutzuckerspiegel ihres Menschen verändert, und warnen ihn rechtzeitig.

Das riecht nach Krebs
Während Diabeteswarnhunde dort zum Einsatz kommen, wo eine Erkrankung bereits bekannt ist, können Hunde auch unentdeckte Gesundheitsprobleme zum Vorschein bringen. So können sie darauf trainiert werden, Blasen- und Prostatakrebs in Urinproben, Darmkrebs in Stuhlproben sowie Lungenkrebs in Atemluftproben zu erkennen und anzuzeigen.

Ungeborene Kälbchen
Eine weitaus erfreulichere Diagnose kann die Hündin der Ostschweizer Tierärztin Sandra Keller stellen: Die Hündin erkennt am Urin einer Kuh, ob diese trächtig ist, und zeigt dies an, indem sie sich hinlegt. Und dies bereits zu einem Zeitpunkt, an dem die Tierärztin beim Abtasten der Kuh noch nichts merkt.

Winzige Plagegeister
Nicht direkt um Gesundheit, aber ums menschliche Wohlbefinden geht es bei Wanzenspürhunden. Der Name sagt es, sie finden Bettwanzen, und zwar mit einer weit höheren Trefferquote als wir Menschen mit unseren Augen. So kontrollieren sie etwa nach der Bekämpfung einer Wanzenplage, ob wirklich alle Blutsauger erwischt wurden oder ob ein paar überlebt haben und die Schädlingsbekämpfer nochmals anrücken müssen.

Bär, Tiger, Orca
Ums Gegenteil geht es bei den sogenannten «Conservation Canines», was sich mit «Artenschutzhunde» übersetzen lässt. Im Dienst der Universität Washington erschnüffeln diese Hunde seltene Arten. Vom Grizzlybären über Tiger bis hin zu Salamandern und gar Schwertwalen helfen diese Hunde Wissenschaftlern herauszufinden, wo und wie häufig bestimmte Tierarten vorkommen.

Schildkröteneier
Ebenfalls um Artenschutz geht es in einem Park an der Küste des US-Bundesstaates Texas. Ein Terrier hat dort die Aufgabe, Gelege der akut vom Aussterben bedrohten Atlantik-Bastardschildkröte aufzuspüren. Wildhüter nehmen die Eier in den Brutkasten. So sind die Eier sicher vor Räubern und es schlüpfen mehr Tiere, als wenn die Eier im Sand bleiben würden.

Wilderern auf der Spur
Im Virunga-Nationalpark im Kongo sind die Tiere durch die Wilderei bedroht. Doch seit ein paar Jahren müssen Wilderer damit rechnen, noch Stunden oder gar Tage nach dem Töten eines Tieres gefunden zu werden, und zwar von Bloodhounds. Die Aargauerin Marlene Zähner hat ihr Fachwissen mit dieser Hunderasse in den Dienst des Parks gestellt und mitgeholfen, eine Spezialtruppe aufzubauen.

Invasive Käfer
Um einheimische Arten zu schützen, ist es manchmal auch nötig, gebietsfremde Tiere und Pflanzen – sogenannt invasive Arten – zu bekämpfen. In der Schweiz sind Spürhunde im Einsatz, welche Asiatische Laubholzbockkäfer erschnüffeln. Diese Käfer aus Asien richten grosse Schäden an und zählen zu den weltweit gefährlichsten Laubholzschädlingen. Die Hunde können sowohl in befallenen Gebieten eingesetzt werden als auch zur Inspektion verdächtiger Ware wie importierten Pflanzen und Verpackungsmaterial.

Geld im Schinken
Überhaupt sind Importe ein riesiges Betätigungsfeld für den Riechsinn der Hunde. Auf alles, was im grösseren Stil illegal transportiert wird, werden Hunde abgerichtet. Das sind Drogen und Waffen, aber auch Bargeld. Vor den Spürnasen der Hunde ist kein Versteck sicher – sogar in Schinken eingepackt kamen schon Banknoten zum Vorschein. Dabei wissen die Hunde sogar nach Menge zu differenzieren, da ja kleinere Geldbeträge durchaus legal über Grenzen gebracht werden dürfen.

Handy im Gefängnis
Nicht nur am Zoll gibt es illegale Waren zu entdecken, auch in Gefängnisse werden verbotene Gegenstände hineingeschmuggelt. Insbesondere Handys. Die Polizei im deutschen Bundesland Sachsen verfügt jedoch über einen Schäferhund, mit dem sie Justizvollzugsanstalten nach Mobiltelefonen durchsucht. Die Haftlinge verwenden die Telefone unter anderem, um Zeugen zu beeinflussen oder um Strukturen organisierter Kriminalität aufrecht zu erhalten.

Kinderpornografie
Auch bei Hausdurchsuchung sind Hunde mit von der Partie. Ein Labrador unterstützt die Polizei im US-Bundesstaat Rhode Island bei der Suche nach Festplatten, die illegales Material enthalten können. Bereits bei seinem ersten Einsatz habe er einen Datenträger mit Kinderpornografie gefunden, der in einer Metallbox versteckt war.

Sprengstoff im Bundeshaus
Zurück in die Schweiz: Hier kam bei der Bundesratswahl im vergangenen Dezember eine Hundestaffel zum Einsatz. Sie kontrollierte sämtliche Gegenstände, die ins Bundeshaus gebracht wurden, so die ganze Ausrüstung der Fernseh- und Radiosender, die über das Ereignis berichteten. In anderen Ländern suchen Hunden auch nach Landminen und retten so Leben.

Delikatesse aus dem Boden
Zu guter Letzt eine erfreulichere Anwendung: die Trüffelsuche. Früher liessen die Menschen Säue nach den edlen Pilzen graben, da der Geruch des Trüffels offenbar demjenigen eines Ebers gleicht. Heute übernehmen Hunde die Aufgabe, die «schwarzen Diamanten» im Boden aufzuspüren. Bekannt als Trüffelhund ist der Lagotto Romagnolo, eine Hunderasse aus Italien. Ihn zum Trüffler auszubilden ist nicht schwer, doch damit dann die Suche von Erfolg gekrönt ist, braucht es auch einiges an Fachwissen beim Hundehalter. Alles können uns die Hunde nicht abnehmen.