Es ist ein Experiment, einzigartig in Länge und Thematik: Seit 1959 selektiert man in Novosibirsk Silberfüchse auf Zutraulichkeit zum Menschen. Der russische Biologe Dimitri Beljaew wollte damals beweisen, dass die Gene, die bei den Füchsen für ihr zahmes Verhalten verantwortlich sind, auch Einfluss auf andere Merkmale haben. Mit Stolz blickt seine Nachfolgerin Ludmilla Trut heute auf Tiere, die so zahm und anhänglich sind wie Schosshunde. Auch ihr Fell hat sich über Generationen hinweg verändert: Je zutraulicher die Tiere wurden, desto mehr weisse Flecken hatten sie.

Auch bei Hunden ist dies ein oft diskutiertes Thema. Inwiefern beeinflussen Gene, die für die Fellfarben der Vierbeiner verantwortlich sind, auch ihr Verhalten? «Würde man ein solches Züchtungsexperiment über mehrere Jahrzehnte mit Wölfen durchführen, dann hätten wahrscheinlich die besonders zahmen Tiere alle weisse Flecken», wagt Tosso Leeb von der Vetsuisse Bern vorauszusagen. 

Der Direktor des Instituts für Tiergenetik findet den Zusammenhang zwischen zahmem Verhalten und Weissscheckung plausibel. «Die weissen Fellflecken beruhen auf einer gestörten Entwicklung von Pigmentzellen, die bereits im Embryo stattfindet», sagt Leeb. Die Pigmentzellen migrieren im Laufe der Embryonalentwicklung in die Haut. «Bis zum Zeitpunkt der Migration halte ich einen Zusammenhang für möglich. Danach nicht mehr.» 

Ab da greifen nämlich zahlreiche Genorte unabhängig voneinander in die Pigmentierung ein und haben keinen Einfluss mehr auf das Nervensystem. Durch die genetisch festgelegte Verteilung der im Hundefell vorkommenden zwei Farbstoffe Eumelanin und Phäomelanin kommt es dann zur individuellen Fellfarbe und -zeichnung. 

Zufällige Korrelation?
Zwar nicht weiss gefleckten, jedoch Hunden mit weisser Fellfarbe sprach der koreanische Veterinärmediziner Kim von der Gyeongsang National University vor einigen Jahren unterschiedliches Verhalten zu. Er und sein Team fanden bei der Beobachtung von 32 Hunden der Rasse Jindo heraus, dass die Hunde mit weissem Fell ängstlicher und unterwürfiger waren als solche mit beige- und hellbraunem Fell. Geht es um die Fellfarbe im Allgemeinen, zeigt sich Genetiker Tosso Leeb allerdings skeptisch. «Es gibt kein Gen, das sowohl die Fellfarbe als auch gleichzeitig das Verhalten beeinflusst.»

Zufällige Korrelation? Zwar nicht weiss gefleckten, jedoch Hunden mit weisser Fellfarbe sprach der koreanische Veterinärmediziner Kim von der Gyeongsang National University vor einigen Jahren unterschiedliches Verhalten zu. Er und sein Team fanden bei der Beobachtung von 32 Hunden der Rasse Jindo heraus, dass die Hunde mit weissem Fell ängstlicher und unterwürfiger waren als solche mit beige- und hellbraunem Fell. Geht es um die Fellfarbe im Allgemeinen, zeigt sich Genetiker Tosso Leeb allerdings skeptisch. «Es gibt kein Gen, das sowohl die Fellfarbe als auch gleichzeitig das Verhalten beeinflusst.»

Worauf beruht der Eindruck auf Seiten der Halter? «Das ist eine zufällige Korrelation und hat ursächlich nichts miteinander zu tun», bewertet Leeb die Ergebnisse Lofgrens. Eine Korrelation könne auf einem Züchtereffekt oder der menschlichen Wahrnehmung beruhen. So haben zum Beispiel mehr Menschen Angst vor Hunden mit schwarzem Fell als vor solchen mit hellem Fell. Dies bedeutet jedoch nicht, dass schwarze Hunde aggressiver sind.

Von vielen Faktoren beeinflusst
Auch Udo Sprecher, Zuchtleiter bei der Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde in Allschwil, kann Lofgrens Ergebnisse nicht untermauern: «Bei allen unseren Hunden kann ich keinen Einfluss der Fellfarbe auf das Verhalten der Hunde bestätigen.» Bei der Auswahl der Hunde achtet die Stiftung daher auch weniger auf die Fellfarbe als auf andere Faktoren wie ausgeglichenes Wesen, problemloses Sozialverhalten oder gute Arbeitsfreude.

So hat dann auch die sogenannte «Cocker-Wut», die lange Zeit Vierbeinern mit rötlichem Fell nachgesagt wurde, eine andere Ursache. «Der Gendefekt, der zur Cocker-Wut führt, ist heute bekannt. Wir wissen, dass er nichts mit der Fellfarbe zu tun hat», kann Tosso Leeb alle Besitzer von Cocker Spanieln mit rotem Fell beruhigen.

Selbst wenn es einen kausalen Zusammenhang zwischen einem Verhalten und der Fellfarbe gäbe, ein wissenschaftlicher Nachweis erscheint Leeb fast unmöglich. «Das Verhalten von Hunden wird durch zahlreiche und oft nicht kontrollierbare Faktoren beeinflusst.» Eine mögliche Ausnahme könnten allenfalls aufgrund der entwicklungsbiologischen Zusammenhänge die Weiss-Scheckungen inklusive völlig weiss geborener Tiere bilden.