Die Forscher um Sarah Marshall-Pescini vom Wolf Science Center der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben Wölfe und Hunde teils in Rudeln und teils an Menschen gewöhnt aufgezogen. Für ihre Studie stellten sie ihnen eine spezielle Aufgabe, in der sie beweisen konnten, wie gut sie mit ihren Artgenossen zusammenarbeiten.

Hinter einem Zaun lag unerreichbar für sie Futter auf einem Tablett, erklärte Marshall-Pescini der Nachrichtenagentur APA. Zwei Tiere konnten das Futter zu sich heranziehen, wenn sie gleichzeitig jeweils an einem Ende eines Seils zogen, das um das Tablett gefädelt war.

Die Wolfs-Pärchen schafften dies bei jedem vierten Versuch (100 von 416), Hunde-Pärchen nur bei zwei von 472 Versuchen, berichten die Forscher im Fachblatt «PNAS». Bei den Wölfen funktionierte die Zusammenarbeit am besten, wenn sie eine gute soziale Bindung zueinander und einen ähnlich hohen Rang im Rudel innehatten.

Wölfe sind mehr Rudeltiere
Dies passe gut zu den Beobachtungen in der freien Natur, so die Wissenschaftler in dem Fachartikel. Wölfe leben in sehr eng geknüpften Familien-Gruppen und sind darauf angewiesen, gemeinsam zu jagen, die Jungen aufzuziehen, und ihr Territorium zu verteidigen. Frei lebende Hunde, die immerhin 80 Prozent der weltweiten Hundepopulation ausmachen, sind hingegen in der Regel Einzelgänger.

Die Hunde waren zwar an dem Spielchen und dem Futter genau so interessiert wie die Wölfe, aber sie zogen fast nie gemeinsam am Seil, um soziale Konflikte um das Futter zu vermeiden, meinen die Forscher. «Wölfe streiten durchaus um Futterressourcen, aber am Ende bekommen beide ihren Anteil», so Marshall-Pescini. 

Bei Hunden hole sich das dominantere Tier alles, und das andere hält sich von ihm und dem Futter fern, damit es zu keinem Konflikt kommt. Diese Vermeidungsstrategie verhinderte in den Versuchen offensichtlich eine erfolgreichere Zusammenarbeit mit ihren Artgenossen, erklärte sie. Die Forscher wollen nun bei Wölfen und Hunden untersuchen, wie gut sie jeweils mit Menschen kooperieren.